Hilpoltstein
Immer mehr Familien brauchen Hilfe

Soziale Probleme bescheren Erziehungsberatungsstelle und Jugendhilfestation steten Zulauf

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Hilpoltstein (mes) Eltern, die mit ihren Kindern nicht zurechtkommen, Kinder, die von ihren Eltern misshandelt werden, Familien, die ohne fremde Hilfe nicht klarkommen, Eltern, die ihren Erziehungsauftrag nicht erfüllen können. Die Gründe sind mannigfaltig und die Liste lang, warum der Stellenwert von Jugendarbeit und Jugendhilfe ein immer größerer wird.

Im gleichnamigen Ausschuss gab Elfriede Schweinzer am Mittwoch einen Überblick über die Arbeit der Erziehungsberatungsstelle, die von Diakonie und Caritas getragen wird.

Laut ihrer Aufgabe unterstützt die Beratungsstelle Familien, Eltern, Jugendliche und Kinder sowie junge Erwachsene bei auftretenden Problemen in Familie, Schule, Beruf und Partnerschaft. In persönlichen Gesprächen wird dann versucht, gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen zu finden, die allen Beteiligten helfen, gut mit der jeweiligen Lebenssituation umzugehen.

Mit der nicht gerade Mut machenden Feststellung, "der Familie geht es schlecht", begann Schweinzer. "Die Fallzahlen steigen stetig." Von 688 im Jahr 2013 über 832 im Vorjahr bis aktuell 860 für 2016, obwohl der Dezember noch fehlt. Ursachen dieser Entwicklung macht Schweinzer mehrere aus. Es liege ein enormer Druck auf den Familien, viele hätten Angst nicht mehr mit dem zurechtzukommen, was täglich auf sie entströmt. "Sie haben nicht mehr so viel Zeit, das emotional abzufedern." Viele Familien seien zudem hochauffällig und multiproblembehaftet. Selbst die Kinder hätten heute meist einen Fulltime-Job. 40 Prozent der Kinder bräuchten psychiatrische Aufmerksamkeit.

Die Beratungsstelle bietet den Betroffenen Einzel-, Gruppen- und Familiengespräche an. Dabei ist die Anzahl der Termine, die notwendig sind, laut Schweinzer ganz unterschiedlich. Manchmal reichten wenige Stunden, aber es gebe auch Familien, die bis zu zwei Jahre betreut würden.

Die Gründe, warum die Stelle aufgesucht wird, liegen zu fast zwei Dritteln im sozialen Umfeld, wie Erziehungsverhalten, familiäre Interaktionen, Trennung, Gewalt, Missbrauch . . . Explizit Trennung und Scheidung seien höchst konfliktbehaftet und nähmen oft ganz schwierige Verläufe, so Schweinzer. Rund ein Fünftel der Gründe liege im Erleben und Verhalten, wie Sozialverhalten, Gefühle, Sexualität, körperbezogenes Verhalten oder Posttraumata. Lediglich bei neun Prozent der Fälle geht es um die Entwicklung des Kindes und seine Leistung.

Speziell für Kinder und Jugendliche ist die 2014 gestartete Jugendhilfestation in Roth. Dort geht es in der heilpädagogischen Tagesstätte nicht um freiwillige Hilfegesuche, sondern um Aufträge des Jugendamts. Es sind Kinder und Jugendliche, die im Unterricht nicht mehr tragbar sind, die aggressiv sind, die an ADHS erkrankt sind, die schwieriges Sozial- und Erziehungsverhalten zeigen und nicht selten aus problematischen familiären Situationen kommen. "Diese verbringen bei uns den Nachmittag", sagte Manuela Ostermeier, die Leiterin des Hauses. Sie würden Hausaufgaben machen, lernen, spielen, aber auch zum Beispiel Hygiene spiele in dem Haus eine große Rolle. Parallel dazu fänden Gespräche mit den Eltern statt. "Wenn es sein muss zweimal in der Woche, wenn es nicht so schwierig ist, auch nur alle sechs Wochen."

Daneben gibt es noch die ambulanten erzieherischen Dienste, wo es um sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehungsbeistand, Hilfen für Volljährige oder intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung geht. "Unsere Mitarbeiter arbeiten hochflexibel und müssen sehr kreativ sein." Insgesamt arbeiten in der Jugendhilfestation Roth 14 Leute, die rund 100 Fälle betreuen.