Hilpoltstein
Fleischerhunde im Metzgerladen

Jahresversammlung der IG BAU: Scharfe Kritik an Regierenden und Ehrungen für 14 Jubilare

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Die Geehrten mit IG-BAU-Vorsitzendem Wilhem Rubick und DGB-Vorsitzendem Harald Krautwald. - Foto: oh

Hilpoltstein (HK) Für ihr langjähriges, unermüdliches Wirken in der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sind aus dem Landkreis Roth bei einer Feierstunde in Hilpoltstein 14 verdiente Mitglieder geehrt worden. Bis zu 65 Jahre halten sie der Gewerkschaft die Treue.

In seiner Begrüßungsrede ging Vorsitzender Wilhelm Rubick auch auf „die teils sehr fragwürdigen Gesetzesentscheidungen der großen Koalition sowie annähernd kriminellen Entscheidungen des Europäischen Parlaments“ ein. So sieht Rubick die Große Koalition als Unternehmerpartei, die nicht nur die Probebohrungen für das umweltunverträgliche Fracking genehmige, sondern auch das Handelsabkommen TTIP mit den USA rasch zum Abschluss bringen möchte. Rubick sieht die europäische Landwirtschaft und die Verbraucher als Verlierer dieses Abkommens. Ein weiterer Kritikpunkt in seiner Rede war „die kalte Progression“, die die Steuerzahler überproportional belastet. Und: Bismarcks Rentenidee habe zwar zwei Kriege überdauert, werde jetzt aber im Zuge von Reformen „kaputtgeredet“.

Das Tollste, so der IG BAU-Vorsitzende, spiele sich zurzeit in der Europäischen Union (EU) ab. Hier habe man Jean Claude Junker, der in seiner Zeit als Premierminister von Luxemburg ein System aufgebaut habe, dass zahllose Unternehmer dank Luxemburg kaum Steuern zahlten, zum EU-Kommissionschef gewählt, so Rubick. „Das Verrückteste ist, Junker führt nun die Ermittlungen gegen sein eigenes zweifelhaftes Steuersparmodell.“ Da werde der „Fleischerhund zum Aufpasser im Metzgerladen“ bestimmt. „Wie weit muss das europäische Volk noch geknechtet werden, bevor es aufsteht.“

Dazu hob er die Errungenschaften der Gewerkschaftsbewegung hervor, die in schweren Zeiten nie resigniert habe und als Kampforganisation groß geworden sei. Dies müsse wieder unter Beweis gestellt werden. An die Jubilare gewandt sagte Rubick: „Ohne eure jahrzehntelange Unterstützung und ohne eure Risikobereitschaft in der Organisation wäre die Gewerkschaft nicht zu einer Kampforganisation für die Arbeitnehmer geworden.“

DGB-Kreisvorsitzender Harald Krautwald ging auf die jüngsten Vorfälle in Vorra ein und verurteilte das rechtsradikale Vorgehen aufs Schärfste. Kein Verständnis zeigte er für Parlamentarier, die die Rente mit 63 verurteilten, weil sie nun teurer werden könnte, als bei der Einführung berechnet.

Landrat Herbert Eckstein beschäftigte das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Um dieses gewaltige Potenzial an Sprengstoff zu entschärfen, sei die vordringlichste Aufgabe der Regierenden, die Gesellschaft wieder zusammenzubringen. Dazu gehöre auch ein vernünftiges Einkommen. Der seit Januar gültige Mindestlohn von 8,50 Euro sei dazu nicht geeignet und reiche nicht zum Lebensunterhalt und schon gar nicht zum Aufbau einer zukunftssicheren Rente. Zum Ende rezitierte er aus einem Schriftstück aus dem 19. Jahrhundert. Da heißt es: Gib den Regierenden ein besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung.

Gewerkschaftssekretär Franz Müller ging in seiner Laudatio auf die gewerkschaftlichen Erfolge ein und hob vor allem die Jahre hervor, in denen sich die 14 Kolleginnen und Kollegen organisierten. Als Dank und Anerkennung gab es die Urkunde mit Anstecknadel, eine Armbanduhr und Geschenkkörbe. 65 Jahre dabei ist Anton Reichenberger. Für 60-jährige Mitgliedschaft wurden Konrad Häckl, Abenberg, Günter Barth, Roth, und Richard Fladerer aus Georgensgmünd geehrt. Das 50-Jährige konnte Wolfgang Jäckel aus Ebersbach feiern. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden ausgezeichnet: Hermann Ziegler und Michael Kramer aus Roth, Margarete Winkler aus Alfershausen und Willi Treiber aus Tiefenbach, Stefan Müller aus Brunnau, Josef Schneider aus Schutzendorf und Willi Kraus aus Hofstetten. 25 Jahre dabei sind Elke Schmitz aus Abenberg und Oskar Hetzner aus Marquardsholz.