Hilpoltstein
Sattel- und Burgfest soll sie sein

Anja Eichinger offiziell als Direktorin des Gymnasiums Hilpoltstein eingeführt

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Interview mit Handicap: Sowohl Frager Matthias Müller als auch Anja Eichinger stehen nicht die eigenen Hände zur Verfügung. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (tis) Genau seit 109 Tagen hat Anja Eichinger ihr neues Amt als Schulleiterin am Hilpoltsteiner Gymnasium inne. Grund genug, gestern bei der offiziellen Amtseinführung darauf ein "Halleluja" anzustimmen.

Das tat zumindest die Schulband unter der Leitung von Johann Seidl, und es sollten in der gut zweistündigen Feier in der Aula neben jeder Menge Grußreden noch viele weitere musikalische Beiträge folgen - darunter vieles aus der Feder von Mick Jagger und Keith Richards, denn die neue Direktorin ist ein großer Fan der Stones. Zunächst jedoch begrüßte Eichingers Stellvertreter Richard Motz die vielen Gäste, darunter "eine ganze Kompanie Lehrer aus der Oberpfalz". Kein Wunder, war Eichinger doch 20 Jahre am Neumarkter Willibald-Gluck-Gymnasium tätig, und viele Kollegen erwiesen ihrer ehemaligen Konrektorin die Ehre.

Gleich zu Beginn des Programms, durch das die Lehrerin Susanne Wagner führte, bekam Anja Eichinger die Gelegenheit, ihre ersten Eindrücke am neuen Arbeitsplatz in einem Interview zu äußern. Unter erschwerten Bedingungen, denn geführt wurde das Interview von Mitgliedern der Theatergruppe - und sowohl Interviewer Matthias Müller als auch die Schulleiterin bekamen "geliehene" Hände von Schülern, die sich hinter deren Rücken verbargen und ordentlich drauflos fuchtelten. Bei diesem kurzweiligen Improvisationstheater, welches für viele Lacher sorgte, wurde deutlich, dass Eichinger am Hilpoltsteiner Gymnasium bereits heimisch geworden ist.

"Das Verhältniszwischen Lehrern und Schülern war schon immer spannend."

Herbert Eckstein

 

Was denn eigentlich die Leitung einer Schule bedeute, darum drehte sich die Ansprache des Ministerialbeauftragten für die mittelfränkischen Gymnasien, Martin Rohde. Dieser kam zum Schluss, dass die beste Interpretation von dem Leiten einer Schule sei, "als Ursache dafür zu stehen, dass andere auf den rechten Weg gelangen würden". Dazu gehöre sowohl der Umgang mit den Lehrern, den Eltern und auch mit den Sachaufwandsträgern. Aber all das darf laut Rohde nur einer Prämisse folgen: "Ist das gut für die Schülerinnen und Schüler?"

Landrat Herbert Eckstein zitierte aus einer 1533 von Philipp Melanchthon verfassten Rede, in der dieser über das harte Lehrerdasein klagte - über die "Ungeheuer", mit denen man sich für ein "karges Entgelt" herumschlagen müsse. "Sie sehen, das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern war schon immer spannend, und die Erziehung bleibt eine permanente Herausforderung", so Eckstein, der bedauerte, dass sich immer weniger Lehrer freiwillig für die Übernahme der Herausforderung, die eine Schulleitung mit sich bringt, zur Verfügung stellen würden.

Nach dem nachdenklichen "Hearts Of Scars" aus der Feder der Schülerin Isabelle Brenner folgten die Personalräte Daniela Evers und Sebastian Schreiber, die einen fiktiven Brief an das "Kultusmysterium" vortrugen, in denen sie ihre Wünsche für die neue Chefin zum Ausdruck brachten. "Sattel- und Burgfest" müsse sie ebenso sein wie im Container und ohne Pausenhof leben, und vor allem müsse sie "Clustern" können. "Dabei machen in zwei Räumen drei Klassen vier Sachen auf einmal", fassten sie den zentralen Aspekt des Gymnasiumneubaus zusammen.

"Eight Days A Week" sang nun der Schüler-Lehrerchor unter der Leitung von Reinhard Weber - der den Song als Angebot sah für den Fall, das fünf Schultage in der Woche nicht ausreichen würden. Anschließend beschrieb Schülersprecher Moritz Krug die Parallelen von Eichingers Hobby, dem Reiten, und deren Amtsführung. Er lobte die neue Direktorin zum einen für ihre Art, die Zügel "auch mal locker halten zu können", aber auch, dass sie sich nicht zu fein wäre, zusammen mit den Schülern "den Mist wegzuräumen", wie sie es schon bewiesen habe.

Viel Lob für die ersten vier Monaten ihrer Amtsführung gab es nach "Satisfaction" von der Big Band von der Elternbeiratsvorsitzenden Ljupka Santoro, die Eichinger als "umsichtig, kompetent, engagiert und leidenschaftlich" beschrieb, die im Elternbeirat schon viele "Steine im Brett habe", nicht zuletzt wegen ihrer Aussage, sie würde "keine Fächer, sondern Schüler unterrichten".

Nach dem "Fein sein, beinander bleiben" des Schüler-Lehrerchors hatte Eichinger das Schlusswort. Sie danke, dass es ihr alle an der neuen Schule so leicht gemacht hätten. Für ihre Amtszeit am Hilpoltsteiner Gymnasium liege ihr vor allem eine gute Kommunikation am Herzen. "Um das zu erreichen, brauche ich sie alle - ich freue mich darauf", sagte Eichinger. Kommuniziert wurde nach "Brown Sugar" von den Stones noch reichlich - beim Imbissempfang in der Mensa.