Hilpoltstein
Erwärmende Musik im zugigen Keller

Frank Wuppinger und sein Arkestra spielen abwechslungsreiches Konzert Wenige Besucher

01.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Jazz mit Weltmusik verbindet das Arkestra im Freyerskeller. Vor allem Gustavo Strauß an der Violine zeigt außergewöhnliche Fähigkeiten. - Foto: Klier

Hilpoltstein (mkl) In den Hilpoltsteiner Keller am Burganger hatte das Kulturamt Hilpoltstein zum Konzert "Frank Wuppinger und sein Arkestra" eingeladen. Arkestra? Stimmt schon, denn Wuppinger hat dieses Wortspiel gewählt, eine Verbindung aus Archetyp und Orchester, um damit die Musik seiner Gruppe zu charakterisieren, die Ursprüngliches mit Modernem verbindet, Jazz mit Weltmusik.

Lag es nun an der Walpurgisnacht oder an der Scheu vor dem in der Tat feuchten und kalten Keller, dass die Besucherzahl sehr übersichtlich gewesen war? Frank Wuppinger ließ sich davon nicht die Laune verderben: "Uns macht das Spielen trotzdem Freude", sagte er. Und das merkte man dem Quartett den ganzen Abend über wirklich an.

"Thoai Shukurie", der fetzige Auftakt mit jiddischen Anklängen brachte gleich die Musikalität der Gruppe zum Ausdruck. Matthias Rosenbauer (Schlagzeug), Frank Wuppinger (E-Gitarre) und Max Leiss (Kontrabass) trieben einander mit sich stetig steigerndem Tempo an. Immer wieder aber war es Gustavo Strauß, der mit seiner Geige wohl dem Teufelsgeiger Paganini alle Ehre gemacht hätte und seinem Instrument ständig neue Klangfarben entlockte. Oft waren es Eigenkompositionen von Frank Wuppinger, die zu hören waren, so etwa die orientalisch anmutende Weise "Caravan". Beim folgenden Walzer benutzte Gustavo Strauß sogar seine Violine wie eine Gitarre - gelernt ist eben gelernt. Der Walzer mündete in Jazz, um dann wieder zum Dreivierteltakt zurückzukehren. Erstaunlich, wie sich die Musiker die musikalischen Bälle zuspielten, wie sie sich gekonnt und ohne Übergang zwischen den unterschiedlichen Musikstilen bewegten.

In Barcelona war auf einem Dachgarten bei Rotwein die Ballade "Temblor" entstanden, teils wehmütig, teils mit orientalischen Anklängen. Zwei kurze Schritte und dann einen langen muss man bei dem sich anschließenden rumänischen Hochzeitstanz beherrschen. Diese Gruppe tat das musikalisch im ungeraden Siebenertakt. Wuppingers Gitarre spielte zu einem furiosen Tanz auf, den seine Musikerkollegen stimmig begleiteten. Serbisch dann der nächste Titel, den der Bassist mit abgrundtiefen Tönen einleitete. Immer weiter steigerte sich das Tempo, vom Schlagzeuger angeheizt, bis es dann schließlich in swingende Gipsy-Musik überging.

Mit einer weiteren Komposition Wuppingers ging es nach der Pause "Ostwärts", arabisch-jazzig, mit klagender Geige. "Carrer San Vicens" entführte erneut nach Barcelona, wobei die Flamenco-Klänge wiederum das Publikum mitrissen. Wechsel zwischen Taktarten und Melodien brachte die musikalische Schilderung eines dahertrabenden mazedonischen Pferdes, bevor die Geige in einer "Musette für Hanna" schwelgte. Sie war es auch, die in einem schottischen Reel, einem Volkstanz, dominierte, wobei man gerne auf das ansonsten harmonierende Schlagzeug hätte verzichten können und stattdessen die Fiddle in einem längeren Solo gehört hätte.

"Da, ein warmer Luftschwall", stellte Frank Wuppinger vor der mit viel Applaus geforderten Zugabe fest. Und er sinnierte weiter: "Vielleicht hätte man die Heizung viel früher einschalten müssen" Damit hatte er den frierenden Zuschauern sicher aus der Seele gesprochen. Was die Heizung nicht tat, das machten die vier Protagonisten: Sie heizten noch einmal kräftig ein - musikalisch versteht sich -, gaben noch einmal alles und demonstrierten zum Finale noch einmal die ganze Bandbreite ihres Könnens.