Hilpoltstein
Beliebtheit der Briefwahl bedroht kleine Wahlbezirke

Rund 30 Prozent der Hilpoltsteiner bevorzugen die Abstimmung zu Hause "Extreme Schwierigkeiten mit der Post"

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Noch bis Freitagabend durften die Bürger ihre Briefwahlunterlagen persönlich im Rathaus abliefern. Angenommen hat auch Amtsleiter Johann Waltl die Umschläge. Bis Sonntag um 18 Uhr können Wähler die Umschläge dort noch in den Briefkasten werfen. "Aber bitte nicht im Wahllokal abgeben!", warnt Karin Welsch von der Stadt. - Foto: Schmidt

Hilpoltstein (ssb) Karin Welsch hat gerade viel zu tun: Sie ist bei der Stadt Hilpoltstein für die Briefwahl zuständig. Immer wieder stecken am Freitagvormittag Wähler den Kopf zur Tür herein, um die rosa Umschläge rechtzeitig abzugeben.

6020 Menschen haben bei der Stadt ihre Briefwahlunterlagen beantragt. Diese hohe Zahl ergibt sich dadurch, dass die Verwaltung die Bundestagswahl und die Wahl des Landrates strikt getrennt halten muss. Bei der Bundestagswahl sind in der Stadt Hilpoltstein insgesamt 10 041 Menschen wahlberechtigt - alles deutsche Staatsbürger, die hier gemeldet sind. 31 Prozent davon, also 3108 Wähler, haben die Briefwahl beantragt. Bei der Wahl zum Landrat kommen noch EU-Bürger dazu, wie Welsch erklärt. Deshalb sind hier 10 359 Menschen abstimmungsberechtigt. 28 Prozent davon wollen das per Briefwahl erledigen. Bei der Stadt ist man derweil erstaunt über die hohe Zahl an Menschen, die auch an der Landratswahl teilnehmen - schließlich hat Herbert Eckstein keinen Gegenkandidaten. "Wir müssen mehrmals täglich den Briefkasten ausleeren", erzählt Welsch.

Die steigende Zahl an Briefwählern wird in Hilpoltstein aber auch Veränderungen mit sich bringen, erklärt Johann Waltl, Sachgebietsleiter des Ordnungsamts: "Einige Wahllokale sind mittlerweile so wenig frequentiert, dass den kleinsten auch die Auflösung drohen könnte." Es gebe eine Quote an Wählern, die pro Bezirk nicht unterschritten werden darf, erklärt Waltl. Und wenn bei wenigen Wählern die Ergebnisse eines Bezirks veröffentlicht werden, ist das Wahlgeheimnis in Gefahr.

Zusätzlich kämpft die Verwaltung in diesem Jahr mit Problemen bei der Verteilung der Briefwahlunterlagen: "Wir haben erstmals extreme Schwierigkeiten mit der Post", erzählt Welsch, die seit 26 Jahren für die Briefwahl zuständig ist. "Wir haben vierköpfige Familien, die gemeinsam beantragen. Die Regel ist, dass wir am gleichen Tag noch die Sachen zur Post geben, die dann eigentlich innerhalb von zwei Werktagen ausliefert. In diesem Jahr haben einige Mitglieder der gleichen Familie die Sachen dann auch gleich, bei anderen fehlt etwas und manche Sachen lassen Wochen auf sich warten. Dadurch haben auch wir mehr Arbeit, weil die Leute anrufen und beunruhigt sind, wo ihre Unterlagen bleiben." Das sei im ganzen Landkreis so.

Zufällig ist Welsch am Sonntag auch in der Residenz eingeteilt, um die Briefwahl auszuzählen. An diesem Freitag haben die Verantwortlichen spontan noch einen Helfer dazugenommen - weil die Arbeit immer mehr wird. Insgesamt werden 28 Leute benötigt. "Wir haben vier imaginäre Briefwahlbezirke eingeteilt, also einfach vier Urnen, wo wir die Umschläge etwa gleich verteilen, das sind jeweils etwa 770. Bei der nächsten Wahl werden es schon fünf Bezirke sein", erzählt Welsch.

Die Sachbearbeiterin sagt, dass sie dann beim Sichten der Wahlbriefe oft böse Überraschungen erlebt. Viele würden die Stimmzettelumschläge ohne den äußeren Wahlbrief abliefern oder die Wahlkarte - die unterschrieben werden muss - allein abliefern. So ist die Stimme ungültig. "Vielleicht haben die Leute Angst, dass wir wissen, was sie gewählt haben." Aber Welsch versichert, dass die Wahlhelfer die Wahlkarte sofort vom Rest trennen und dann erst der Stimmzettelumschlag geöffnet wird.

Wer es bis Freitagabend nicht geschafft hat, die Unterlagen persönlich abzugeben, der kann noch bis Sonntag, 18 Uhr, den Umschlag in den Briefkasten vor dem Rathaus einwerfen. "Aber bitte nicht im Wahllokal vorbeibringen!", warnt Welsch, "Die Briefwahl darf nur in der Residenz ausgezählt werden."