Hilpoltstein
"Ein großer Qualitätssprung"

Experten-Workshop beschäftigt sich mit einer S-Bahn nach Hilpoltstein Im 40-Minuten-Takt nach Nürnberg

16.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Hilpoltstein (mes) S-Bahn bis Hilpoltstein - eine Idee nimmt langsam Gestalt an. Mit den Voraussetzungen, Möglichkeiten, Varianten und Chancen dieses Vorhabens haben sich Experten, Interessenvertreter und Kommunalpolitiker bei einem Workshop am Wochenende in Hilpoltstein beschäftigt. Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel, die auch dem Arbeitskreis Verkehr der Stadt vorsitzt, präsentierte die Resultate des Workshops, die die Bewertungsgrundlage auf dem Weg zu einer Machbarkeitsstudie bilden sollen.

Wobei sich alle Teilnehmer darin einig waren, dass diese Machbarkeitsstudie vom Landkreis Roth verantwortet werden soll. Man befürchtet nämlich, dass bei einer Studie der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) diese in deren Sinne ausfallen werde, so Ulla Dietzel. Ebenso notwendig wie die Studie sei eine Kosten-Nutzen-Analyse. "Wir brauchen das Geld vom Staat, da muss der Faktor der Analyse aber besser als eins sein." Dazu müsse genau herausgerechnet werden, was an Unterhaltsmaßnahmen unabhängig von den S-Bahn-Plänen notwendig sei.

Da die Strecke einer künftigen S-Bahn bis Hilpoltstein auf der Trasse der Gredl verläuft, gehörte zum Workshop auch eine Begehung, um Bauwerke, Kurven, Bahnhöfe und Übergänge genau unter die Lupe zu nehmen. Geht man doch davon aus, dass eine Elektrifizierung der Trasse wahrscheinlich unumgänglich ist, außer die Hybridtechnologie entwickelt sich in den nächsten Jahren zu einer ernsthaften Alternative. "Wir werden uns an das bestehende Betriebssystem anschließen, auch wenn es natürlich von Vorteil wäre, keine Oberleitung bauen zu müssen", sagte Ulla Dietzel.

Aufgesetzt würde die Verlängerung auf den derzeit bestehenden 20-Minuten-Takt, mit dem Roth aktuell in der Hauptverkehrszeit angefahren wird. Wobei eines der signifikantesten Ergebnisse des Workshops war, dass der Zielbahnhof in Roth künftig nicht mehr der Hauptbahnhof, sondern Lohgarten wäre. Jede zweite S-Bahn würde von dort weiter nach Hilpoltstein fahren. Da die Züge in Roth 20 Minuten Aufenthalt haben, könnten sie nach Meinung der Experten problemlos Lohgarten ansteuern. Da der 20/40-Minuten-Takt nur während der Stoßzeiten gilt, müsste für die Erweiterung lediglich ein zusätzlicher Zug angeschafft werden.

Laut der Runde würde die S-Bahn-Erweiterung zahlreiche Vorteile bringen. So wäre neben Hilpoltstein auch Roth besser erschlossen, da man vom Haltepunkt Lohgarten erheblich bequemer in die Stadt kommt, als vom Bahnhof. Umgekehrt könnte man von der Stadt ohne Umsteigen nach Nürnberg fahren. "Schneller geht es nicht und auch für Pendler ist es bequemer", sagte Ulla Dietzel. Generell würde die Akzeptanz zunehmen, da man mehr Ziele direkt erreichen könnte, nicht zuletzt deswegen würde die Auslastung erheblich steigen. "Es ist ein großer Qualitätssprung, wenn man nicht mehr umsteigen muss", sagte Jörg Schäfer vom Fahrgastverband Pro Bahn.

Aktuell fahren 800 Menschen täglich mit der Gredl, für die S-Bahn geht man von 2000 aus. Auch habe die S-Bahn eine hohe Pünktlichkeit, da sie privilegiert auf einem eigenen Gleis fährt, so Dietzel. Ein weiterer Vorteil erwachse aus der Elektrifizierung, die Bahn würde leiser und es gäbe keine Emissionen mehr vor Ort. Auch würde das Pfeifen, das man von der Gredl kennt, verschwinden, wenn die Bahnübergänge umgebaut werden würden.

Aber es wurden auch Nachteile aufgelistet, wie steigende Fahrzeugkosten und die Tatsache, dass der Oberleitungsbau an manchen Stellen "schwierig, aber nicht unmöglich" sei. Auch die Bahnsteige könnten ob ihrer Länge Probleme machen. Eine Lösung wäre laut Experten, dass man die Züge - was auch heute schon passiert - ab Rednitzhembach verkürzt weiterfahren lässt. Ebenso müsse der Begegnungsverkehr geregelt werden und in Roth eine Weiche gebaut werden.

Zeitliches Ziel ist das Jahr 2030, denn in diesem werden die Züge neu ausgeschrieben. "Bis dahin könnten wir das Projekt fertig haben", sagte Ulla Dietzel. Das Projekt müsse wachsen, und alle müssten es wollen. "Das geht nur mit den Bürgern." Wobei auch die Kommunen zusammenarbeiten müssen, denn "gemeindeübergreifende Projekte haben höhere Chancen". Was den Kommunen sicher zupasskommt, ist der Umstand, dass die Finanzierung von Bahnstrecken alleine beim Staat liegt, während Busse Landkreise und Kommunen mitunter sehr teuer kommen.

Als Zwischenschritt wurde angeregt, bereits jetzt dafür zu sorgen, dass die Gredl von 6 bis 24 Uhr voll vertaktet mit Regionalexpress und Bussen fährt. Zudem sollte man darauf achten, dass bei künftigen Baumaßnahmen, das Ziel S-Bahn bereits im Hinterkopf sei.