Hilpoltstein
Star Wars im Hügelwald

Integrativer LBV-Kindergarten beim Walderlebnistag Tag der offenen Tür geplant

01.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:08 Uhr

Beim Walderlebnistag lernen die Kinder, wie man sich in der freien Natur Nahrung beschaffen könnte. - Foto: LBV

Hilpoltstein (HK) Eine etwas andere Art zu lernen, mit den Mitmenschen umzugehen und dabei groß zu werden, praktiziert der integrative Arche-Noah-Kindergarten in Hilpoltstein. Das bewies er wieder einmal beim Erlebnistag im Wald.

"Ich bin Luke Skywalker und mache das Raumschiff sauber." Mit diesen Worten nimmt die kleine Mila einen Tannenzweig und wedelt mit ihm zwischen zwei Bäumen. "Und Essen brauchen wir auch noch" - zufrieden begutachtet sie die Heidelbeersträucher daneben. Die Erzieherin steht daneben und schaut interessiert zu. "Gleich fliegen wir ins All", sagt sie stolz zu ihr. Auf die Frage, wer denn noch zur Besatzung gehört, schaut sich Mila um und meint, alle, die Lust hätten.

Und so klettern Valentina, Johanna, Mila und einige andere Kinder auf eine Wurzel und fliegen davon. Paulina fliegt auch mit. Paulina ist ein Mädchen mit Down-Syndrom. Sie besucht seit drei Jahren den Arche-Noah-Kindergarten des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Dort gibt es einige Plätze, die Kindern mit individuellem Förderbedarf zur Verfügung stehen. Katrin Buchner, die Gruppenleiterin von Paulina, begleitet seit über 20 Jahren Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder körperlichen Besonderheiten, mit besonderen Verhaltensweisen oder eben auch mit Down-Syndrom.

Das Prinzip der Gleichberechtigung und der gemeinsamen Teilhabe am Tagesablauf ist eine selbstverständliche Haltung, die im Kindergarten tagtäglich umgesetzt wird. Zeit zur eigenen Spielgestaltung wechselt mit Psychomotorik oder der Wahrnehmungsgruppe ab, die von der eigens eingestellten Heilpädagogin geführt werden. Birgit Distler-Floß begleitet die Kinder auch beim Morgenkreis und in der Gruppenstunde, damit die Teilhabe an allen Aktionen und mit allen gemeinsam gelingen kann.

Offenheit und Interesse an anderen Menschen bringen die Kinder von Grund auf mit. Die Erfahrungen in den ersten Lebens- und Kindergartenjahren haben erheblichen Anteil an der persönlichen Entwicklung von eigenen Wertvorstellungen und der Einstellung anderen Menschen gegenüber. Deshalb ist es von besonderer Bedeutung, dass gerade im Kindergartenalltag immer wieder Situationen erlebt werden, an die das Kind in seiner Sicht auf die Welt anknüpfen kann.

Die nachhaltigsten Eindrücke entstehen dann, wenn sich die Kindergartenkinder in der Natur aufhalten. Star Wars im Wald? Das geht - denn hier haben alle Kinder den Raum und das Material, das ihnen für ihre Kreativität zur Verfügung steht. Das macht die Kinder freier - in ihrer Vorstellung vom Spiel und auch in ihrer Bereitschaft für die sozialen Kontakte. Sie nehmen sich gegenseitig mit ins Spiel, und für jedes Kind gibt es eine Rolle. Es gibt keine Begrenzung durch Wände, Türen und die dementsprechenden Regeln.

Die nötigen Grenzen werden durch alle gemeinsam gesetzt, denn die Kinder achten gegenseitig auf sich. Sie wissen intuitiv, dass durch das Wegfallen der Wände andere Mechanismen greifen müssen. Die Kommunikation geschieht konzentriert und gezielt, es gibt ja auch keine Ablenkung um sie herum.

Die Arche-Noah-Kinder gehen aber nicht nur in den Wald. Im letzten Kindergartenjahr verbringen sie einmal in der Woche den sogenannten Erlebnistag. Im Morgenkreis wird demokratisch entschieden, welches Ziel heute angesteuert wird. Momentan ist das Waldstück neben der Grundschule der Renner, die Kinder nennen ihn den "Hügelwald".

Daneben lernen sie Institutionen wie die Feuerwehr, das Rathaus, die Polizei und die Geschäfte kennen. Sie beobachten das Vorankommen von Baustellen an Grundstücken und Straßen, besuchen den Bauernmarkt und kennen sich gut in ihrer Stadt aus. Darüber hinaus wird so das Gehen im Stadtverkehr geübt. Begleitung bekommen sie von der Gruppenerzieherin, der Heilpädagogin und der Zweitkraft dieser Ältestengruppe.

Und wenn alle wieder im Kindergarten angekommen sind, wird sich gleich für das nächste Spiel verabredet. "Treffpunkt Kaufladen!", flüstert Johanna den umstehenden Mädchen zu. Valentina nimmt Paulina einfach an die Hand - und Paulina lacht und freut sich.

Möglichkeiten zum Hospitieren können unter der Telefonnummer (0 91 74) 712 bei der Leiterin Elke Gehrung ausgemacht werden. Am Tag der offenen Tür am Samstag, 12. März, sind von 10 bis 13 Uhr alle Interessierten eingeladen.