Hilpoltstein
Mit Geduld und Geld zu neuen Schmuckstücken

Bezirk Mittelfranken prämiert morgen im Schloss Ratibor sanierte Baudenkmäler

08.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr

Foto: Eva Schultheiß

Hilpoltstein (HK) Der Bezirk Mittelfranken prämiert am morgigen Freitag im Schloss Ratibor das Engagement von Baudenkmalbesitzern und Verantwortlichen, die viel Geld und Zeit in die Instandsetzung und damit in den Erhalt der alten Gebäude investiert haben.

In einer Feierstunde erhalten sie nicht nur eine Urkunde mit einem Bild ihres Denkmals, sondern auch zwei vom Bezirk herausgegebene Bücher, in dem ihr instandgesetztes Denkmal und alle 2016 prämierten Objekte in Wort und Bild vorgestellt werden. Aus dem Landkreis Roth wurden aus den von den Heimatpflegerinnen vorgeschlagenen Objekten heuer sieben ausgewählt.

 

HEIMBACH

 

Ehemaliges Pfarrhaus: Im Gredinger Ortsteil Heimbach sanierte das Bistum Eichstätt das ehemalige Pfarrhaus neben der Pfarrkirche. Das im Jahr 1701 errichtete Gebäude ist ein herausragendes Baudenkmal aus der Barockzeit. Nachdem der letzte Heimbacher Pfarrer ausgezogen war, stand das Gebäude leer. Die Untersuchung zeigte statisch-konstruktive Mängel, dazu kamen Feuchteschäden am Dach und Risse im Mauerwerk.

Bei der Sanierung riss man einen neuzeitlichen Anbau weg und sicherte einen direkt ans Haus anschließenden einsturzgefährdeten Außenkeller im Hang, in dem nun die Heizanlage eingebaut ist. Das Dachwerk reparierten Zimmerleute, die Risse im Mauerwerk wurden vernadelt und stabilisiert - insgesamt eine aufwendige Maßnahme.

Die bauzeitlichen Stuckdecken, Bohlenbalken sowie die Putze wurden gesichert und mit passenden Materialien ergänzt. Die größtenteils erhaltenen historischen Türen restaurierte man und setzte historisch passende neue Fenster ein. Durch die auf hohem Niveau durchgeführte Sanierung hat das wichtige Bauwerk eine deutliche Aufwertung erfahren. Zusammen mit der ebenfalls renovierten und 2013 denkmalprämierten Pfarrkirche bildet das Pfarrhaus jetzt ein harmonisches Ensemble, das dem ohnehin sehenswerten Ortsbild zusätzliche Attraktivität verleiht.

 

UNTERMÄSSING

 

Wegkapelle: Im Gredinger Ortsteil Untermässing wies die von Alois und Walburga Schillinger im Jahr 1877 gestiftete Kapelle größere Risse auf, nachdem ein Auto hineingefahren war. Bei der Untersuchung zeigten sich auch Gründungs- und Substanzprobleme. Daher sicherte man aufwendig die Gründung und behob statische Mängel der aus regionalen Weißjura-Quadern errichteten Kapelle. Dann wurden die Risse im Mauerwerk geschlossen und die neu verputzten Wände nach Befund neu gefasst. Auf dem gemauerten Altartisch steht ein Altaraufsatz mit einer Madonna im Strahlenkranz aus dem 18. Jahrhundert. Dieser wurde von einem Kirchenmaler überarbeitet.

