Hilpoltstein
Familienfete am Kreuzwirtskeller

Massen strömen zum Malifest in Hilpoltstein zugunsten des nordafrikanischen Landes

20.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:28 Uhr

Beste Feier- und Tanzlaune herrschte beim Malifest am Hilpoltsteiner Kreuzwirtskeller beim Auftritt von Tschebberwooky. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Wer behauptet, dass es beim Malifest auf dem Hilpoltsteiner Kreuzwirtskeller immer regnet, wurde heuer Lügen gestraft. Schönstes Sommerwetter herrschte, und mehr als 1000 Menschen tummelten sich auf dem idyllischen Gelände, um der Reggaemusik zugunsten der Malihilfe zu lauschen.

Darunter waren auffallend viele Familien mit ihren Kindern, aber natürlich auch jede Menge Leute mit Rastalocken und viele andere Reggaefans jeden Alters. Denn das Malifest steht für Reggae vom Feinsten, auch wenn sich der Name nicht auf die Musikerlegende Bob Marley, der fast auf den Tag genau vor 30 Jahren starb, bezieht.

Es steht außer Zweifel, dass auch er auf dem Malifest musikalisch voll auf seine Kosten gekommen wäre, dennoch steht das Open-Air-Konzert schon immer ganz im Zeichen der Hilfe für das nordafrikanischen Land Mali, das zuletzt im März wegen eines Militärputsches in die Schlagzeilen geriet.

Ebenfalls genau 30 Jahre ist es her, dass sich die SPD, die AWO, der DGB, die Falken und andere Organisationen zusammentaten und die „Landesarbeitsgemeinschaft Bayern Entwicklungshilfe Mali e. V.“, kurz „LAG Mali“, ins Leben gerufen haben. Und seit 24 Jahren ist das Hilpoltsteiner Malifest nicht mehr wegzudenken, mit dessen Einnahmen die LAG das afrikanische Land unterstützt.

Stefan Schuster, Landtagsabgeordneter der SPD, und die Projektbeauftragte Gudrun Kahl informierten vor dem Konzert über die derzeitige Situation in Mali und die Aktivitäten der LAG vor Ort. Schuster berichtete über die bisherigen Erfolge, wie die Unterstützung von 17 Dörfern an der Grenze zu Mauretanien im Norden. Inzwischen sei das nicht mehr möglich, denn der jüngste Putsch spielte sich im Norden ab, aber man unterstütze nun weiter südlich mehrere Dörfer, in denen unter anderen über 50 Brunnen und eine Schule für 560 Mädchen und Jungen gebaut wurden. Ein anderes Beispiel sei das im Jahr 2005 gestartete Projekt gegen die Beschneidung von Mädchen, die sehr erfolgreich verlaufe.

Gudrun Kahl, die erst Ende Januar in Mali war, stellte die Frage, ob es überhaupt sinnvoll sei, ein Land nach einem Militärputsch zu unterstützen und beantwortete die Frage mit einem klaren Ja. Zum einen, weil die LAG nicht mit der Regierung, sondern mit sogenannten NGOs (Nichtregierungsorganisationen) zusammenarbeitet und das Geld somit nicht in dubiosen Kanälen verschwinde. Zum anderen ändere der Putsch nichts an der brisanten Lage für die Bevölkerung. „Nach miserablen Ernten hungern rund 3,5 Millionen Menschen dort, das Land brennt“, sagte Kahl eindringlich. Sie kündigte an, von dem Erlös des Malifestes Getreidevorräte für die betreffenden Regionen anzuschaffen zu wollen.

Allen schlimmen Nachrichten zum Trotz sorgt das Malifest traditionell nicht nur für finanzielle Hilfe für bedürftige Menschen, sondern auch für jede Menge Spaß, und der begann zunächst mit „Howdy Dread“, in dessen Combo sich auch der Gitarrist der später auftretenden Hauptband Tschebberwooky schon mal warm spielte. Unaufgeregter, clean gespielter Reggae erschallte von der erhöhten Bühne in die immer dichter werdende Menschenmasse, und Frontman „Howdy Dread“ sorgte schon einmal für karibisches Flair mitten in Franken. Und das nicht nur durch die auf seiner Gitarre aufgemalten Palmen.

Ebenso wie „Howdy Dread“ stammten auch die Tschebberwookys unverkennbar aus Österreich, wie die wenig jamaikanische Begrüßung „Greast eich!“ verriet. Mit einem Lied über Indianer begann die fünfköpfige Band ihr Programm, und Sänger Peter Matauschek hatte vollkommen Recht mit seiner Einschätzung „Ihr wisst ja, wie man tanzt!“ Denn schon bald war auf dem anfänglich freien Platz vor der Bühne jede Menge Bewegung zu sehen. Alt und Jung hüpften begeistert zum Rhythmus der Musik und drehten sich im Kreis.

Die tanzbegeisterten Reggaefans wurden bis zum Ende des Konzerts gegen elf Uhr immer mehr statt weniger. Sie forderte die Band auf, doch einmal darüber nachzudenken, was wirklich wichtig sei im Leben. Wichtig ist, neben der dauerfröhlichen Reggaemusik, zweifellos die Hilfe für Mali, und so verkündeten die Tschebberwookys auch noch, von jeder verkauften CD des Abends ein Drittel für die Malihilfe zu spenden.