Hilpoltstein
Malerische Kulisse für harte Klänge

"Rock hinter der Burg" in Hilpoltstein kommt beim Publikum bestens an

28.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Frontfrau Sandra von der Band "Raw.Venue" überzeugt das Publikum.

Hilpoltstein (HK) Die Tradition im Schatten der Burg setzt sich fort: Nach einem Jahr Pause ist hinter Hilpoltsteins Wahrzeichen wieder das große "Rock hinter der Burg"-Festival über die Bühne gegangen. Mit großem Erfolg.

Die Bühne ist neu, das Logo ist neu und auch die beiden Hauptverantwortlichen, die das Rockspektakel erstmals unter ihre Fittiche nahmen, sind neu. Nur die Burg steht noch genauso da wie seit Hunderten von Jahren und am Konzept wurde ebenfalls nichts verändert - ein warmer Sommerabend, Bands aus der Region und darüber hinaus sowie und ein bunter Musikmix. Das alles lockte Samstagabend Hunderte von Besuchern hinter die Burg.

Wobei sich längst nicht nur die Jugend von dem Konzertereignis angesprochen fühlte, auch viele ältere Semester zog es auf den Burganger ebenso wie Familien mit Kindern, die dort ihre Picknickdecken ausbreiteten. Alleine das war ein voller Erfolg des Festivals, das zum ersten Mal im Jahr 2003 vom Arbeitskreis Jugend und dem Jugendreferat der Stadt Hilpoltstein aus der Taufe gehoben worden war - und seitdem nur einmal ausgefallen ist.

Mit der diesjährigen Musikauswahl hatten die beiden neuen Festivalmacher Daniel Fürnkäß und Martin Rook alles richtig gemacht, denn nicht nur die Heavy-Metal-Fans kamen an diesen Abend auf ihre Kosten. Auch Reggae-, Punk-, Rock- und Crossoverfans wurden nicht enttäuscht.

Den Anfang machte eine noch junge Band aus Hilpoltstein, die letztes Jahr ihre Premiere bei einem Auftritt im Hilpoltsteiner Jugendtreff feierte und gar nicht weit weg von der Burg im Musikwerk probt. Battery High lautet der Name des Quintetts, das irgendwo zwischen Rock und Metal zu Hause ist. Normalerweise haben es die Opener bei Festivals eher schwer, müssen sie oft vor leeren Rängen spielen. Nicht so die fünf Jungs aus Hip, denn schon zu Beginn von "Rock hinter der Burg" waren bestimmt über 100 Besucher gekommen, um die Lokalmatadore zu sehen.

Mit Battery High gibt es übrigens schon bald ein Wiedersehen, denn sie sind sowohl an gleicher Stelle beim HipLive-Musikfestival am 17. September mit von der Partie ebenso wie bei "Wallesau ist Blau" am 2. und 3. September. Viel zu tun für die junge Band, die mit ihrem Auftritt bei "Rock hinter der Burg" mehr als zufrieden sein durfte.

Ordentlich laut war auch die nächste Band: Raw.Venue stammt aus Veitsbronn. Da gab es mächtig was auf die Ohren, denn die Musik bewegte sich im Dark-Rock-Bereich - "mit nicht jugendfreien Texten", wie Frontfrau Sandra freimütig erklärte. In der Tat drehten sich die Songs um Zombies, Werwölfe und allerhand anderes gruseliges Zeug, so dass vermutlich manche besorgte Mama ihrem Kind die Ohren zugehalten haben dürfte. Aber Raw.Venue hatte auch ein sozialkritisches Thema mit im Gepäck - wenngleich ein ähnlich unappetitliches, denn der Song drehte sich um die ausufernde Fleischindustrie und unverantwortliche Massentierhaltung.

"Auch Tiere haben einen Anspruch darauf, würdevoll behandelt zu werden", schrie Energiebündel Sandra in ihr Mikrofon und erhielt sowohl für diese Meinung als auch für das musikalische Gesamtpaket viel Applaus vom Publikum, welches sich nach Einbruch der Nacht zu verdoppelt haben schien.

Nach kurzer Umbaupause war die Band Cressy Jaw an der Reihe. Das Trio hatte eindeutig den längsten Anreiseweg, denn es stammt aus dem rund 300 Kilometer entfernten Gießen. Aber dieser Musikimport aus Hessen, der schon im Kreuzwirtskeller zu hören und zu sehen war, hat sich voll gelohnt. Denn wenngleich die Musiker noch ziemlich jung sind, präsentierten sie sich als wahre Meister an ihren Instrumenten Bass, Schlagzeug, Gitarre. Und auch ihr dreistimmiger Gesang war überaus hörenswert. Zumal Cressy Jaw eine höchst originelle Mischung aus Rock, Reggae und anderen Stilrichtungen präsentierten, der sie ihren individuellen Stempel aufgedrückt hatten.

Kein Wunder, dass es bei dieser mitreißenden Musik nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne ganz schön abging. Dort wurde ausgelassen getanzt, und der Aufforderung des Sängers, doch alle noch ein bisschen Richtung Bühne aufzurutschen, kam das Publikum zu gerne nach.

Dicht gedrängt ging es auch beim letzten Gig des Abends zu, der von The Art Of bestritten wurde. Mit einem lautstarken "Hallo Burgfest!" begrüßte der Sänger sein Publikum und als er seinen Fehler bemerkte, schickte er schnell ein "Wer war alles beim Frühschoppen" hinterher, so dass der anfängliche Protest im "Ich, ich, und ich auch"-Geschrei unterging.

Die Band war kein bisschen leiser als ihre Vorgänger, dafür mit einem Mann mehr und allesamt hüpften und sprangen sie mit ihren Gitarren und Bässen zu ihren treibenden Rhythmen kreuz und quer über die Bühne, so dass das Publikum gar nicht anderes konnte, als es ihnen auf der Wiese gleich zu tun. Hin und wieder schaltete die Band aus dem Großraum Nürnberg und Neumarkt auch mal einen Gang runter, und schon wurden die leuchtenden Smartphones geschwenkt. Der Platz hinter der Burg verwandelte sich in ein kleines Lichtermeer, das hervorragend mit der ordentlich aufgemotzten Lightshow der Bühnentechnik harmonierte. Sehr originell war übrigens auch die Interpretation des Löwenzahnsongs, den die Band dem verstorbenen Moderator Peter Lustig widmete.

Leider musste Punkt zwölf schon wieder Schluss sein mit "Rock hinter der Burg". Sowohl die Bands als auch die vielen Besucher hätten gerne noch lange weitergefeiert. Aber so wurde pünktlich um Mitternacht der Stecker gezogen, und über Hilpoltsteins Wahrzeichen legte sich nach und nach wieder die Stille. Bis zum nächsten Jahr bei "Rock hinter der Burg", denn diese Tradition ist ganz bestimmt nicht totzukriegen.