Hilpoltstein
Zwei Abbiegespuren für den Altstadtring

CSU und SPD beschließen Maßnahmenpaket für besseren Verkehrsfluss Freie Wähler kritisieren die Pläne

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Schneller in die Industriestraße soll es künftig mit zusätzlichen Abbiegespuren am Hilpoltsteiner Altstadtring gehen. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Mit zwei zusätzlichen Abbiegespuren an der Einmündung der Industriestraße in den Altstadtring soll der Verkehrsfluss in Hilpoltstein verbessert werden. Mit den Stimmen von SPD und CSU ist dieser Ausbau in der Stadtratssitzung am Donnerstag beschlossen worden. Die Freien Wähler sind verärgert, auch weil ein Antrag aus ihren Reihen abgeschmettert wurde.

Wie verhärtet die Fronten und wie gegensätzlich die Ansichten beim Thema Verkehrspolitik im Hilpoltsteiner Stadtrat sind, hat die letzte Stadtratssitzung des Jahres noch einmal vor Augen geführt. Während Bürgermeister Markus Mahl (SPD) von einer "glücklichen Situation" und von einem "guten Ergebnis" sprach, bewertete Josef Gaukler von den Freien Wählern die vorgestellten Pläne als "ganz schlechtes Ergebnis" und zog als persönliches Fazit: "Das passt doch alles nicht zusammen."

Um nicht den Überblick zu verlieren: Nach seinen Untersuchungen für ein Hilpoltsteiner Verkehrskonzept hat das Ingenieurbüro Inver vor zwei Monaten ein Maßnahmenpaket präsentiert, das die Verkehrssituation am Altstadtring verbessern soll. Dazu gehört eine Optimierung der Ampelanlagen, eine zusätzliche Ampel an der Einmündung der Bahnhofstraße in den Altstadtring sowie eine Erweiterung der Abzweigung in die Industriestraße.

Wie Bürgermeister Markus Mahl berichtete, seien die Voraussetzungen für einen Ausbau an der Einmündung der Industriestraße in den Altstadtring, die vor allem wegen des geplanten Fachmarktzentrums in der Industriestraße nötig sei, unerwartet besser geworden. Da die Stadt vor den Supermärkten Norma und Netto wohl zwei Grundstücksstreifen erwerben kann, wonach es anfangs gar nicht ausgesehen hatte, sei nun sowohl eine eigene Rechtsabbiegespur vom Altstadtring in die Industriestraße möglich als auch zwei separate Abbiegespuren nach rechts und links aus der Industriestraße in den Altstadtring.

Als Kritiker dieser Pläne trat aus den Reihen der Freien Wähler der Verkehrsexperte Josef Gaukler hervor. Der Fahrlehrer stellte den Antrag, anstelle der Rechtsabbiegerspur vom Altstadtring in die Industriestraße lieber einen Radweg zu bauen, der als Verbindung vom Bahnhof zum Gredl-Radweg dient. "Ich sehe keinen Grund, warum es hier einen Rechtsabbieger braucht", sagte Gaukler, für den dieser Bereich nur für drei Stunden am Tag ein Brennpunkt im innerstädtischen Verkehr ist. "Aber ich sehe da massive Gefahren."

Nach Gauklers Ansicht verschlechtert das Vorhaben die Situation "an der einzigen Ampel in Hilpoltstein, die aktuell funktioniert". Schließlich hätten hier die Stauphasen den positiven Nebeneffekt, dass die Kunden der Geschäfte rund um Nopotel so wenigstens eine Chance auf das Einbiegen in den Altstadtring hätten. "Aber wie soll man dann rauskommen, wenn der Verkehr richtig fließt", fragte Gaukler. Er appellierte an das Gremium, die Entscheidung zu vertagen und stattdessen noch einmal gründlich zu überlegen. Denn das vorgelegte Konzept sei nicht stimmig und vernachlässige außerdem die Radfahrer und Fußgänger, die an der Ampel an der Industriestraße künftig auch weniger Zeit zum Überqueren des dann über 13 Meter breiten Altstadtring hätten.

