Hilpoltstein
Bunte Brauchtumsgestalten bringen Farbe

Vierter Umzug in Hilpoltstein zieht noch mehr Gruppen und Zuschauer an

14.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

−Foto: Monika Meyer

Hilpoltstein (HK) Wahre Lichtblicke an einem trüben Sonntagnachmittag: Hunderte von Brauchtumsgestalten haben sich gestern zum vierten Mal aufgemacht, um die Hilpoltsteiner Innenstadt mit ihren schaurig-schönen Kostümen zu beleben. Der Umzug glänzt mit einem Rekord: 26 Gruppen, darunter drei Guggenmusikkapellen, ziehen durch die Straßen, vorbei an klatschenden und tanzenden Zuschauern.

Wer sich nicht schnell genug wegduckt oder hinter seinem Vordermann versteckt, wird hervor geholt aus der Masse der Namenlosen und wird von einer Hexe, einem Spalter Fleckli oder einem Kipfenberger Fasenickl gepackt und zu einem Tänzchen animiert. Schon bevor der von den Hilpoltsteiner Flecklasmännern organisierte Zug mit den ersten Böllerschüssen losgeht, ist auf dem Markt weithin Faschingsmusik zu hören. Die Zuschauer haben sich rechtzeitig eingefunden, um sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern.



Fast eine Stunde lang gibt es dann die schönsten Brauchtumsgestalten aus der gesamten Region und darüber hinaus zu bewundern. Ihre Premiere feiern die Brombachseer Seenteufel aus Großweingarten, die mit Kostümen beeindrucken, die auch Fantasyfilmen wie „Pans Labyrinth“ stammen könnten, und die sich erst im Sommer 2017 gegründet hatten. Einer Sage zufolge geistert ein Müller in Form eines Teufels im Brombachtal umher, gestern treibt er sein Umwesen ausnahmsweise in Hilpoltstein.

Der Umzug mit all seinen schrägen Figuren darf durchaus als Spiegelbild des Brauchtums in der gesamten Region gelten. Die beiden Flecklasmänner Katrin und Marc Schade haben sie zum vierten Mal nach Hilpoltstein geholt und kündigen von einer Tribüne auf dem Marktplatz jede einzelne Gruppe an.

Unter ihnen sind auch schon Altbekannte wie die putzigen Mönchswaldfüchse aus Mitteleschenbach und die Pleinfelder Hummeln mit ihren furchterregenden hölzernen Masken. Der Name Hummel, lässt die Moderatorin Katrin Schade wissen, stamme aber nicht vom gleichnamigen Insekt. Vielmehr sei Hummel abgeleitet vom der fränkischen Dialektbezeichnung eines stürmischen Stiers. Die jüngsten aus den Reihen der Zuschauer lassen sich aber nicht einschüchtern, sondern von diesen Gestalten sogar ohne Murren auf den Arm nehmen.

Andere Schauergestalten wiederum genießen es, die Zuschauer am Wegesrand zu foppen, zu ärgern und zu erschrecken. So muss eine Frau zusehen, wie sie ihren geklauten Hut wiederbekommt, ein kleines Kind fängt fast das Weinen an, als eine dunkle Maske plötzlich vor seinen Augen erscheint. Andere wieder müssen sich gefallen lassen, plötzlich mit Schminkstiften einen schwarzen Streifen oder rote Herzen ins Gesicht gemalt zu bekommen. Aber das gehört eben auch dazu zu einem Brauchtumsumzug.

Viele Gruppen haben an diesem Tag ein Heimspiel, allen voran die Flecklasmänner und natürlich die Flecklaskinder, die nach dem Umzug noch am Marktplatz ihre Tänze zeigen. Quasi auch zu den Einheimischen gehören unter anderem die Meckenhausener und Freystädter Bärentreiber, die Faschingswächter aus Thalmässing und die Kipfenberger Fasenickl. Da Katrin und Marc Schade natürlich auch bei anderen Umzügen aktiv sind, haben sie ihre Kontakte spielen lassen, so dass auch weit entfernte Brauchtumsgruppen ihren Weg nach Hilpoltstein gefunden haben. Die wohl weiteste Anreise haben die Brauchtumsfreunde aus Wäschenbeuren, die gleich drei Abordnungen entsenden: die Fleckla-Hexa, die Beuremer Wäschweiber und die Krettabachkatza mit ihren verschmitzten Katzengesichtern aus Lindenholz.

Die Zuschauer genießen nicht nur, dass die Schauergestalten gleich zwei Mal an ihnen vorbeiziehen. Auch die anschließend Party auf dem Marktplatz mit den Guggenmusiken findet wieder ihre Anhänger.