Hilpoltstein
Waldpflege so leicht wie Blumen pflücken

Wie Maschinen junge Baumbestände nachhaltig fördern helfen FBG Heideck-Schwabach informiert nahe Hofstetten

09.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Der "Woodcracker" zwickt die Bäumchen förmlich aus dem Wald, bündelt sie zu einem Strauß und legt sie dann zum Abholen für den Rückewagen in die Fahrgasse. - Fotos: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Wenn junge Wälder emporwachsen, sorgt das nicht nur bei Naturfreunden für Freude. Für die Besitzer bedeutet die Pflege des Jungwuchses aber auch viel Arbeit. Wie dabei Maschinen sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden können, hat eine Infoveranstaltung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach in einem Waldstück nahe der Paulusmühle bei Hofstetten gezeigt.

Dort haben die beiden FBG-Mitglieder Inge und Jürgen Wohlfahrt Mitte der 1990er-Jahre aus einem zwei Hektar großen Acker ein Waldstück gemacht, auf dem sich heute Kiefern und Roteichen in den Himmel strecken. Sowohl das Nadel- wie auch das Laubholz gedeiht prächtig. Sogar so gut, dass dem Paar der Aufwand an Pflegemaßnahmen über den Kopf wuchs. "Wir haben jedes Jahr ein bisschen etwas gemacht", erklärten die beiden an der Veranstaltung. Schlechte Bäume galt es zu entnehmen, damit die guten mehr Platz haben. Doch je höher und dichter der Bestand wurde, umso schwieriger gestalteten sich die Arbeiten - die abgesägten Bäume hatten gar nicht mehr den Raum, zu Boden zu fallen.

Eine Lösung für das Problem lieferte nun der Biomassehof Rohm aus Roth. Denn dort gibt es einen maschinellen "Mitarbeiter", der für solche Herausforderungen genau der richtige ist: ein auf einem Minibagger montiertes Fäll-Bündel-Aggregat. Der Greifer zwickt mit seinen hydraulischen Messern die Bäumchen einfach ab und sammelt mit der Zange bis zu zehn von ihnen, bündelt sie zu einem Strauß, hebt diesen galant vom Waldboden empor und legt ihn in einer der Fahrgassen ab. Und er richtet damit weit weniger Schaden an als eine manuelle Entnahme.

So erklärte es Hans Stromberger, forstlicher Mitarbeiter der FBG. Die Gassen selbst mussten dazu allerdings noch etwas verbreitert und eine Baumreihe geopfert werden. Das Material landet nun in besagtem Biomassehof, der es zu Hackschnitzel verarbeitet. Für die Wohlfahrts soll das Ganze kostendeckend sein, es könnte sich auch ein kleiner Erlös ergeben, so Stromberger. 400 Schüttraummeter hat der Rückewagen an Bündeln schon aus dem Wald gezogen, fast doppelt so viele sollen es insgesamt werden, "dann ist der Wald gut gepflegt".

Die Dimensionen verdeutlichen, dass dies ohne Maschineneinsatz schwer zu bewerkstelligen wäre. Große Maschinen wie der Harvester allerdings wären bei dem Kleinmaterial unwirtschaftlich. Mit seinem Dienstleistungsangebot, das im Landkreis derzeit seinesgleichen sucht, stößt Biomassehofchef Dieter Rohm also in eine Marktlücke. Zumal es hier zahlreiche Flächen ähnlich jener der Wohlfahrts gibt.

FBG-Forstmitarbeiter Johannes Lang erinnerte an die Stürme Wiebke und Vivian, die vor gut einem Vierteljahrhundert die hiesigen Wälder auf eigene Weise aufgelichtet haben. An den betroffenen Stellen ist nun meist Jungwuchs anzutreffen - und diese jungen Baumbestände wollen gepflegt werden. Die personellen Kapazitäten hierfür aber sind oft knapp. Das rund 10 000 Euro teure Aggregat namens "Woodcracker" soll nun immer öfter Abhilfe schaffen. Entsprechend groß war auch die Resonanz auf die Informationsveranstaltung. Etwa 50 Waldbesitzer fanden sich trotz bestem Biergarten- und Freibadwetter ein.

Bei all den vielen Vorteilen, die der Einsatz des "Woodcrackers" bietet, gibt es allerdings auch ein kleines "Aber", auf das Dietmar Schuster als forstlicher Berater der Forstbetriebsgemeinschaft aufmerksam machte. Denn im Gegensatz zur Wiederaufforstung gibt es derzeit für die Jungwuchspflege leider keine staatliche Förderung. Was Schuster ausdrücklich bedauerte, denn die entsprechenden Arbeiten bildeten eigentlich "die allerwichtigste Maßnahme im Wald", für dessen Fortbestand damit die Grundlage gelegt werde. Langfristig aber lohne sich der Griff zum Greifer in jungen Wäldern auf jeden Fall, auch wenn ganz aktuell auf 400 Euro pro Hektar verzichtet werden müssen.