Hilpoltstein
"Wir alle sind Kunst vom Leben gezeichnet"

102 Abiturienten des Hilpoltsteiner Gymnasium erhalten ihre Reifezeugnisse Konzept "Q-Weide" geht auf

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Die Hilpoltsteiner Abiturienten feiern ihren Abschluss (oben). Bei 26 von ihnen steht im Zeugnis eine Eins vor dem Komma (links). Für das gelungene "Konzept Q-Weide" bekommt Susanne Wagner eine Kunststoffkuh mit den Unterschriften ihrer Schützlinge (rechts). - Fotos: Leykamm

Hilpoltstein (HK) "Endlich raus dem Rotstiftmilieu": Unter dieses Motto hatten 102 Gymnasiasten aus Hilpoltstein ihre Abi-Feier am Freitag gestellt. Zwei von ihnen hatten einen ganz besonderen Grund zu jubeln: Sie können auf eine fantastische Endnote von 1,0 verweisen.

Die Traumnoten heimsten Philipp Merkl aus Allersberg und Ramona Schöll aus Meckenhausen ein. Dritter im Bunde der Besten ist Leonid Löw aus Göggelsbuch, der eine Note von 1,1 erreicht hat.

Insgesamt stand in den Reifezeugnissen 26 Mal die eins vor dem Komma, wie Schulleiter Karlheinz Thoma bei seiner Rede hervorhob. Auffällig sei dabei der große Anteil an jungen Männern, die elf der Besten stellten. In früheren Jahrgängen fiel hier das Zahlenverhältnis der Geschlechter gern mal zehn zu eins für die Frauen aus. Bei der Gesamtzahl der Abiturienten herrscht absoluter Gleichstand von 51:51.

"Liebe Eltern, seien Sie stolz auf Ihre Kinder - wir Lehrer sind es", sagte Thoma angesichts der Leistungen. In Anspielung an das Motto betonte er, dass in den Schuljahren der nun Gefeierten so einige Male der Rotstift angesetzt werden musste, "um Fehlplanungen zu verhindern". Wie bei jedermann würden auch bei den jungen Erwachsenen Korrekturen auf den eigenen Lebenswegen notwendig sein.

Beeindruckt zeigte sich der Schulleiter von der Charakterfestigkeit, über welche die Abiturienten jetzt schon verfügten. "Euer gutes Benehmen zeichnet euch aus", betonte er. Das wiederum verschaffe gute Chancen bei beruflicher Karriere und Partnersuche.

Die derzeitigen Baumaßnahmen am Gymnasium blieben in der Rede freilich nicht unerwähnt. Sie gehen mit der Entwicklung eines neuen Leitbilds einher, an dem viele der nun Verabschiedeten aktiv mitgewirkt hätten. Im Gottesdienst vor der Feier war indes der Bau des eigenen Lebenshauses das Thema gewesen, das Abitur könne hier als wichtiger Grundstein dienen, hieß es.

Nach der Rede des Rektors und dem Abendessen hatte dann "die Mutti" ihren umjubelten Auftritt. Gemeint war Susanne Wagner, die sich als Oberstufenkoordinatorin jener Q12 annahm, die nun den Abschlussjahrgang bildete. Den habe sie gerne "auf die Q-Weide geführt, die ihr mit Leben erfüllt habt". Analog dazu bekam sie eine Kunststoffkuh mit den Unterschriften der Schüler geschenkt.

Wagner lobte das offene Wesen ihrer Schützlinge, die erwachsen mit eigenen Fehlern umzugehen wüssten. "Prägt eure Umwelt mit euren Ideen und lasst euch selbst prägen", gab sie ihnen mit auf den Weg. Mit der Anekdote vom Frosch (der sein Ziel erreichte, weil ihn die Taubheit vor negativer Beeinflussung bewahrte) riet sie ihnen, auf die richtigen Stimmen im Leben zu hören und entmutigenden Worten keinen Raum zu geben.

Trost suchte Elternbeiratsvorsitzende Heike Kalb den beiden der einst 104 Schüler zu spenden, die das Ziel nicht erreichten. Insgesamt waren es neun Absolventen, denen der Hürdenlauf der mündlichen Prüfung nicht erspart blieb, sieben waren erfolgreich.

Der Notendruck der zurückliegenden Jahre habe zudem das soziale Engagement der Schüler erschwert. Umso höher seien die Leistungen derer zu bewerten, die sich hier engagiert hätten. Der Elternbeirat nahm dies zum Anlass, Michael Eckmann aus Marquardsholz mit einem eigenen Preis zu ehren. "Der Michi ist der sozialste Mensch an der ganzen Schule", soll ein Kamerad über ihn gesagt haben.

Lea Hueber als Sprecherin der Abiturienten mischte in ihrer Rede Humorvolles und Nachdenkliches. Wichtige Tugenden seien hier trainiert worden, wie die der Entscheidungsfähigkeit. Sie sei etwa bei der Frage vonnöten gewesen, ob man nun die nächste Schulstunde besuchen soll oder nicht. Hueber rief dazu auf, das Leben sinnvoll zu gestalten, denn es könne kürzer als gedacht sein. Deswegen gelte es, nicht danach zu streben, jemand anderes zu sein, als man selbst. Den Spruch für die richtige Einstellung lieferte sie auch gleich mit: "Wir alle sind Kunst - vom Leben gezeichnet."

Dann folgte der Höhepunkt des Abends für die Abiturienten: Sie konnten den roten Teppich beschreiten und das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife entgegennehmen. Bilder und Musik machten dabei jeweils deutlich, wer da gerade sein Abitur bekam. So mancher erhielt am Abend auch noch etwas mehr und es galt zahlreiche Preise zu vergeben. Die drei Besten etwa bekamen den Preis des Freundeskreises. Philipp Merkl wurde von der Vereinigung Deutscher Mathematiker und der Naturhistorischen Gesellschaft geehrt und zudem für das Maximilianeum angemeldet.

Ramona Schöll durfte sich über eine Ehrung des Partnerschaftsausschusses Hilpoltstein-Seilhac freuen und Leonid Löw über je eine vom Deutschen Altphilologenverband und der Gesellschaft Deutsche Chemiker. Löw ist nämlich sowohl bester Latein- wie auch bester Chemieabiturient. Für die Studienstiftung des Deutschen Volkes ist er nun ebenso gemeldet. Weitere Ehrungen gab es für die langjährige Schülersprecherin Sara Czöppan (Hofstetten), Saskia Funk (Hilpoltstein), Christopher Endres (Allersberg) und Nicolas Pechler (Heideck). Besonders stark für den Jahrgang eingesetzt haben sich Alexandra Neubert (Hilpoltstein), Matthias Alt (Allersberg) und Max Holzer (Hilpoltstein).