Hilpoltstein
Schüleraustausch auf Europäisch

Jugendliche aus sieben Ländern sind eine Woche zu Gast in der Realschule - Workshops zum Thema Migration

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr
Donatella Migliore steht hinter dem großen Projekt, das acht europäische Schulen verbindet. Deswegen schneidet sie beim großen Empfang die Kuchen mit den Logos der Realschule Hilpoltstein und des Austauschprogramms an. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (lkm) Europa will gelebt werden - vor allem von Jugendlichen. Dieser Idee hat sich das EU-Förderprogramm "Erasmus Plus" verschrieben, an dem sich die Realschule Hilpoltstein beteiligt. In einem gemeinsamen Projekt mit Schulen aus sieben Ländern. Von dort sind für diese Woche nun 26 Schüler nach Hilpoltstein gekommen. Nach einer Begrüßungsfeier starteten bereits die Workshops.

Zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit überhaupt: Migration, die in allen ihren Facetten als Motto über dem Kooperationsprojekt seht. Erst aber galt es, für die gut zwei Dutzend Gastschüler einen herzlichen Empfang in der Aula zu bereiten. Nach einigen Tanzdarbietungen spielte das Schulorchester unter der Leitung von Manuel Weixelbaum die zu solchen Anlässen unentbehrlichen Klassiker wie die Hymne der Eurovision sowie die von Europa selbst ("Freude schöner Götterfunken"), ebenso wie die "Ungarischen Tänze". Auch wenn sie ein Land in ihrem Namen tragen, das am aktuellen Austauschprojekt nicht beteiligt ist.

Mit dabei sind dagegen Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Schweden, Spanien und die Türkei. Realschuldirektor Kurt Wink begrüßte alle in ihrer Landessprache. Zusammen und voneinander zu lernen sei die beste Möglichkeit, den Weg für ein tiefes gegenseitiges Verständnis zu bahnen, sagte Wink. Das Thema "Migration" sei dabei sehr gut gewählt, sei es doch in der öffentlichen Diskussion mittlerweile dauerhaft verankert.

Zudem spiegle es sich zugleich in dem, was die Schüler im Rahmen des Projektes selbst erleben, so Lehrerin Donatella Migliore. Sie hatte für alle acht Schulen den 140-seitigen Antrag auf Förderung durch "Erasmus Plus" gestellt und die Hauptorganisation übernommen. Vor gut einem Jahr fiel der Startschuss. Was die Kinder und Jugendlichen seither erlebt haben, gleiche einer "kleinen Art der Migration", sagte Migliore. Denn die Projektteilnehmer besuchen alle acht Schulen. Jedes Mal gilt es sich mit den Gepflogenheiten der Gastgeberländer vertraut zu machen, wie es Migranten auch tun müssen. Doch "gemeinsam haben wir es geschafft", sagte Migliores. Die guten Erfahrungen "kann uns niemand mehr nehmen".

Vielleicht bahnen sich auch lebenslange Freundschaften über Ländergrenzen hinweg an, erhoffte sich Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl. Zumindest aber fördere das Projekt den Respekt vor und das Verstehen von anderen Sitten und Gebräuchen, Kulturen und Religionen. So trage es auch zum Zusammenwachsen Europas an sich dabei. Auch Mahl versuchte sich in allen Sprachen, gab aber zu, hierfür den "Google-Übersetzer" bemüht zu haben.

Offen sprach der Ministerialbeauftragte Johann Seitz davon, dass Migration nur gelingen könne, wenn auch die Integration glücke. Diesbezüglich würden in den verschiedenen Schularten Deutschlands große Anstrengungen unternommen. Sehr interessiert zeigten sich vor allem die Gastlehrer an Winks Vorstellung des deutschen Schulwesens.

Nach dem letzten Musikstück lockte dann ein prächtiges Buffet, das eine Gastlehrerin gar als "Essensdichtung" würdigte. Auch hier hatte Migliore kräftig Hand angelegt und so war es ihr natürlich vorbehalten, die beiden wichtigsten Kuchen anzuschneiden, deren Verzierung das Logo des Migrationsprojekts und der "Rea Hip" zeigten.

Die Schüler drehten gleich ein Video zum Thema "Migration und Gefühle." Die Straße der Menschenrechte in Nürnberg, das Grenzmuseum in Mödlareuth heißen zwei der Ausflugsziele in dieser Woche. Die Lehrer werden in die Geheimnisse von Schweinebraten und Grießnockerl eingeweiht und die Schüler lernen bei einem Aufklärungsvortrag über das Phänomen "Salafismus" die nicht ausgeblendete "dunkle Seite der Migration" kennen. Auch ein Abstecher in den Nürnberger Tiergarten darf nicht fehlen. "Wir wollen, dass alle Altersgruppen zu ihrem Recht kommen", sagte Migliore. Am Samstag geht auf die Heimreise, im Sommer endet das Gesamtprojekt.