Hilpoltstein
"Das tötet die Motivation"

14.000-Euro-Rechnung der Stadt zum Straßenausbau sorgt beim TV Hilpoltstein für Ärger Höhere Beiträge

09.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Die geehrten Mitglieder des TV Hilpoltstein. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Der TV Hilpoltstein steckt derzeit in einem Wechselbad der Gefühle: Der größte Sportverein des Landkreises Roth erfreut sich zwar steigender Mitgliederzahlen, wie in der Jahresversammlung am Freitag bekannt wurde, doch eine saftige Rechnung der Stadt trübt die Stimmung.

Schon zwei Wochen nach ihrem Amtsantritt im vergangenen Jahr als erste hauptamtliche Vorsitzende des TV Hilpoltstein hat Elke Stöhr den unerfreulichen Brief der Stadtverwaltung erhalten. Darin steckte eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 14.000 Euro, die der Verein laut Straßenausbaubeitragsatzung für die Sanierung des Gehwegs an der Badstraße zu bezahlen hat. Ein Vorgehen, das Bürgermeister Markus Mahl - selbst TV-Mitglied - in seinem Grußwort bekräftigte. Denn es gebe keine Ausnahmeregelungen für Vereine. Die Forderung der Stadt sei also rechtens.

Deutliche Kritik kam vom stellvertretenden TV-Vorsitzenden Gerhard Koller: "Wir sind kein Verein, der Sonderrechte will", sagte er in Sachen Straßenausbaubeitrag. Doch mit dem jetzt bezahlten Beitrag für 200 Meter Gehweg sei die Fahnenstange ja noch lange nicht erreicht. Weitere Baumaßnahmen könnten die Kasse des Vereins noch ungleich stärker belasten, sagte Koller. Mit großer Mühe habe sich der Verein ein Vermögen von 200.000 Euro angespart, das eines Tages für den Bau einer neuen Halle gebraucht wird. Doch durch solche Beiträge könnte das Geld des Vereins "ruckzuck weg sein", sagte Koller. Einerseits werde zwar das große Engagement der Vereinsmitglieder gelobt, aber anderseits durch solche Erhebungen konterkariert. Mehr noch: Eine solche finanzielle Beteiligung einzufordern, "tötet die Motivation!"

Schatzmeister Harald Knauer, der selbst Stadtratsmitglied ist, sieht die Situation wie Koller. Es sei zu befürchten, dass sich die Forderungen auf sechsstellige Beträge aufsummierten: "Dann fährt unser Karren gegen die Wand!" Als Kassier des Vereins musste Knauer dann auch ein vorübergehendes Ende des Konsolidierungskurses und für das vergangene Jahr einen Verlust von 20.000 Euro vermelden. Weniger Erlöse, Spenden und Werbeeinnahmen, höhere Fahrtkosten, die Planungskosten für eine neue Halle und die Forderung der Stadt nannte er als Gründe.

Die Abteilungen selbst "haben aber gut gewirtschaftet", sagte Knauer. Um neue Einnahmequellen zu erschließen, wurden bei der Jahresversammlung die Mitgliedsbeiträge erhöht: um einen Euro jährlich für Kinder und Jugendliche sowie um sechs Euro jährlich für Erwachsene, Familien und Senioren. Die monatlichen Preise staffeln sich nun von drei Euro für unter Sechsjährige bis 13 Euro für Familien.

Generell gelte es immer einen Spagat zu vollbringen, wie es Elke Stöhr in ihrem ersten Jahresbericht andeutete: Man wolle ein sozialer Verein mit niedrigen Beiträgen bleiben, aber auch moderne Sportstätten und ein breites Angebot bereitstellen. Derzeit vereine man 13 verschiedene Sportarten unter einem Dach, dazu komme der an Bedeutung gewinnende Freizeit- und Gesundheitssport. Für jede Altersgruppe sei etwas dabei, Breiten- und Leistungssport würden gleichermaßen gefördert.

Stöhr verwies auch auf eine immer stärkere Kooperation mit Schulen und Kindertagesstätten sowie auf die Beteiligung am Ferienprogramm der Stadt. Die Mitgliederzahl sei im vergangenen Jahr um 160 auf nun 2765 angestiegen. Am stärksten zugelegt habe die Turnabteilung, die inzwischen die 1000-Mitglieder-Marke übersprang. Eine Mitgliederbefragung brachte dem Verein sehr gute Werte, vor allem die Kompetenz der Trainer werde geschätzt. Auf der Negativliste ganz oben steht eine zu geringe Flexibilität bei den Trainingszeiten.

Was den Neubau einer Halle angeht, sei ein Schnellschuss nicht sinnvoll, betonte Elke Stöhr. Es gelte, Bedarf und Möglichkeiten genau zu analysieren und dann eine "bezahlbare Lösung" zu realisieren. Denn mit großen Zuschüssen aus öffentlicher Hand sei nicht zu rechnen. "Da müssen wir scharf kalkulieren." Wie es genau weiter gehen soll, soll in der nächsten Vorstandssitzung beschlossen werden. Eine Kooperation mit der Stadt, der das Gebäude dann für Veranstaltungen zur Verfügung steht, sei ein Gedanke, "der attraktiv sein könnte".