Hilpoltstein
"Man bringt Liebe, Zeit und Geld mit"

Hilpoltsteiner Wasserwacht feiert am Wochenende 50-jähriges Bestehen Norbert Plachta erinnert sich an die Anfänge

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Foto: DK

Hilpoltstein (HK) Die Hilpoltsteiner Wasserwacht feiert ihr 50-Jähriges. Startschuss war im Juli 1967 mit sieben Mitgliedern. Heute gehören knapp 400 Helfer zur Ortsgruppe - mit steigender Tendenz. Ihr rundes Jubiläum feiert die Wasserwacht am Samstag, 27. Mai, von 13 bis 17 Uhr mit einem Familiennachmittag im Freibad.

Der Anstoß für die Gründung einer eigenen Wasserwacht-Ortsgruppe in Hilpoltstein kam von Willi Kaiser, dem damaligen Bademeister des Hilpoltsteiner Freibads. Sieben junge Hilpoltsteiner waren damals schon in der Wasserwacht des Roten Kreuzes organisiert und gut befreundet. "Und Kaiser hat uns schließlich dazu gebracht, uns zusammenzutun und eine eigene Ortsgruppe ins Leben zu rufen", sagt Norbert Plachta, eines der Gründungsmitglieder. "Ich war damals gerade einmal 16 Jahre alt und hatte die erste Prüfung bei der Wasserwacht, den sogenannten Grundschein, absolviert", sagt er.

In den ersten Tagen leitet Günter Baum die Gruppe. Kurze Zeit später, 1968, übernimmt Plachta das Amt und bleibt 18 Jahre lang Chef der Ortsgruppe. In den ersten zehn Jahren sei die Ortsgruppe zwar noch langsam, dafür aber stetig gewachsen. "Und es waren faktisch alles aktive Mitglieder. Jeder hat sich eingebracht und wir haben unheimlich viel zusammen unternommen", sagt Plachta. Sein Werdegang bei der Wasserwacht gleicht dem vieler anderer, die ihm nachfolgen: Er wird Rettungsschwimmer, Ausbilder und macht schließlich den Motorbootschein und den Tauchschein. "Diesen haben später einige Mitglieder gemacht, weil wir schon 1977 ein Tauchgerät und einen Neoprenanzug gekauft haben." Übrigens mit Unterstützung von Winnie Mierlein, die den Erlös des Gänsbachboten dafür geopfert hat.

Im Jahr 1980 baut sich die Gruppe dann im alten BRK-Haus nahe der evangelischen Kirche einen Kellerraum als Gruppenraum um. Und im gleichen Jahr kaufen sie sich einen gebrauchten Kompressor für die Tauchflaschen. "Da ist wie bei vielen anderen Sachen unser eigenes Geld eingeflossen", sagt Plachta. "Aber das gehört zum Ehrenamt: Man bringt die Liebe zur Wasserwacht, Zeit und auch Geld mit."

Fünf Jahre später erscheint der "Wasserwacht Wichtl", das erste eigene Heft, in dem sich Geschichten über die Aktivitäten der Gruppe genauso finden wie verschiedene Artikel über die Wasserwacht in den Tageszeitungen und natürlich eine Übersicht über die wichtigsten Termine. Alles auf 18 Seiten, alles noch in Schwarzweiß, kopiert und geheftet.

Bis zur Flutung der Rothseevorsperre im März 1985 tun die Mitglieder der Wasserwacht im Hilpoltsteiner Freibad und in Enderndorf am Brombachsee ihren Dienst. "Eigene Unterkunft hatten wir da keine, es gab für uns nur einen Bauwagen als Wachstation." Auch am Rothsee haben sie anfangs noch kein eigenes Domizil, sondern fahren mit ihren Privatautos nach Heuberg, um an den Wochenenden auf die Freizeitschwimmer aufzupassen. 1985 rufen sie übrigens auch das Katastrophen-Fußball-Turnier ins Leben. Da sind sie allerdings nicht in ihrem Element und kommen nur auf Platz 3. "Aber es haben viele von den anderen Hilfsorganisationen aus Hilpoltstein mitgemacht - und es hat sich bis heute gehalten."

Im Januar 1987 organisieren sie ihre erste Eisrettungsübung auf dem Stadtweiher und am 31. Mai 1987 wird das erste eigene Boot eingeweiht. "Ein Schlauchboot, das ,Winnie' getauft wurde, weil Winnie Mierlein Taufpatin war", sagt Plachta. 1988 kaufen sie schließlich noch ihren ersten Einsatzwagen, "einen gebrauchten LT 28 Kastenwagen, den wir erst zum Mannschaftswagen umbauen mussten". Und zu dieser Zeit wird auch der Unterwasser-Rugby-Club ins Leben gerufen. "Etwas, womit wir viele junge Menschen zur Wasserwacht locken konnten", sagt Plachta. "Und wir hatten nie Nachwuchsprobleme, weil wir einfach unheimlich viel zusammen unternommen haben."

Das ist auch heute noch so, wo die Ortsgruppe unter der Leitung von Stefan Hertel stattliche 400 Mitglieder zählen kann. "Davon sind zwar bei den Erwachsenen nur rund 30 im regelmäßigen aktiven Dienst, aber unsere Jugendgruppen haben unheimlichen Zulauf," erzählt Hertel.

Die Ortsgruppe hat inzwischen ihr Domizil im neuen BRK-Haus am Eisvogelweg und haben auch technisch aufgerüstet: Mit drei Booten und zwei Einsatzfahrzeugen können sie in der Not immer schnell zur Stelle sein. "Wir haben sogar eine eigene Tauchermannschaft, die auf Abruf erreichbar ist", sagt Hertel. Im regelmäßigen Wachdienst sind die Hilpoltsteiner übrigens immer noch im Hilpoltsteiner Freibad und natürlich ebenfalls den ganzen Sommer über an den Wochenenden an der Station Birkach am Rothsee. Dazu kommen regelmäßige Trainingstunden für alle Mitglieder. Und natürlich Schwimmstunden für die jüngsten Mitglieder der Wasserwacht.

"Unser Jüngster ist gerade vier Jahre alt geworden", sagt Hertel. "Und um die Zukunft der Hilpoltsteiner Wasserwacht mache ich mir bei so viel engagiertem Nachwuchs überhaupt keine Gedanken."