Hilpoltstein
Einsatz für bessere Arbeitswelt bleibt zeitgemäß

Landrat Herbert Eckstein fordert als Redner zum 1. Mai bei Hilpoltsteiner SPD stärkere Förderung der Schwachen

01.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Findet genügend Anlässe zu Kritik an der großen Politik: Landrat Herbert Eckstein. - Foto: Klier

Hilpoltstein (mkl) Den Maifeiertag, den Tag der Arbeit und der Arbeiterbewegung hat der SPD-Ortsverein gestern wie gewohnt im Kreuzwirtskeller gefeiert. Der Ortsvorsitzende Rainer Herbrecher freute sich über ein volles Haus. Gleichzeitig stellte er die Frage, ob es überhaupt noch zeitgemäß sei, diesen Tag zu begehen. Den Menschen gehe es doch gut, die Auftragsbücher der Unternehmen seien gefüllt. Schon. Dennoch sei der Tag der Arbeit noch immer aktuell, so Herbrecher.

Denn die Menschen müssten an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gehen, um den Ansprüchen gerecht zu werden. Zu viele würden nur den Mindestlohn erhalten und müssten trotz Beschäftigung den Weg zum Sozialamt antreten. Die Arbeitsbedingungen seien schlechter geworden. Daran trage auch die SPD Schuld. "Wir haben begonnen, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Wir wollen eine sozial gerechtere Politik", sagte Herbrecher. "Deshalb ist der 1. Mai ein Feiertag."

Als Festredner, angetan mit roter Krawatte, holte Landrat Herbert Eckstein in einer engagierten Rede zu einer ausführlichen politischen Rundumschau aus. Auch er fragte, ob der 1. Mai nur noch ein Tag zum Feiern sei, eine Selbstverständlichkeit. Trotz relativer Vollbeschäftigung herrsche Unzufriedenheit, hat Eckstein festgestellt. Auch weil es viele Menschen gibt, die nicht profitieren.

Viele Kinder seien richtiggehend arm, aber das nehme man oft einfach so hin. Die Ganztagsschule sei deshalb für viele junge Menschen eine einmalige Chance. 2002 lag der Anteil der Schulabgänger ohne Schulabschluss laut dem Landrat noch bei 9,2 Prozent, jetzt seien es noch 5,2 Prozent. Rund 1,5 Millionen Menschen ohne Ausbildung seien aber immer noch zu viele angesichts des Facharbeitermangels. Aber auch Ältere mit Jobverlust bedürften der Förderung. Menschen über 50 dürften nicht "draußen bleiben". Auch mit 60 Jahren könne man noch Fähigkeiten fördern.

Der Landrat Eckstein wartete mit aktuellen Zahlen aus dem Landkreis auf: Die Zahl der Einwohner ist leicht auf 125 000 angestiegen. Es gibt 36 000 Beschäftigte, aber auch 1800 Arbeitslose. 1769 "Bedarfsgemeinschaften beziehen Hartz IV." Gegen Armutstendenzen hilft laut Eckstein Qualifikation, jedoch vergehe nach dem Schulabschluss oft zu viel Zeit; es gelte, die Fähigkeiten frühzeitig zu entdecken. Berlin und München könnten da manches nicht schaffen, man müsse mehr in kleinerem Rahmen denken. In der Gemeinde. Im Landkreis. In der großen Politik blieben Antworten mitunter aus.

Über das Soziale hinaus nahm Eckstein Themen in den Blick. Der Klimaschutz führe über den Verkehr, sagte er. Im Landkreis seien 125 000 Autos zugelassen, davon lediglich 93 Elektroautos. Firmen im Ausland würden es uns vormachen, wie Elektromobilität erfolgreich sein kann.

Wenn ein Ex-VW-Chef 3100 Euro Rente bekomme, pro Tag wohlgemerkt, dann sei das bei ausbleibender Gegenleistung nicht in Ordnung. Das verursache Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Andererseits: "Wer verantwortungsvoll arbeitet, der soll auch entsprechend verdienen."

Das erfolgreiche Abschneiden des Landkreises sei entscheidend der Eigenverantwortlichkeit geschuldet, sagte Eckstein. Er sei froh, in einem Land mit Frieden zu leben.