Hilpoltstein
"Gemeinsames Musizieren verbindet"

Comeniusschule hofft auf Spenden für eigene Veeh-Harfen wöchentlicher Unterricht

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Die Schülerinnen und Schüler der Comeniusschule spielen In kleinen Gruppen Veeh-Harfe. Da die Instrumente alle der Heilpädagogin Christine Kienzerle (rechts im Bild) gehören, wünscht sich die Schule nun eigene Harfen. - Foto: Fischer

Hilpoltstein (HK) Eigene Musikinstrumente wünscht sich die Comeniusschule in Hilpoltstein. Mit der Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" möchte der DONAUKURIER gemeinsam mit Unterstützung der Leserinnen und Leser diesen Wunsch wahr werden lassen.

Die Klassenzimmertür der Comeniusschule geht auf. Herein kommen aufgeweckte, hibbelige, teilweise laute Jugendliche im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren. Heilpädagogin Christine Kienzerle sorgt dafür, dass sich alle an ihren Platz setzen. Jede Schülerin und jeder Schüler bekommt ein Musikinstrument, eine sogenannte Veeh-Harfe, und die dazugehörigen Notenbögen. Diese schiebt man zum Spielen des außergewöhnlichen Instruments lediglich zwischen den Klangkörper und die Saiten. Die Noten werden dabei von einfachen schwarzen Punkten, Pfeilen und Linien ersetzt. Wer sich an das Schema hält, muss für das Musizieren noch nicht einmal die genaue Melodie im Kopf haben.

Und dann geht es los. Leise zupft die 15-jährige Julia an den Saiten der Veeh-Harfe. Klar und deutlich ertönt die sanfte Melodie von "Stille Nacht". Kienzerle steht neben ihr, schaut ihr beim Spielen über die Schulter und hilft wenn nötig. In einem Zug spielt sie das traditionelle Weihnachtslied zu Ende. Fehlerfrei. "Ich mag den schönen Klang", sagt sie hinterher. "Am Anfang hörten sich die Töne noch etwas schief an, aber mittlerweile geht es schon viel besser." Aus den vorher noch unruhigen und lauten Jugendlichen sind entspannte, geradezu andächtige Musiker geworden. Genau das ist es, was die Veeh-Harfe so besonders macht. "Wer an der Veeh-Harfe spielt, der fährt runter. Auch bei schlechter Laune", sagt Kienzerle. Oft habe sie es schon erlebt, dass Kinder, die zuvor noch heftig gestritten haben, den Streit in der Veeh-Harfen-Runde beiseitelegten. "Gemeinsames Musizieren verbindet."

Jeden Dienstag kommt die autorisierte Veeh-Harfen-Partnerin Kienzerle in die Comeniusschule, welche Teil des Hilpoltsteiner Auhofs ist, um mit den Schülerinnen und Schülern Musik zu machen.

Inzwischen ist der 14-jährige Fabian an der Reihe. Trotz einer spastische Lähmung in einer der Hände gelingt es ihm, das Stück einwandfrei zu spielen. Zwar zupft er beim ersten Mal noch etwas zu stark an den Saiten - die Melodie ist aber zweifelsohne zu erkennen.

Im Kreis sitzend spielen die Kinder sowohl alleine, als auch gleichzeitig. Insgesamt vier Gruppen von nie mehr als einer Handvoll Kindern und Jugendlichen wechseln sich so jeden Dienstag ab.

"Für viele unserer Schülerinnen und Schülern ist ein normales Instrument weit weg. Mit der Veeh-Harfe erleben sie selber einen schnellen Erfolg", schwärmt Konrektor Rainer Kühlewind. Erfunden wurde die Veeh-Harfe von Landwirt Hermann Veeh aus dem fränkischen Hemmersheim. Dieser suchte vor vielen Jahren ein Instrument für seinen Sohn, der mit dem Downsyndrom auf die Welt kam. Mit Hilfe der Veeh-Harfe war es für diesen erstmals möglich, gemeinsam mit anderen zu musizieren.

Weil sich die Schule die teuren Vee-Harfen, rund 600 Euro muss man für eine bezahlen, nicht leisten kann, muss Kienzerle noch immer ihre eigenen Harfen mitbringen. "Es wäre wirklich schön, wenn wir eigene Instrumente hätten", sagt Kühlewind.

Dazu können auch die Leserinnen und Leser einen kleinen Teil leisten. Der DONAUKURIER sammelt mit der Aktion "Vorweihnacht der guten Herzen" Spenden, um diesen Wunsch zu erfüllen.

Die Musikstunde ist mittlerweile vorbei. "Bringen Sie das nächste Mal Jingle Bells mit, wenn Sie das schaffen", ruft Julia beim Verlassen des Klassenzimmers. Kienzerle verspricht, nächste Woche die entsprechenden Notenblätter mitzubringen. "Au ja, dann spielen wir das Lied nächste Woche!"