Hilpoltstein
Korrespondent dreier Päpste

Vatikanexperte Andreas Englisch stellt in Hilpoltstein sein neues Buch über Franziskus vor

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Andreas Englisch plaudert über den Papst - Foto: Raithel

Hilpoltstein (shh) Er ist der dienstälteste Korrespondent im Vatikan, er hat mit drei Päpsten gearbeitet, diese Woche kam er zum zweiten Mal nach Hilpoltstein, um sein neues Buch über Papst Franziskus vorzustellen: Andreas Englisch, ein Vatikanexperte, der es schaffte, den Hofmeiersaal bis zum letzten Platz zu füllen.

Eigentlich ging er einst nach Rom, um die italienische Sprache zu lernen. Als dann sein Geld zu Ende, aber sein Ziel, Italienisch zu sprechen, noch nicht erreicht war, überlegte sich Andreas Englisch eine Alternative und wurde noch sehr jung Vatikankorrespondent. Zu der Zeit wäre ein Papst Franziskus noch absolut undenkbar gewesen. Ein „normaler“ Mensch hätte den Papst damals nicht einmal ansprechen dürfen, auch umgekehrt hätte der Papst einen einfachen Menschen nicht so ohne weiteres angesprochen. Das führt, nach Englischs Ausführungen zu an sich komischen Situationen zwischen dem Papst und dem Chauffeur seines Dienstwagens, konnte der eine doch nicht sagen, wo er gerne hinmöchte und der andere nicht fragen, was das Ziel der Fahrt sein sollte.

Der Dienstwagen war es auch, der kurz nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst zum ersten Mal für Aufsehen sorgte. Als er nach der Wahl aus der Sixtinischen Kapelle zurück ins Gästehaus wollte und der Generalstaatssekretär bereits in der bereitgestellten Dienstlimousine Platz genommen hatte, sagte der frischgewählte Papst, dass er in einem so aufwendigen Fahrzeug nicht fahre. Auf die ratlose Antwort der umstehenden Bediensteten, dass kein anderes Fahrzeug zur Verfügung stünde, fragte Franziskus, wie man denn die Kardinäle zurück zum Gästehaus bringe. Mit dem Bus. „Dann fahre ich auch Bus.“ Aber, so erzählte Andreas Englisch, der Papst habe darauf bestanden vorne fahren zu dürfen. Er sei ja schließlich der Papst.

Es sollte also einiges anderes werden, mit diesem neuen Papst. Das bekam auch der Camerlengo zu spüren. An sich ist die Aufgabe des Camerlengos, den Tod eines Papstes festzustellen und während des Konklaves verschiedene Dienste zu übernehmen, wie die päpstlichen Wohn- und Arbeitsräume zu versiegeln. Nachdem Papst Benedikt durch Rücktritt für das Konklave sorgte, entfiel bereits ein Auftritt des Camerlengos. Eine weitere Aufgabe ist nach der Wahl eines neuen Papstes, das Siegel an den Räumen des Papstes bei der sogenannten Inbesitznahme zu brechen. Nun weigerte sich Franziskus jedoch, die Gemächer des Apostolischen Palastes in Besitz zu nehmen, viel zu groß seien diese. So lebt er bis heute im 21 Quadratmeter großen Zimmer im Gästehaus. Gegessen wird in der Mensa und auch der Papst stellt sich mit seinem Tablett an und sucht sich einen freien Platz. „Das hassen im Vatikan alle“, plauderte Englisch aus, denn, wenn sich der Papst gesetzt hat, fragt er seine Tischnachbarn, was sie denn eigentlich im Vatikan täten.

Andreas Englisch begegnete Jorge Mario Bergoglio bereits 1991 in Buenos Aires; zwei Sachen passten Bergoglio am Vatikan damals gar nicht: zum einen die große Zahl an Ordensfrauen im Dienst von Bischöfen und Kardinälen. Schließlich seien sie nicht Ordensfrauen geworden, um den Herren in Rom das Essen zu kochen und die Hosen zu bügeln. „Das wird Ihnen Ärger im Vatikan einbringen“, sagte Englisch damals zu Bergoglio, doch dieser entgegnete: „Nein, den habe ich schon.“ Zum anderen gehe es in Rom immer nur ums Beten, dabei sei es doch auch wichtiger Bestandteil des Glaubens, etwas zu tun.

Englisch erzählte, dass die Römer auf die Frage, warum sich die Kardinäle bei einer Papstwahl ins abgeschlossene Konklave begeben, witzeln, dass der Heilige Geist nicht rein komme. Bemerkte dann aber schmunzelnd, dass es dem Heiligen Geist diesmal wohl doch gelungen sei.