Hilpoltstein
Von Priestern und Narren

Neue Ausstellung im Museum "Schwarzes Ross" Vernissage in der Residenz

12.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Die Jackman Connection Spezial begleitete die Vernissage in der Residenz mit Eigenkompositionen.

Hilpoltstein (HK) Etwas ungewöhnlich ist der Titel der neuen Ausstellung im Hilpoltsteiner Museum "Schwarzes Roß" schon. Der Name "Narren und Priester" hatte bereits vor der Vernissage, wie "Museumsdirektor" Peter Hagenmeier berichtete, für Aufregung gesorgt.

Aus Platzgründen fand diesmal die Eröffnung in der nahen Residenz statt. Die Jackman Connection Spezial mit Izabella Effenberg (Vibraphon), Norbert Emminger (Saxophon) und Gunther Rissmann (Kontrabass) begleitete die Veranstaltung mit Eigenkompositionen. Krankheitsbedingt konnte die Schulband nicht auftreten.

Im Jahre 2007, so Bürgermeister Markus Mahl, habe die Reihe der Ausstellungen mit polnischer Kunst im Museum Schwarzes Ross begonnen. Kunst könne über Grenzen hinweg verbinden, auch wenn er die derzeitige politische Entwicklung im Nachbarland Polen mit Besorgnis betrachte.

"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister", begann der polnische Konsul Martin Kuhl und erregte ob der Beförderung des Bürgermeisters ungewollt Heiterkeit. Auch er freue sich über die Ausstellung in Hilpoltstein. Er lobte die guten deutsch-polnischen Beziehungen. "Manchmal gibt es Differenzen", stellte der Konsul fest, "aber wir kommen gut voran, man muss sich da keine Sorgen machen." Er hoffe, dass man auch in den nächsten Jahren erfolgreich mit Hilpoltstein zusammenarbeiten werde.

Dorota Kabiesz ist die Kuratorin der Ausstellung, die zuvor in München gezeigt worden ist. Der Titel "Narren und Priester", so sagte sie, stamme von dem polnischen Philosophen Leszek Kolakowski. Nach dessen Ansicht spiele der Künstler gewissermaßen eine Doppelrolle, nämlich die eines Priesters und die eines Narren. Er sei ein Kommunikator zwischen Alltag und Transzendenz. Hier werde die Situation der polnischen Künstler in den 80er-Jahren illustriert, also die Situation vor dem Mauerfall.

Eingehend informierte die Kuratorin über die Stadt Breslau, die heute Wroclaw heißt. Sie war die Europäische Kulturhauptstadt 2016 und ist das kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Niederschlesiens. Viele kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen hatten für diese Auszeichnung den Ausschlag gegeben. Die beiden Hauptakteure der Ausstellung, nämlich Zdislaw Nitka und Krzysztof Skarbek sind seit den 80ern als ordentliche Professoren mit der Breslauer Kunstakademie verbunden. "Drei Jahrzehnte expressiver Malerei in Breslau" heißt der Untertitel der Ausstellung, in der zusätzlich die Werke von Michal Gatarek, Natalia Labedz, Jagoda Dobecka, Piotr Saul, Krzysztof Witkowsi und Yolanta Nitkanikt zu sehen sind.

Museumsleiter Peter Hagenmeier ist überzeugter Europäer und der Ansicht, dass diese Gemeinschaft nur über die Achse Frankreich-Deutschland-Polen funktionieren kann. Bereits beim Aufhängen der Plakate hatte er mit dem Ausstellungstitel Irritationen und Beschimpfungen hervorgerufen. "Nichts liegt uns ferner", so versicherte er, "Priester, egal welcher Religion, zu verunglimpfen." Hofnarren hätten früher zumeist großes Ansehen bei Fürsten genossen. So hatte der Hofnarr Kunz von der Rosen das Vertrauen Kaiser Maximilians (1459 - 1519) genossen und sei als kompetenter Berater geschätzt worden. Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz hatte im 18. Jahrhundert den hochintelligenten Hofnarren Clemens Pankert beschäftigt, der den Beinamen "Perkeo" trug, eine Ableitung des italienischen Ausdrucks "perché no" (Warum nicht). Zur damaligen Zeit hätten die Hofnarren Wahres und Nachdenkliches, auch Unangenehmes über ihren Herrn aussprechen können. Heute würden die Kabarettisten diese Funktion übernehmen. Nicht selten würden Priester, so Hagenmeier, in autoritären oder diktatorischen Staatsformen den Herrschenden sehr nahe stehen und damit freiwillig und voller Überzeugung die Aufgabe früherer Hofnarren übernehmen.

Wer sich selber einen Eindruck über diese Werke verschaffen will, kann das an den Sonn- und Feiertagen von 13.30 bis 16.30 Uhr oder nach Vereinbarung, tun.