Hilpoltstein
Stütze für junge Mütter

Familienhebammen helfen in schwierigen Situationen Fachkräfte für Fortbildung gesucht

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Machen sich stark für Familienhebammen: Die Verantwortlichen Nina Schöppner und Adelheid Regn-Neidhart sowie die Gesundheitsexpertinnen Andrea Liederer, Julia Töpfer, Franziska Liebl und Claudia Meyer (von links) suchen neue Kolleginnen. - Foto: Landratsamt

Hilpoltstein (HK) Mütter freuen sich auf ihr Baby. Aber wenn es erst einmal da ist, fühlen sie sich mitunter überfordert. Unter die Arme greifen können ihnen im ersten Lebensjahr speziell ausgebildete Hebammen. Nun ist das Landratsamt auf der Suche nach Frauen, die sich dafür ausbilden lassen, um anschließend im ganzen Landkreis Familien zu unterstützen.

Überforderung, Angst, Unsicherheit: Diese Stressfaktoren machen auch vor Müttern nicht halt, insbesondere, wenn sie noch sehr jung sind oder ohnehin in einer belastenden Situation leben. Weil sie ihr Partner verlassen hat oder die Wohnung für ein Leben mit einem Kind viel zu klein ist. Zwar bezahlt die Krankenkasse nach der Geburt den Besuch einer Hebamme zur Nachbetreuung von Mutter und Kind. "Aber es geht oft nur ums Stillen, Schlafen und die Beikost", berichtet die Schwabacher Fachfrau Claudia Meyer. Nur 20 Minuten gestehen ihr die Kassen pro Mutter zu, "da kommt man schnell an seine zeitlichen Grenzen", weiß Meyer.

Deshalb hat sie vor drei Jahren die Zusatzausbildung zur Familienhebamme absolviert, die mit der finanziellen Unterstützung der "Bundesinitiative Frühe Hilfen" angeboten wird. "Die Inhalte des Kurses waren sehr bereichernd", berichtet die Hebamme Claudia Meyer. Über die medizinischen und pflegerischen Themen hinaus erfahre man von "sehr guten Dozenten" viel über Kommunikation sowie systemische Beratung. Allerdings ist die Weiterbildugdung an Voraussetzungen gebunden: Die Teilnehmerinnen müssen eine Ausbildung sowie eine mindestens zweijährige Berufserfahrung als Hebamme oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin nachweisen. Für die Fortbildung, die sich über mehrere Wochen erstreckt, fallen zwar keine Gebühren an, aber etwaige Übernachtungskosten müssen selbst übernommen werden. Hinzu kommt ein eventueller Verdienstausfall für die meist selbstständigen Hebammen für die insgesamt acht Module zu je drei bis vier Tagen.

Nina Schöppner von der Koordinierenden Kinderschutzstelle (KoKi) am Landratsamt Roth setzt die Familienhebammen anschließend bei Familien ein, die die Hilfe benötigen. Bei ihrem Einsatz in Familien freute sich Meyer darüber, dass "ich nun mehr Zeit hatte und nicht nach 20 Minuten gehen musste." Zeit zum Reden, unterstützen, motivieren, bestärken. Denn es gehe nicht darum, den Müttern schlaue Ratschläge zu geben, sondern sie in ihrer neuen und ungewohnten Rolle zu bestärken. "Damit Eltern langsam hineinwachsen können", ergänzt Nina Schöppner. Bis zu einem Jahr lang besuchen die Familienhebammen die Mütter pro Woche etwa zwei bis vier Stunden. Alle drei Monate werde eine Bestandsaufnahme gemacht, um abzustecken, wohin die weitere Reise gehen soll. "Die Mütter hören dann auch, was sie gut machen", erzählt Schöppner. "Sie selbst verlieren nämlich oft den Blick dafür. Sie sehen eher das, was sie falsch machen."

Noch schwieriger wird es, wenn psychische Erkrankungen im Spiel sind wie die postpartale Depression. Betroffene fühlen sich nach der Geburt ihres Kindes in verstärktem Maße ängstlich und unglücklich. Unter Umständen waren sie bereits vor der Geburt deprimiert und sind es nach der Geburt weiterhin. "Das kann alle betreffen und überrollt die Familien", weiß Schöppner.

Vermittelt werden die Gesundheitsfachkräfte immer über die KoKi, ohne Antrag und ohne Kosten für die Familien. Die Familienhebamme helfe den Müttern, die Weichen für die Zukunft zu stellen, zeigt sich Schöppner überzeugt. "So finden auch unsichere Mamas ihren Weg und gehen selbstbewusst ihr Leben an. Sie wachsen mit ihrem Kind zu einer Einheit zusammen."

Um diese Hilfen sicherzustellen, ist Schöppner allerdings auf Frauen angewiesen, die sie übernehmen. "Wir haben sehr gute Leute gefunden, bräuchten aber noch viel mehr."