Hilpoltstein
Überdurchschnittliche Ernte

Probleme nur im Norden: Bayerischer Bauernverband zieht positive Bilanz im Landkreis Roth – Mais viel besser als sein Ruf

29.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

»Bombige Ernte«: Besonders die Wintergerste bereitet den Bauern im Landkreis Roth in diesem Jahr viel Freude. - Foto: J. Münch

Hilpoltstein/Kraftsbuch (HK) Die meisten Bauern im Landkreis Roth können mit der diesjährigen Ernte zufrieden sein. Das sagte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Schmidt bei einem Pressegespräch in Kraftsbuch. Freude macht den Landwirten auch der Mais, der oft zu Unrecht am Pranger steht.

Trotz aller Wetterkapriolen in diesem Jahr fällt das Fazit der Bauern zufriedenstellend aus. Das Ernteergebnis sei heuer „leicht bis gut über dem Durchschnitt“, so Kreisobmann Thomas Schmidt. Bei der Wintergerste sei die Lage sogar „bombig“. Gleiches prophezeit er auch für den Mais. Gut sei die Ernte bei der Sommergerste und beim Weizen. Als besonders erfreulich habe es sich heuer erwiesen, dass keine Ausfälle einzelner Feldfrüchte zu verzeichnen gewesen seien.

Allerdings gibt es laut Schmidt auch Regionen im Landkreis Roth, die weniger Grund zum Jubel hätten. Problematisch sei vor allem die Situation im Norden mit seinen unter Agrargesichtspunkten eher ungünstigen Sandböden. Dort haben die Landwirte gleich doppelt das Nachsehen: Denn zum Einen bringen die geringeren Mengen wirtschaftliche Einbußen mit sich, die sich zum Anderen durch die schwächelnden Preise noch vergrößern. Diese sind nämlich gehörig unter Druck geraten – vor allem dank der hervorragenden Erntesituation in ganz Deutschland.

Über eine so gute Erntesituation konnten sich heuer auch diejenigen Bauern im Landkreis freuen, die über gute Agrarnutzflächen verfügen. Mit dem dritten Schnitt auf dem Grünland konnten nun auch weitgehend die Futterengpässe der vergangenen beiden Jahre abgehakt werden. Im Norden hingegen beginnen die ersten Landwirte bereits damit, Mais als Nachschub zu häckseln, weil der Engpass immer noch anhält. Doch ist die Lage von Ort zu Ort verschieden, wie der stellvertretende Kreisobmann Richard Götz erklärte. Auf den Wiesen in seiner Heimat Günzersreuth sorgten etwa die ersten beiden Schnitte für Freude, während der dritte nun eher enttäuschend gewesen sei.

Generell Probleme bereitete heuer im Norden der Weizen. Doch wie auf allen schlechten Standorten haben die Landwirte hier einen große Trumpf in der Hand. Es ist der Mais, der sich vor allem bei ungünstiger Witterung als gute Alternative zum Getreide erweist. Trockenphasen im Frühjahr stehe der Mais sehr gut durch. Wasser brauche er vor allem im Juli – und gerade der sei ja in unseren Breitengraden „der traditionell re-genreichste Monat im Jahr“, so Schmidt. Für das Getreide hingegen komme der nasse Segen dann schon zu spät.

Doch der Mais hat noch weitere Vorteile. Auf acht Hektarn Anbaufläche bindet die Pflanze beispielsweise 270 Tonnen Kohlendioxid im Jahr – was dem jährlichen Ausstoß von 100 Autos entspricht, wie Schmidt vorrechnete. Im Gegenzug lieferten die Pflanzen in diesem Beispiel 200 Tonnen Sauerstoff und erwiesen sich damit besser als der Wald. „Würde man ein Loch in den Maisacker graben, könnte man dort eine Sauerstoffdusche genießen“, so der Kreisobmann, der sich auch gegen Aussagen verwahrt, die den Mais als Wasserverschwender brandmarken. Auch bei der Verwertung der Sonnenenergie und der Gülle liefere der Mais Spitzenwerte. Neben gutem Wachstum und geringen Stickstoffwerten im Boden biete die Pflanze auch nach der Getreideernte noch Deckung für das Wild sowie eine „grüne Brücke“ für Insekten, die nun hier Zuflucht fänden. Nicht zuletzt sei der Mais diejenige Nutzpflanze mit dem geringsten Pflanzenschutzaufwand.

Auch gebe es keine Monokulturen im Landkreis, wie Schmidt betont. Der Saat mit Mais folge immer die einer anderen Kultur. In seinem Fall seien nächstes Jahr das Getreide Triticale dran, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen.

Falls man, wie in diesem Jahr wohl möglich, Körnermais ernten könne, sei dies auch optimal für die Verbesserung der Bodenstruktur und des Humusgehalts. Dieser sei ohnehin dank besserer Technik und modifizierten Anbauverhaltens in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Es gebe eben keinen „massiven Humusabbau“, so Schmidt. Solche Schlagworte seien „völliger Quatsch“. Im Gegenteil: Heutige Böden verfügten über eine Ertragsfähigkeit, von denen man vor 50 Jahren nur träumen habe können.

Schlecht schlafen lässt hingegen die Landwirte in diesen Tagen wieder einmal die Politik. Die EU-Agrarreform ist zwar unter Dach und Fach, die Umsetzung der Vorgaben für Deutschland sind aber noch nicht festgezurrt. Ein großes Problem, so Schmidt. Beim sogenannten Greening könnte beispielsweise die Kleegras-Untersaat angerechnet werden. Bislang aber gibt es keine festen Regelungen. Das heißt, der Landwirt weiß nicht, ob er im Falle der Untersaat von der Politik gelobt oder gescholten wird. Beträchtliche Fördergelder stehen hier auf dem Spiel. „Wir brauchen Planungssicherheit“, fordert deshalb Kreisobmann Schmidt. Was derzeit aber geschehe, „ist eine Sauerei. Wir hängen völlig in der Luft!“ Solche bürokratischen Auswüchse seien es auch, die verheerende Folgen hätten. „Genau deswegen geben viele Bauern ihre Betriebe auf.“