Hilpoltstein
Künstlerisch Grenzen überschreiten

Neue Ausstellung im Museum Schwarzes Roß zeigt Arbeiten aus der polnischen Kunsthochschule Cieszyn

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Größtenteils großformatige Arbeiten sind in der neuen Ausstellung im Museum Schwarzes Roß zu sehen. Es ist bereits die fünfte Schau unter dem Motto "Hilpoltstein verbindet". - Foto: Raithel

Hilpoltstein (HK) Was die polnisch-tschechische Grenzstadt Cieszyn mit Gütersloh, Köln und Hilpoltstein verbindet? Es ist die Kunst, wie seit Donnerstagabend eine weitere Ausstellung im Museum Schwarzes Roß in Hilpoltstein unter Beweis stellt.

Bereits zum fünften Mal wird unter dem Motto "Hilpoltstein verbindet" eine von Dorota Kabiesz kuratierte Ausstellung gezeigt. Das in Schlesien liegende Cieszyn sei eine äußerst geschichtsträchtige Stadt, betonte Wilhelm Baier, der als Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins die Begrüßung bei der Vernissage zur Ausstellung übernahm. Nach dem Kriegsende 1945 wurde die Stadt entlang des Flusses Olza in einen tschechischen und einen polnischen Teil gespalten, drei Brücken mit Grenzübergängen dienten aber über alle Jahre weiterhin als Verbindung. Cieszyn könne so als Beitrag zur Völkerverständigung gesehen werden.

Hilpoltsteins dritter Bürgermeister Josef Lerzer unterstrich die Worte Baiers und stellte dem großen Wort Völkerverständigung das friedliche Miteinander von Nachbarn an die Seite; Cieszyn stelle dies eindrücklich unter Beweis. Und da "Nichts die Menschen so verbindet wie die Kunst" sei auch eine Ausstellung mit Bildern polnischer Künstler in Deutschland ein wichtiger Beitrag zu einer guten Nachbarschaft.

Das polnisch-deutsche Verhältnis stehe unter einer bewegten Vergangenheit, die Gräuel des NS-Regimes sorgten für Flucht und Vertreibung, viele haben schweren Herzens ihre Heimat verlassen müssen. Auch heute würden noch viele Vertriebene aus Schlesien und deren Nachkommen in Hilpoltstein leben, hier hätten sie eine neue Heimat gefunden, wie Lerzer schilderte. Wie Deutschland und Polen es durch Diplomatie geschafft haben, dass aus Nachbarn Freunde werden, so solle es auch in den heutigen Krisengebieten sein. Auch die Flüchtlinge dieser Tage seien auf der Suche nach Heimat - und dies sei eine Aufgabe für die gesamte Bevölkerung.

"Warum gerade Cieszyn": Diese Frage beantwortete die Berliner Kuratorin und Kunstberaterin Dorota Kabiesz. Angefragt, die Ausstellung zur Europäischen Kulturwoche in Gütersloh zu organisieren und von einem Absolventen der Kunsthochschule Cieszyn animiert, entschied sie sich die 40-jährige Geschichte der Kunsthochschule anhand von acht Künstlern darzustellen. Gezeigt werden nun die Arbeiten von Janusz Baran, Marek CÅ‚owacki, Krystyna Pasterczyk, Natalia Pawlus, Paulina PoczÄ™ta, Waldemar Rudyk, Peter Smolka und Maciej JÅ»ukowski .

Cieszyn sei für sie eine der europäischsten Städte überhaupt, sagte Kabiesz. Mit 40 000 Einwohnern und einer Hochschuldependance habe Cieszyn schon immer Grenzgänger und Grenzüberschreiter im wörtlichen wie im übertragenen Sinn erlebt. Ohne umzuziehen habe man innerhalb eines Lebens im vergangenen Jahrhundert mehrere Staatsangehörigkeiten und ebenso viele Pässe besitzen können. Sogar zur K.-u.-k.-Monarchie gehörte Cieszyn eine Zeit lang.

Die Bilder und Skulpturen der Ausstellung, größtenteils großformatige Arbeiten, müssen nicht übersetzt werden, ihre Sprache sei universell. So sei der kulturelle Austausch über Sprachgrenzen hinweg ein wichtiger Faktor für staatliche wie menschliche Beziehungen.

Ein Faktor, den auch Museumsleiter Peter Hagenmaier unterstreichen wollte, denn "die Beschäftigung mit Kunst und Kultur fördert das vernetzte denken - und das haben wir bitter nötig!" Transnationale Kulturprogramme würden einen wichtigen Faktor für ein geeintes Europa darstellen, weshalb Hagenmaier bei vorherigen Ausstellungen auch immer versucht hatte, französische Künstler im Rahmen der trinationalen Partnerschaft des Bezirks Mittelfranken mit einzubinden. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage, insbesondere im ländlich geprägten Limousin und wegen der Anfang des Jahres vollzogenen Verwaltungsreform in ganz Frankreich stelle sich dies als derzeit nicht umsetzbar dar.

Umso mehr freue es ihn, aus dem "Schmelztiegel" Cieszyn eine Ausstellung präsentieren zu können. Neben den Bildern, Skulpturen und Installationen bot die Vernissage auch musikalischen Genuss: Andrea Häupler, Gesang, und Michael Hobauer, E-Piano und Gesang, begleiteten die Eröffnung.