Hilpoltstein
Mit 87 in Rente

Die Stadt Hilpoltstein nimmt Abschied von ihrem langjährigen Archivar Friedrich-Wilhelm Trümper

23.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Nimmt Abschied als Archivar der Stadt Hilpoltstein: Aus den Händen von Bürgermeister Markus Mahl (rechts) erhält Friedrich-Wilhelm im Beisein einer Reihe von Mitarbeitern eine Kupferstichkarte um 1729. Seine Frau Ingeborg bedachte Mahl mit einem Blumenstrauß. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (HK) Die Stadt Hilpoltstein hat gestern ihren langjährigen Archivar Friedrich-Wilhelm Trümper in den Ruhestand verabschiedet: mit 87 Jahren! „Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, stellte Bürgermeister Markus Mahl bei einer kleinen Feierstunde im Rathaus fest. „Mit 87 in Rente zu gehen.“

Man könne sich kaum vorstellen, dass irgendwo im Landkreis ein hauptamtlicher Mitarbeiter so lange arbeite. Voller Hingabe und Elan habe sich Trümper vor Jahrzehnten als Fachfremder in die Historie der Stadt und in die Registratur eingearbeitet. In seine Amtszeit fällt auch der Umzug des Archivs von der Kirchenstraße in die Grundschule. Ein Umzug, der Trümper so viel Arbeit machte, dass er seine ganze Familie einspannte. „Das war schwer“, erinnert sich Trümper an Berge von Material. „Wenn mir meine Frau nicht geholfen hätte.“ Dankbar ist er auch seinen Söhnen, die beim Beschriften unter die Arme gegriffen hätten.

Der Umzug war um die Jahrtausendwende nötig geworden, da die Räume in der Kirchenstraße für archivarische Belange „nicht ideal“ waren, wie es Trümper vornehm ausdrückte. Die Luftfeuchtigkeit war zu hoch, zudem gab es dort keine Zentralheizung.

Mit dem Rückzug Trümpers gehe „leider eine Ära zu Ende“, sagte die Personalratsvorsitzende Heike Kern bedauernd. Sie wünschte dem Ruheständler viele schöne Jahre mit Frau, Söhnen und Enkeln. „Es war schön, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“

Die vergangenen fünf Jahre arbeiteten auch Trümper und seine Nachfolgerin Angelika Deml zusammen. Sie wird das Archiv in Zukunft alleine übernehmen, kündigte Mahl an. „Es wird in bewährten Händen bleiben.“

1988 war der gebürtige Hannoveraner Trümper aufgrund verwandtschaftlicher Bande nach Hilpoltstein gekommen. Obwohl er als gelernter Polsterer und Dekorationsmeister und später als Geschäftsführer in einem Einrichtungshaus nichts mit Archiven am Hut hatte, arbeitete er sich rasch in die Historie der Stadt ein. Trümper gab sogar Stadtführungen, bei denen er mit seinem umfassenden Wissen glänzte. „Wir danken Ihnen für die letzten Jahrzehnte“, sagte Markus Mahl. „Sie haben Spuren hinterlassen.“ Trümpers Name, war sich Mahl sicher, werde auch noch in Hunderten von Jahren positiv in Verbindung mit dem Archiv erscheinen. Seine Arbeit habe sich durch Akribie und Liebe zum Detail ausgezeichnet. Die spürt man sofort, wenn Trümper zum Beispiel die Geschichte eines alten Ungarn erzählt, der sich an ihn gewandt habe, auf der Suche nach seinen eigenen Spuren, die er als Zwangsarbeiter in der Region hinterlassen habe. Ihm habe er bei der Suche helfen können, erzählte Trümper. So eine Ansammlung von alten Fotos, Rechnungen und Dokumenten sei immens wichtig, betonte der 87-Jährige. In Hilpoltstein seien es immerhin 200 laufende Meter an Material. Und Bürger würden immer wieder Anfragen stellen, um mehr über ihre Vorfahren und die Geschichte zu erfahren. Trümper: „Das Archiv ist die Seele der Stadt.“