Hilpoltstein
Hilfe für die Helfer

Team der BRK-Bereitschaften Hilpoltstein und Roth leistet Dienst an der deutsch-österreichischen Grenze

08.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Hilpoltstein (HK) Nicht nur die Flüchtlinge brauchen Hilfe, sondern immer öfter auch die Helfer: Ein zehnköpfiges Team aus den BRK-Bereitschaften Hilpoltstein und Roth hat am Wochenende an der deutsch-österreichischen Grenze angepackt, um den völlig erschöpften Kollegen in der Erstaufnahmestelle in Freilassing wenigstens einen Tag Erholung zu gönnen.

 

Tausende Flüchtlinge sind in den vergangenen Tagen und Wochen von Salzburg über die Grenze nach Freilassing gekommen. In einem ehemaligen Möbelhaus, rund zwei Kilometer von der Grenze entfernt, haben die Behörden dort eine Notunterkunft eingerichtet, in der zurzeit knapp 1000 Asylbewerber verpflegt und medizinisch versorgt werden. Völlig erschöpft sind aber nicht nur viele der Menschen, die es oft nach monatelanger Flucht aus Syrien, Afghanistan, Iran oder Irak über die deutsch-österreichische Grenze geschafft haben, sondern auch immer mehr ehrenamtliche Einsatzkräfte.

„Schon seit drei Wochen ist das Rote Kreuz in Freilassing rund um die Uhr im Einsatz“, berichtet Michael Langguth, der Bereitschaftsleiter beim BRK-Kreisverband Südfranken. Bei ihm ging am vergangenen Freitag auch der Hilferuf aus Oberbayern ein. Weil der Ansturm von Flüchtlingen kein Ende zu nehmen scheint, kamen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer dort endgültig an den Rand ihrer Belastbarkeit. Die Einsatzzentrale des Roten Kreuzes in München bat deshalb um Unterstützung aus dem Rest des Freistaats.

Kreisbereitschaftsleiter Lang-guth stellte noch am Freitag ein zehnköpfiges Team aus den BRK-Bereitschaften Hilpoltstein und Roth zusammen. Am Samstagmorgen um 6 Uhr trafen sich die Einsatzkräfte schon zur Abfahrt nach Freilassing. Zurück kamen die Letzten am Sonntag um 20 Uhr. Zu den Aufgaben der südfränkischen „Schnelleinsatzgruppe Betreuung“ gehörte dort unter anderem die medizinische Untersuchung der Flüchtlinge, gemeinsam mit Ärzten, die in ihrer Freizeit die Menschen in der Notunterkunft behandeln.

„Allein in den 24 Stunden, in denen wir in Freilassing waren, sind 400 Flüchtlinge in dem Möbelhaus angekommen“, sagt Michael Langguth. Viele davon hatten die Hilfe des Roten Kreuzes nötig, bevor sie in die Erstaufnahmeeinrichtungen in ganz Deutschland verteilt werden. Sichtlich gezeichnet von der oft langen Odyssee, sei vor allem der hygienische Zustand vieler Flüchtlinge sehr schlecht gewesen, sagt Langguth. Reihenweise Pilzerkrankungen und Krätze habe es bei den Menschen aus Syrien, Afghanistan, Iran und Irak zu behandeln gegeben. „Manche Kinder waren nicht nur stark erkältet, sondern hatten auch Fieberkrämpfe. Und wir haben auch Männer mit vernarbten Schuss- und Splitterwunden behandelt.“

Weit über 100 Patienten hatten die BRK-Kräfte aus Hilpoltstein und Roth in ihrer 24-Stunden-Schicht zu versorgen. In dieser Zeit konnten sich die Kameradinnen und Kameraden aus Freilassing ausruhen und neue Kraft schöpfen, bevor sie am Sonntagmittag schon wieder hoch motiviert selbst an die Arbeit gingen und zuvor noch ihre Unterstützer aus dem BRK-Kreisverband Südfranken in ihre Heimat verabschiedeten. „Es war sehr anstrengend, aber wir bekamen viel Dankbarkeit zurück“, sagte eine der Helferinnen im Rückblick.

Kritik an der Politik äußert derweil Michael Langguth. „Der Staat verlässt sich schon sehr auf uns“, sagt der Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes. Viele der Helfer in Freilassing leisteten nach ihrer normalen Arbeit noch acht oder gar zehn Stunden Dienst in der Notunterkunft. Auch die Einsatzkräfte aus Hilpoltstein und Roth opferten für die Hilfsaktion in Freilassing ihr gesamtes Wochenende. „Das ist ja ganz normal für uns“, sagt Langguth. Aber es sei eben kein Ende in Sicht, weshalb sich der Kreisbereitschaftsleiter gut vorstellen kann, dass in nächster Zeit noch weitere Einsätze dieser Art folgen werden.