Hilpoltstein
Spiegelbilder der Gesellschaft

Friedhöfe und Grabmäler stehen im Mittelpunkt des heimatkundlichen Jahrs - Führungen und Vorträge

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Der Gredinger Karner ist neben der Kirche St. Martin das Ziel einer Führung am Samstag, 6. Oktober. −Foto: Kempf

Hilpoltstein (HK) "Vom ewig Leben - Friedhöfe und Grabmäler" heißt das heimatkundliche Jahresthema. Die Heimatpflegerinnen Annett Haberlah-Pohl und Eva Schultheiß konnten dazu zahlreiche Heimatkundler gewinnen, die übers Jahr und über den Landkreis verteilt Führungen und Vorträge anbieten.

Seit dem Jahr 2003 stellen die Kreisheimatpfleger des Landkreises Roth alljährlich ein heimatkundliches Thema in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und bieten Führungen oder Vorträge dazu an. Über die jeweiligen Termine informiert ein Faltblatt, das beim Landratsamt, im Haus des Gastes in Hilpoltstein, im Infozentrum Enderndorf und bei allen Gemeinden aufliegt und beim Landratsamt unter urlaub-roth.de heruntergeladen werden kann.

"Jeder Ort der Toten ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, der jeweiligen Zeit und des Zusammenlebens. Auch jede Kultur und jede Epoche hat ihre eigenen Bestattungsriten", schreibt Landrat Herbert Eckstein in seinem Grußwort und fährt fort: "In unserer heutigen Zeit des Umbruchs werden überlieferte Bestattungsformen infrage gestellt. Die Stätten zum Trauern verändern sich. Dabei gelten Friedhöfe als Stätte der Daseinsvorsorge. Sie sind und bleiben wichtige Treffpunkte. Sie sind ein Indikator für gesellschaftliche Entwicklungen." Der Titel des Faltblatts zeigt oben Gebeine im Gredinger Karner, darunter das Grabmal der Familie Seitz am Rother Friedhof.

Die erste Führung findet schon am Sonntag, 25. März, am Gräberfeld links und rechts der A 9 statt. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Hilpoltsteiner Ortsteil Lay die Kirche St. Thekla (fürs Navi: Lay Nr. 18). Gutes Schuhwerk ist erforderlich. Zu Fuß geht es mit Paula Waffler und Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß etwa 700 Meer zum bronze- und eisenzeitlichen Gräberfeld, das zu den großen in Mittelfranken gehört. Eine 1976 ausgegrabene Bestattung war herausragend: Dem Toten war ein vierrädriger Wagen ins Grab mitgegeben worden. Auf der Wiese "Im Espan" und im Wald "Lohe" sind weitere Grabhügel zu erkennen. Paula Waffler und Eva Schultheiß zeigen die Hügel, die man noch mehr oder weniger gut erkennen kann, und eine Geländereliefkarte, die mit Hilfe moderner Prospektion wie Scannen der Landschaft entstand. Dies ermöglicht Wissenszuwachs, ohne dass das Bodendenkmal bei Ausgrabungen zerstört werden muss.

Für Sonntag, 15. April, lädt Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß zu einer Exkursion zu verschlossenen Dorfkirchen. Treffpunkt ist um 14 Uhr in Mettendorf die Wallfahrtskirche St. Anna. In Fahrgemeinschaften geht es dann auf die Hochfläche der südlichen Frankenalb zu Dorfkirchen mit historischen Friedhofsanlagen in Heimbach, Grafenberg, Schutzendorf und Großhöbing.

Am Sonntag, 27. Mai , sind die Kreuzkirche in Roth und der dortige Friedhof das Ziel. Treffpunkt ist um 14 Uhr die Kreuzkirche am Friedhof. Hier führt Marlene Lobenwein in die Geschichte des Friedhofs ein. Beim anschließenden Rundgang erläutert sie die vielen besonderen Grabanlagen mit prunkvollen Grabdenkmälern aus dem 18. Jahrhundert.

