Hilpoltstein
Feine Unterschiede

Günter Grünwald nimmt bei Auftritt in der Stadthalle menschliche Schwächen aufs Korn

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Selbstbewusst: Der Kabarettist Günter Grünwald beschäftigt sich bei seinem Auftritt in der Hilpoltsteiner Stadthalle mit Geschlechterunterschieden und anderen menschlichen Eigenheiten. - Foto: Raithel

Hilpoltstein (HK) Mit vielen Witzen und Anekdoten bringt der Ingolstädter Kabarettist Günter Grünwald sein Publikum am Wochenende zum Lachen. Auch wenn es manchmal unter die Gürtellinie geht.

Samstagabend. Unter großem Beifall betritt Günter Grünwald die Bühne in der Hilpoltsteiner Stadthalle. „I erklär‘ ehna etz amoi, wie der Abend ablaffd“ begrüßt Grünwald sein Publikum. Er werde jetzt dann in den Saal hinuntergehen und sich einige „Kandidaten“ aussuchen, die er im Laufe seines Programms zu sich auf die Bühne holt. „Die haben dann keinen Spaß mehr heut’ Abend!“ Dass der Ingolstädter Kabarettist damit aber bereits den ersten Punkt auf seiner Seite hat, wird schnell klar, als er kurz vor der Treppe ins Publikum auf dem Absatz kehrt macht „Ich lass mir doch mein Programm nicht versau’n!“

Günter Grünwald schießt in den folgenden zwei Stunden eine Salve nach der anderen, er beschäftigt sich mit Persönlichem und Alltäglichem. So zum Beispiel mit „vorausschauendem Einkaufen“. Er könne das nämlich nicht. Wo erfahre man denn am Montag, was man am Mittwoch brauche? Ja, freilich, am Donnerstag könne er einem auch sagen, was er am Mittwoch gebraucht hätte, aber im Voraus? „Ich bin doch kein Nostradamus“, lautet seine simple Antwort.

Vorhersehung liegt Grünwald nicht, sonst hätte er wohl auch eine Bahnfahrt von Ingolstadt nach Köln nicht angetreten. Eigentlich wollte er vor Abfahrt noch in die Buchhandlung am Ingolstädter Hauptbahnhof, einen „richtig schweren Schinken“ kaufen, weniger um auf der langen Fahrt zu lesen, mehr um einen potenziellen Deppen neben ihm zu erschlagen.

Kurz nach dem Einsteigen sieht er den Gang einen „schrankbreiten“ Bodybuilder entlanggehen. „Der hat beim Bewegen gequietscht, so aufgepumpt war der!“ Auf dem freien Platz hinter Grünwald setzt sich das Muskelpaket und beginnt direkt mit Dehnübungen, sein Bein schwingt im Zehnsekundentakt bis knapp ans Ohr des Vordermanns.

In Würzburg steigt eine Gruppe Monteure ein. Nicht dass deren Schweißgeruch für die Nase schon anstrengend genug wäre, vier Döner und ebenso viel warmes Dosenbier erledigen ihr Übriges. „Da hat’s gestunken, als ob ein Nilpferd 14 Zentner Zwiebeln verdrückt hat und dann neben dich hinreihert.“

Einen Halt weiter steigt die Gruppe Monteure aus und wird von fünf „17-jährigen Gören“ abgelöst. Schon beim Einsteigen telefoniert eines der Mädchen ständig mit dem Mobiltelefon. „Ja – ich glaub es nicht – ja“. Später stellt sich heraus, dass der Freund mit der Telefonierenden soeben Schluss gemacht hat.

„Kennen Sie diese Momente“, fragt Grünwald sein lauthals lachendes Publikum. „Diese Momente, wo man sich denkt, hey, wo ist denn meine Spitzhacke“ Doch dann kommt der Schaffner, „der Erlöser“, und fragt in breitestem Sächsisch nach den Fahrkarten. „Nie mehr Bahn“, lautet Grünwalds Fazit. Und auch den ganz alltäglichen Problemen einer Beziehung stellt sich Günter Grünwald. Frauen und Männer seien grundverschieden, das falle schon beim Abendessen beim Italiener um die Ecke auf. Der Mann mache sich einen genauen „kulinarischen Fahrplan“: keinen Bissen zu viel, keinen zu wenig“. Es werde bestellt, worauf man Hunger habe und was man schaffe. Die Frau hingegen bestelle sich nur eine „klitzekleine Vorspeise“, weil sie zuerst keinen Hunger habe, als dann aber die Pizza des Mannes kommt: „Könnt ich vielleicht einen Bissen von der Pizza haben“ Als Gentleman der „ganz alten Schule“ hatte man ja schon zuvor der Frau den schöneren Platz mit Blick in das Restaurant hinein überlassen und dann auch noch die Pizza.

Mit vielen Anekdoten bringt Günter Grünwald sein Publikum an diesem Abend zum Lachen und bewegt sich dabei immer kurz über der Gürtellinie und manchmal darunter. Das Publikum applaudiert und fordert Zugabe. Doch die gibt es nicht, da bleibt Grünwald hart: aus „Gleichberechtigungsgründen“.