 

Katholische Pfarrkirche St. Leodegar: Nachdem in den Vorjahren die Statik des Daches repariert und die Außenrenovierung durchgeführt wurde, nahm sich die Kirchenstiftung den Innenraum vor. Prämiert wird nun die Gesamtmaßnahme. Umgebaut wurde das Gotteshaus nach dem 30-jährigen Krieg von 1694 bis 1696 nach den Plänen des Eichstätter Hofbaumeisters Jakob Engel durch Johann Baptist Camesino, der im nahen Obermässing wohnte. Statiker und Restaurator begleiteten fachmännisch die Arbeiten. Der Dachstuhl war stark durch eindringende Feuchtigkeit und Schädlingsbefall beansprucht, das Mauerwerk wies Risse auf. Auch der Turm mit Zeltdach und Laterne sowie der Dachstuhl mussten saniert werden. Im Innenraum fasste ein Kirchenmaler die hellgrauen Holzbrüstungen im Kirchenraum wie einst dunkel und passte sie der Kanzel an. Nun bilden sie mit den restaurierten Altären ein einheitliches Ganzes. Auch die Ausstattung und die Sakristei wurden in die anspruchsvolle Gesamtmaßnahme eingebunden. Nach Abschluss der Maßnahme präsentiert sich das Untermässinger Gotteshaus in einem - bis ins Detail - vorbildlichen Zustand.

 

LAFFENAU

 

Scheune: Im Heidecker Ortsteil Laffenau gehört der Stadel an der scharfen Kurve der Ortsstraße zu einem bäuerlichen Anwesen mit Wohnhaus, kleinem Milchhaus und Nebengebäuden. Der Stadel aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist außer der Ortskapelle und einem Bildstock das einzige Denkmal des alten Dorfs Laffenau. Sie wurde zuletzt nur noch als Abstellraum genutzt. Nachdem die Besitzer sich für eine Nutzung als Vinothek und kleine Gaststätte mit Bier- und Weingarten entschieden, war eine Sanierung möglich.

Die Eigentümer bauten die Scheune mit sehr viel Eigenleistung aus. Sie reinigten die Sandsteine des Sockels händisch und verfugten das Mauerwerk neu. Im Westgiebel oberhalb des Sandsteinsockels bauten sie einige Fenster ein, um Tageslicht in die Scheune zu bekommen. Aus dem gleichen Grund verglasten sie einige Luken auf der gegenüberliegenden Giebelseite. Fachwerk wurde ausgebessert und gereinigt und instabile Balken durch bauzeitliche Hölzer aus Abbruchhäusern ersetzt.

Im Inneren musste die Raumstruktur für die neue Nutzung nur geringfügig verändert werden. Der offene Charakter des Scheunenraums erhielt sich durch Fenster eingesetzt in einer neuen Trennwand.

 

HILPOLTSTEIN

 

Wohnhaus in der Maria-Dorothea-Straße 2: Das kleine traufseitige Wohnhaus war vor seiner Sanierung in der Denkmalliste auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert. Die Untersuchung des Satteldachbaus in Ecklage ergab jedoch, dass es schon aus dem Jahr 1396 stammt. Der Gewölbekeller ist noch früher entstanden, denn einbezogen wurde die Mauer eines Teils der früheren Vorburg. Die neuen Eigentümer sanierten das Häuschen von Grund auf. Den originalen, aber desolaten Dachstuhl aus dem 14. Jahrhundert reparierten Zimmerleute. Neue Dachgauben bringen nun Licht in den Räumen des Obergeschosses - ein Zugeständnis an den zeitgemäßen Wohnanspruch.

Die zweiflügeligen, historischen Holzfenster ertüchtigte man zu Kastenfenstern und brachte Fensterläden an. Die Fassade wird nun wieder durch die historischen Lisenen und Gesimsen gegliedert. Der Sandsteinsockel wurde restauriert. Im ganzen Haus wurden schadhafte Balken ergänzt oder ersetzt. So verwandelten sie den ehemaligen Schandfleck am Fuß des Hilpoltsteiner Burgbergs zu einem Schmuckstück.

 

KOTTENSDORF

 

Kirche St. Nikolaus: Im Rohrer Ortsteil Kottensdorf liegt die evangelische Kirche St. Nikolaus aus der Zeit um 1400. Bei einem Umbau 1731 bis 1738 wurde sie barock überformt, das Kirchenschiff verlängert und mit einem Mansarddach versehen. Der Putz der Außenfassade blätterte ab, Oberflächen waren verwittert und die ursprünglich leuchtenden Farben verwaschen. Statt nur auszubessern, entschied sich die kleine Kirchengemeinde für eine nachhaltige Renovierung. Die Gemeindeglieder unterstützten durch engagierte Eigenleistung zahlreiche Sanierungsarbeiten.

