Hilpoltstein
Hitzesommer hinterlässt hässliche Spuren

Forstdirektor Christian Kölling appelliert, die Wälder für den Klimawandel zu wappnen

11.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

In vielen Kiefernkronen haben sich Mistelbüsche breit gemacht, die der Kiefer Wasser und Licht wegnehmen.

Hilpoltstein/Roth (HK) Der neue Leiter der Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth ist besorgt: "Der Hitzesommer 2015 hat dem Wald sehr zugesetzt", sagt Christian Kölling. Ein Umbau im Kiefernwald sei deshalb das Gebot der Stunde.

Wer in diesen Wintertagen in den Wäldern in unserer Region unterwegs ist, kann das merkwürdige Aussehen vieler Kiefernbäume klar erkennen. Am markantesten sind dabei einzelne abgestorbene Bäume, die mit rotbraun verfärbten Nadeln wie Laternen an den Waldrändern stehen.

Auf den zweiten Blick erkennt das geübte Auge überall die gelbgrünen Mistelbüsche, die den Kiefernkronen einen eigenartigen Farbakzent verleihen. "Die Mistel ist ein nicht zu unterschätzender Schmarotzer, der die Kiefern als Unterlage verwendet und deren Wasserleitungssystem anzapft" erklärt Christian Kölling, Leiter der Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Roth.

Die massenhafte Verbreitung der Mistel wird mit der Schwächung der Kiefer durch die enormen Hitzewellen des letztjährigen Sommers in Verbindung gebracht. Milde Winter, wie sie seit einiger Zeit die Regel sind, fördern die Mistel, denn sie behält als immergrüne Pflanze ihre Blätter auch in der kalten Jahreszeit. "Das Grün mancher Kiefern ist trügerisch. Es sind oft die Mistelbüsche, die dem eiligen Betrachter den Anblick voller Kronen vortäuschen", so Kölling.

Neben den roten Kiefern und den Mistelbüschen gibt es eine weitere Auffälligkeit: Es er-scheinen die Kronen vieler Kiefern in einem untypischen gelb- oder graugrünen Ton, oft haben sie Nadeln verloren und man kann durch die Kronen hindurch den Himmel sehen. "Hitzewellen, wie wir sie im Rekordsommer 2015 erlebt haben, sind unsere Kiefern nicht gewohnt", erläutert Kölling. Kiefern seien in den Kältegebieten unseres Kontinents wie etwa in Skandinavien und in Russland heimisch. "Unter einem Mittelmeersommer wie 2015 leiden sie, weil ihnen dafür die Anpassung fehlt."

So neu wie die extreme Hitze sind nun auch die Reaktionen der Kiefern, die auch altgediente Förster überraschen, die mit den Wäldern der Region bestens vertraut sind. Es sei zu befürchten, so Kölling, dass durch den Klimawandel solche noch seltenen Rekordsommer wie in den Jahren 2003 und 2015 häufiger werden und dann an der Tagesordnung sind. Damit steige auch das Risiko von späteren Schäden. "Wir wissen noch nicht, ob und wie schnell sich die Kiefern von der Belastung aus dem Vorjahr erholen werden. Vom Amt verfolgen wir aufmerksam die Entwicklung, ohne Panik zu schüren."

Wenn der Rekordsommer 2015 erst den Anfang der Entwicklung darstellt, dann seien Anpassungsmaßnahmen in den Wäldern der Region das Gebot der Stunde. Die klimaangepassten Zukunftswälder werden dann nicht mehr aus reinen Kiefern bestehen, sondern gemischt sein. Man sollte die Wälder daher schon jetzt mit Baumarten wie Eichen oder Buchen, die mehr Wärme aushalten, anreichern, empfiehlt Kölling: "Mit dem Waldumbau hin zum angepassten Mischwald reagieren wir auf die Herausforderungen des Klimawandels." Die Bayerische Forstverwaltung stehe dabei mit Diagnose, Beratung und finanzieller Förderung zur Seite.

"Die Folgen des Klimawandels sind absehbar, jetzt kommt es darauf an, den Schäden zuvorzukommen und die Wälder risikofest zu machen". Waldbesitzer, auf deren Grundstück dürre Kiefern stehen, sollten diese schnellstmöglich aus dem Wald entfernen. Sie beherbergen oft die Larven des Prachtkäfers. Man sollte vermeiden, dass sich dieses Insekt verbreitet und weiteren Schaden anrichtet.