Am Sonntag, 10. Juni , zeigt in Allersberg Petra Schmidt-Lerzer die Besonderheiten der Friedhofskirche und ihrer Wandgemälde auf. Treffpunkt ist um 14 Uhr die Friedhofskirche St. Sebastian mit dem Totentanz von Michael Weingartner aus Pfaffenhofen/Ilm. Dieser malte ihn nach dem 2. Weltkrieg auf die Wände der instand gesetzten Sebastianskirche und verarbeitete seine Kriegserlebnisse in Russland.

Am Sonntag, 29. Juli , sind die Grabmäler am Abenberger Friedhof das Ziel. Beginn ist um 14 Uhr. Franz Kornbacher und Joseph Heiling vom Heimatverein führen zu den ältesten Grabsteinen und zu Gedenksteinen für Kriegsgefallene. Vom Rother Bildhauer Heinz Hench ist der Stein des ehemaligen Brunnens, der beim Abbau nicht entsorgt, sondern in einer Ecke des Friedhofs aufgestellt wurde und auf eine Sanierung wartet.

Der Spalter Friedhof ist am Samstag, 8. September , um 13.30 Uhr das Ziel. Treffpunkt ist der Parkplatz Kornhaus. Mit Hans Rosenbauer, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Spalter Land, geht es zuerst zum alten Friedhof um die Kirche St. Nikolaus. Jenseits der Fränkischen Rezat erinnert die alte Lichtsäule an den Pestfriedhof. 1556 wurde südlich der Säule der Friedhof der Stadt eingerichtet und drei Jahre später die Friedhofskirche mit ihrer Außenkanzel geweiht.

Unter dem Motto Handwerkergräber, Heiligensarg und Gefallenentafeln informiert am Sonntag, 16. September , um 15 Uhr der Historiker Jörg Ruthrof anhand von Totendenkmälern in und um die Kirche St. Georg über frühere Wendelsteiner Wirtschafts- und Handwerksgeschichte(n): Gedenktafeln für Gefallene, Erinnerungstafeln an frühere Pfarrer, "Leersarg" der Ortsheiligen Achahildis, bemerkenswerte Gräber selbstbewusster Handwerksmeister und Unternehmer aus dem 19. Jahrhundert.

Mit einem Lichtbildervortrag über Bestattungen von der Vorgeschichte bis heute setzt Norbert Graf von der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg die Reihe am Samstag, 29. September , fort. Beginn ist um 19 Uhr im Informationszentrum Reichsburg Kammerstein. Zu sehen sind verschiedene Bestattungsformen, wie sie von der Steinzeit an üblich waren, bei uns, aber auch in anderen Kulturen und Regionen.

Der Gredinger Karner neben der Kirche St. Martin ist das Ziel der Führung am Samstag, 6. Oktober , um 14 Uhr. Die Gredinger Kunsthistorikerin Melanie Luck von Claparède erläutert, warum man einst auf Friedhöfen Karner angelegt hat, und den Glücksfall, dass er sich in Greding mitsamt den Knochen bis heute erhalten hat. Auch die darüber liegende Kapelle St. Michael wird besucht.

Um jüdische Friedhöfe in Franken geht es bei der Multivisionsschau von Lothar Mayer am Donnerstag, 25. Oktober um 19 Uhr in der Synagoge in Georgensgmünd. Vorgestellt wird eine Auswahl der 96 jüdischen Friedhöfe in Franken. Hier hat der gläubige Jude seinen religiös verbürgten Platz bis zum Jüngsten Tag. Neben Erklärungen der Grabsymbolik lernt man auch einige Aspekte des jüdischen Glaubens kennen. Bereits um 18 Uhr beginnt eine Führung zum nahen jüdischen Friedhof mit Taharahaus.

"Sterben, Tod und Trauer - Gräber und Friedhöfe in Franken" ist das Thema des Lichtbildervortrags am Donnerstag, 15. November , um 18 Uhr im Gilardi-Anwesen in Allersberg. Die Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen stellt anhand zahlreicher Lichtbilder die Entwicklung der Grab- und Friedhofsgestaltung in Franken vor.