 

ROTH

 

Schloss Ratibor, Erdgeschoss und Decke des Prunksaals: Von 1535 bis 1537 ließ Markgraf Georg der Fromme das Schloss Ratibor errichten. Immer wieder wurde es verändert, bis es 1791 in die Hände der vermögenden Industriellenfamilie Stieber gelangte. Diese brachte hier sowohl Wohnräume als auch ihre Tressenmanufaktur unter. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließ seine Familie den Bau tiefgreifend im Stil des Historismus verändern: Prunkvoll gestaltete sie das gesamte Schloss für repräsentative Wohnzwecke um.

Der riesige Prunksaal besitzt reichen Deckenstuck und -gemälde, Wandmalereien und einen reich ornamentierten Intarsienboden. Weil sich dieser merklich gesenkt hatte, beauftragte die Stadt Roth als Eigentümerin des Schlosses Untersuchungen. Öffnungen an der Decke des darunterliegenden Erdgeschosses brachten keine ausreichenden Erkenntnisse und man forschte von oben weiter. Offenbar wurden starke statische Schäden. Balken waren gebrochen, auch der Holzwurm war aktiv gewesen.

Um den Intarsienboden des Saals zu schonen, entschied man sich zu einer Sanierung von unten. Man führte das Erdgeschoss auf seine Grundstruktur zurück. Es entstand ein großer, nur durch einige Steinbögen und eine Teilwand gegliederter, offener Raum mit der neu entdeckten, bauzeitlichen Bohlenbalkendecke. Diese musste unterhalb des Prunksaals verkleidet werden, weil der Brandschutz es erforderte, aber auch, um mehrere mächtige Stahlträger zur Stabilisierung zu kaschieren.

Das Erdgeschoss wird als Bürgerbegegnungszentrum genutzt. Die ehemalige Schlosskapelle dient als Hochzeitszimmer. Die nötigen Nebenräume wurden ebenfalls eingerichtet. So erhielt die innovative Maßnahme nicht nur die wertvolle Prunksaalausstattung ohne Substanzverlust, sondern schuf auch einen stilvollen Veranstaltungsraum.

 

Bürgerhaus in der Hauptstraße 58: Auf alten Rother Stadtansichten gut zu erkennen ist das direkt vor dem Unteren Tor liegende Bürgerhaus. Das repräsentative, 1765 anstelle eines Vorgängerbaus entstandene Gebäude behielt auch nach Abriss des Stadttors seine städtebaulich markante Lage.

Der verputzte Mansardwalmdachbau hatte durch unsensible Umbauten sein attraktives Erscheinungsbild eingebüßt. Neuzeitliche Schaufenstereinbauten und die Verklinkerung hatten die Fassadenwirkung komplett verändert, und im Inneren war die ursprüngliche Raumstruktur aufgehoben. Nach der Schließung eines Spielzeugladens hatte die Gebäudesubstanz sehr gelitten. Als die neuen Besitzer Verkleidungen und Einbauten entfernten, kamen statisch-konstruktive Schäden zutage. Diese mussten aufwendig behoben werden. Der Dachstuhl wurde repariert und die Mauern nachfundamentiert.

Die unsensiblen Schaufenstereinbauten wurden rückgebaut, um dem ursprünglichen Erscheinungsbild möglichst nahe zu kommen. In Anlehnung an historische Fotos wurden die charakteristische Aufzugsgaube nachempfunden und weitere Gauben an der Längsseite ergänzt. Der historische Gewölbekeller wurde in die Maßnahme eingebunden. Dank der gelungenen Instandsetzung hat der Zugang zum Marktplatz wieder deutlich gewonnen.