Verwundert über den Vorstoß aus den Reihen der Freien Wähler zeigte sich Bürgermeister Mahl. In der nichtöffentlichen Sitzung vor zwei Wochen hätten sich noch alle Fraktionen, also auch die Freien Wähler, für die nun vorgestellten Verbesserungsvorschläge ausgesprochen. "Das ist also eine Änderung der bisherigen Auffassung", sagte Mahl zu FW-Sprecher Michael Greiner. "Die Diskussion hat sich weiterentwickelt", entgegnete dieser.

Kein Verständnis für die Bedenken von Josef Gaukler zeigte SPD-Fraktionssprecher Benny Beringer. Mit der errechneten zeitlichen Einsparung auf dem Altstadtring von 25 bis 40 Prozent sei man nun endlich einen Schritt weiter gekommen. Die vorgestellten Pläne seien die ideale Lösung und hätten "mindestens den gleichen Effekt wie eine Umgehung".

Ganz so weit wollte sich Christoph Eichler vom Staatlichen Bauamt nicht aus dem Fenster lehnen. Aus der Sicht seiner Behörde sei die vorgestellte Umgestaltung der Einmündung aber durchaus sinnvoll. Als wichtigstes Ziel des Bauamts, das ja für den Altstadtring zuständig ist, nannte er, den Verkehrsfluss auf dieser Staatsstraße zu erhöhen. Dafür bringe man auch die Ampeln und deren Schaltungen auf den neuesten Stand. Bis zum Frühjahr 2018 soll letztlich laut Eichler der Verkehrsfluss am Altstadtring optimiert sein - und zwar auf der Basis der für das Jahr 2030 vorhergesagten Verkehrsteilnehmerzahlen.

"Das Durchschleusen von Autos und Lastwagen ist uns aber zu wenig", kritisierte Michael Greiner. Man lasse in dem Konzept nämlich die Anlieger außer Acht und tue auch nichts für Fußgänger und Radfahrer. Statt einer Abbiegespur in die Industriestraße sähe auch der Fraktionssprecher der Freien Wähler lieber einen Radweg.

"Der bringt aber nichts und verschlechtert stattdessen die Verkehrssicherheit", entgegnete Ulla Dietzel von der CSU. Sie warnte vor Unfällen zwischen Autos, die vom Altstadtring abbiegen, und Radfahrern, die dann sehr flott bergab unterwegs seien. Aktuell verläuft entlang des Nopotel-Komplexes nur ein Fußgängerweg. Diesen dürfen Radfahrer zwar mitbenutzen, müssen sich aber laut Verkehrsordnung an das hier geltende Schritttempo halten, was aber wohl nur die wenigsten Radfahrer beherzigen.

Je länger die Debatte dauerte, desto hitziger wurde die Atmosphäre. Nur noch eine Frage der Zeit waren da die im Stadtrat schon gewohnten verbalen Scharmützel zwischen Bürgermeister Markus Mahl und Benny Beringer auf der einen Seite und den Freien Wählern um Michael Greiner auf der anderen Seite. Wobei das Dauerstreitthema Umgehung nicht fehlen durfte: Während Beringer den Freien Wählern vorwarf, den Leidensdruck erhöhen zu wollen, damit eines Tages doch noch die Umgehung kommt, gehe es laut Josef Gaukler den anderen Fraktionen doch nur darum, zu zeigen, dass es auch ohne Umgehung geht.

Dem wenig adventlichen Treiben setzte schließlich Jürgen Moosmann mit seinem Antrag zur Abstimmung ein Ende. Gegen die Stimmen der sieben FW-Vertreter wurden letztlich die Pläne zum Umbau der Einmündung beschlossen. "Aber was ist, wenn sich nach der Überprüfung der Ampeln vom Bauamt rausstellt, dass der Rechtsabbieger gar nicht nötig ist", fragte ein sichtlich frustrierter Josef Gaukler.

Zum Überdruss des Fahrlehrers ging es gleich im nächsten Tages-ordnungspunkt um die Frage, ob die Stadt nicht noch ein Büro zur Erstellung eines Radwegekonzepts beauftragen soll oder nicht. "Das verstehe ich nicht. Da wollen wir jetzt ein Konzept, haben aber gerade einen Radweg der höchsten Priorität abgelehnt", klagte Gaukler. "Das kann ich bei den Leuten da draußen doch niemandem mehr verklickern." Beschlossen wurde die Ausschreibung eines Radwegekonzepts zwar noch nicht, aber die Stadtverwaltung wird sich schon einmal nach möglichen Planungsbüros umsehen.