Hilpoltstein
Feuer und Flamme für die Praxis

Beim Berufsparcours in Roth machen rund 800 Mittelschüler mit und sammeln Erfahrungen aus erster Hand

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
In der Dreifachturnhalle der Anton-Seitz-Mittelschule fand am 18. und 19.10.2017 ein Berufsparcours statt, bei dem die Mittelschüler der Schulamtsbezirke Roth und Schwabach (7. und 8. Klassen) Einblicke in die Berufswelt erlangen konnten. Foto: Tobias Tschapka Berufsparcour 2017 −Foto: Tschapka, Tobias, Roth (Schulen)

Roth/Hilpoltstein (HK) Rund 800 Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Jahrgangsstufen haben am Mittwoch am Berufsparcours der Schulbezirke Schwabach und Roth mitgemacht. Zwei Tage lang hatten sie Gelegenheit, einen vielfältigen Einblick in die Berufswelt zu erhalten.

Dabei dürfen die Schüler selbst Hand anlegen, denn das Konzept des Berufsparcours, welches vom Technikzentrum Minden-Lübbecke entwickelt wurde und im Rahmen des regionalen Projekts MAP (Mittelschulen-Arbeitswelt-Partnerschaft) organisiert wird, setzt vor allem auf Praxisnähe. So bestand der gesamte Berufsparcours vor allem aus einer Reihe von Minipraktika der sozialen, technischen und handwerklichen Berufe. Diese wurden von zahlreichen Unternehmen und Organisationen aus der Region samt Personal zur Verfügung gestellt.

Da lädt beispielsweise die Bäckerinnung Mittelfranken-Süd dazu ein, Brezeln zu formen, am Stand des AWO-Betreuungszentrum Roth können die Jugendlichen mit dicken Brillen und Handschuhen erleben, wie schwer sich ältere Menschen mit alltäglichen Handlungen tun - Grundvoraussetzung für einen Beruf in der Altenpflege.

Kreuz und quer durch die Halle sieht man junge Leute mit Blindenstock und Spezialbrille, die Sehbehinderungen simulieren, herumlaufen, die von Klassenkameraden geführt werden. So demonstriert Regens Wagner einen Aspekt des Berufs des Heilerziehungspflegers. Dabei darf selbstverständlich auch gelacht werden, dass jedoch ein paar wenige die Blindenstöcke als Schwerter zum Herumblödeln benutzen, findet niemand witzig. Die meisten der Schülerinnen und Schüler nehmen das vielfältige Angebot sehr ernst.

Norbert Weschta, Lehrer an der Wendelsteiner Mittelschule, zeigt sich fasziniert, mit welcher Konzentration und Engagement sich manch einer seiner Schüler in die Minipraktika stürzt. "Dem Unterricht zu folgen, haben manche oft Probleme, aber sobald sie etwas praktisch machen sollen, sind sie Feuer und Flamme", sagt der Lehrer, laut dem das praxisbezogene Konzept des Berufsparcours voll aufgeht.

Um Jugendliche zu locken, müssen sich Arbeitgeber heutzutage schon etwas einfallen lassen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Der Bauinnung Schwabach-Roth-Hilpoltstein gelingt dies mit einem Baggersimulator. Die - in der Regel männlichen - Interessenten nehmen auf einem echten Baggersitz Platz, inklusive Fußpedalen sowie links und rechts angebrachten joystickartigen Steuergeräten. Auf einem Bildschirm sehen sie dann eine Baustelle, auf der es gilt, ein Loch auszuheben. Klingt eigentlich ganz einfach - ist es aber gar nicht. "Deswegen dauert auch die Ausbildung zum Baumaschinenführer auch 36 Monate", sagt Norbert Zeilinger vom Landesverband der bayerischen Bauinnungen. "Und mit der Gesellenprüfung öffnet sich die Berufswelt für die jungen Leute erst richtig."Zeilinger vergleicht den Abschluss in einem der 18 Bauberufe mit einem starken Baumstamm, von dem jede Menge Äste abgehen. "Die Zukunftschancen sind gut in der boomenden Baubranche", ist er überzeugt.

Apropos Äste: Am Stand der bayerischen Staatsforsten des Forstbetriebs Allersberg darf an eben diesen herumgesägt werden - unter fachkundiger Anleitung, versteht sich. Aber das ist natürlich nur ein winziger Aspekt beim Beruf des Forstwirtes. Gesägt wird auch bei der Zimmererinnung Schwabach-Roth-Hilpoltstein - nicht an Ästen, sondern an bereits fertigem Baumaterial aus Holz.

Das probiert auch Benedikt Schedel von der Karl-Dehm-Mittelschule Schwabach. So ganz überzeugt ihn diese Tätigkeit jedoch nicht. "Da braucht man ganz schön viel Gefühl und Kraft dafür. Ich glaube, ich sehe mich jetzt mal bei den sozialen Berufen um", sagt Benedikt, der sich jedoch auch vorstellen kann, Verkäufer zu werden. Was auch immer er oder seine Altersgenossen einmal werden wollen: Beim Berufsparcours kann er alles ausprobieren und aus erster Hand erfahren, was hinter den einzelnen Berufen steckt.