Hilpoltstein
Ein halbes Jahrhundert Wachstum und Wandel

Hilpoltstein im Wandel der Zeit

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr

Im Rathaus war 1968 noch die Feuerwehr untergebracht. Die Tore für die Fahrzeuge sind auf der Giebelseite zu sehen.

Hilpoltstein (HK) Enorme Veränderungen hat die Stadt Hilpoltstein in den zurückliegenden 50 Jahren erlebt. Das zeigen die Luftaufnahmen aus dem Jahr 1968, die durch glückliche Umstände in den Besitz der Stadt gekommen sind. Da die Bilder viel zu schön sind, um in der Schublade zu verschwinden, zeigen wir sie in einer neuen Serie, die heute beginnt. Anwohner, Heimatforscher und Betreiber längst abgerissener Firmen erzählen dabei Stadtgeschichte.

Nur rund 4500 Einwohner und eine Gesamtfläche von gerade einmal 700 Hektar: "Die Stadt Hilpoltstein hatte 1968 gar nicht die Chance, groß zu wachsen." Das sagt Dieter Popp vom Hilpoltsteiner Museums- und Heimatverein. "Erst mit der Gebietsreform im Jahr 1972 hat sich das deutlich geändert."

So gab es zwar 1968, als Erich Tschöpe die Luftaufnahmen gemacht hat, die jetzt im Besitz der Stadt Hilpoltstein sind, bereits die heute zum Stadtgebiet gehörende Firma Klingele. Doch damals standen die Werkhallen zum größten Teil auf Hofstettener Gemarkung. Diese reichte übrigens aus Richtung Marquardsholz bis fast zur Heidecker Straße, so dass auch dort kaum eine Ausdehnung der Stadt möglich war.

Diese natürliche Begrenzung sei für den Kernort jedoch sehr gut gewesen. "In der Innenstadt hat sich deshalb bis auf kleine Umbauten und Sanierungen erfreulicherweise nicht so viel getan", sagt der frühere Kulturamtschef Willi Stengl beim Blick auf die Fotos.

Trotzdem fallen Popp und Stengl sofort einige Veränderungen in der Innenstadt ein. "Zum Beispiel das Zeiner-Haus, also das heutige Reisebüro an der Ecke Siegertstraße und Christoph-Sturm-Straße", sagt Popp. "Das war 1968 ein sehr prägnantes Gebäude mit einer lebensgroßen Madonna an der Ecke zur Straße hin." Doch nicht nur die Madonna, das gesamte Haus wurde dem Erdboden gleichgemacht. "Und beim Wiederaufbau hat man es zudem gedreht, so dass jetzt der Giebel zur Siegertstraße zeigt."

Der Giebel des Haußner-Hauses, heute Optik Wittmann, hatte damals noch ein historisches Fachwerk. Nach dem teilweisen Abriss und Neubau in den 1970er-Jahren ist jetzt nur noch ein nachgeahmtes Fachwerk zu sehen.

Das Fleischmann-Anwesen in der Christoph-Sturm-Straße gab es 1968 noch nicht. "Hier waren das Café Ammon und die beiden Müller-Häuser", sagt Willi Stengl. "Diese drei alleine stehenden Häuser hatten alle einen Giebel zur Christoph-Sturm-Straße hin, den man zwar jetzt im durchgängigen Fleischmann-Bau auch noch findet - allerdings ohne den spätbarocken Giebel, der damals auf dem Haus von Kuni Müller zu sehen war."

"Für das Kaufhaus Dietz an der Ecke Marktstraße/Siegertstraße entstand 1968 gerade ein Neubau", sagt Stengl. Und im gleichen Jahr wurde auch die Neue Apotheke in der Christoph-Sturm-Straße errichtet.

Im Anschluss zur Heidecker Straße hin folgt das Metzgerhaus, das heute noch steht. Abgerissen wurden nach 1968 allerdings die Schmiede, die damals eine eigene Tankstelle hatte - übrigens eine von acht im Hilpoltsteiner Stadtgebiet. "Zudem gab es da noch das große Gebäude der Seilerei Mosner, an die auch ein Kolonialwarenhandel angeschlossen war", sagt Popp. Es stand damals direkt an der Stadtmauer, musste aber später der Raiffeisenbank weichen.

Das große Sparkassengebäude, das im vergangenen Jahr verkauft wurde und in dem aktuell ein Hotel entsteht, gab es 1968 noch. Dieser Komplex entstand erst 1984. Vor 50 Jahren standen hier unter anderem die Gastwirtschaft Spiegel mit seinem großen Nebengebäude, dem Spiegel-Saal, sowie die Metzgerei Blomeier.

Die Sparkasse war 1968 noch an der Ecke Marktstraße/Siegerststraße zu finden. Hier ist heute die Redaktion unserer Zeitung untergebracht. Ein Haus weiter gab es schon damals die Polizei. Früher war hier übrigens das Gefängnis der Stadt. "Und das Gefängnis war für uns immer eine Attraktion", sagt Dieter Popp, der wie Willi Stengl lange selbst in der Siegerstraße gewohnt hat.

Das Hofmeierhaus in der Kirchenstraße stand 1968 erst seit vier Jahren. Ein Stück weiter oben befand sich zu dieser Zeit auch noch die alte Knabenschule im direkten Anschluss an die katholische Kirche. Die Schule wurde jedoch bald abgerissen, so dass an dieser Stelle bis heute ein freier Platz ist.

Beim Blick auf alte Aufnahmen vom Marktplatz fällt auf, dass das Rathaus noch große Toreinfahrten hatte. "Im Rathaus war 1968 noch die Feuerwehr untergebracht, und in die Amtszimmer gelangte man noch über eine lange Treppe", sagt Popp. "Dass man damals, als es den heutigen Ensembleschutz noch nicht gegeben hat, mit dem Marktplatz so schonend umgegangen ist, ist heute unser Plus."

Bereits seit den 1950er-Jahren stehen in Hilpoltstein die zwei vorderen, langgestreckten Gebäude der Grundschule. Darin untergebracht war anfangs die Mittelschule. "Recht neu war dagegen das heutige Hauptgebäude der Grundschule, das für die damalige Zeit sehr modern war", sagt Stengl beim Blick auf das Luftbild, das in unserer Serie wie viele andere Bilder in Zukunft zu sehen ist. Helmut Kelnar war der Architekt dieses fast futuristischen Gebäudes mit seinen aneinandergereihten Kuben.

Nennenswerte Baugebiete gab es 1968 in Hilpoltstein noch nicht. "Da sind hier mal drei Häuser entstanden und dort wurde in einem Acker ein Haus neu gebaut", erinnert sich Popp. "Es waren also alles eher kleine Einheiten." Dennoch entstand unter anderem die Werkvolk-siedlung mit ihren zweigeschossigen Häusern in der Adalbert-Stifter Straße und der Eichendorffstraße. Später kam rund um die Bayernstraße die Siedlung der Gundekar-Werke in Richtung Marquardsholz hinzu. Erst in den 1990er-Jahren folgte das große Wohngebiet über dem Rothsee, rechts der Rother Straße gelegen. Auf einem der alten Luftbilder ist die Spedition Greiner zu sehen, die von jeher ihren Standort an der Rother Straße hat. Rund um die Spedition war 1968 aber nur Ackerland.

"Was in Hilpoltstein in den vergangenen 50 Jahren entstanden ist, ist fast unüberschaubar", sagt Dieter Popp und mahnt beim Blick auf die Fotos zugleich: "Die nächste Generation kann mit den Flächen lange nicht mehr so sorglos umgehen."