Hilpoltstein
"Erschreckende Bilanz der Schröder-Agenda"

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Hilpoltstein (HK) "Ein enger Kontakt zu den Mitgliedern ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die funktionierende Gewerkschaftsarbeit, nicht nur im Kreisgebiet." Dies sagte Wilhelm Rubick, Kreisvorsitzender der IG Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) in den Ortsversammlungen in Kornburg, Allersberg und Offenbau.

In den drei gutbesuchten Veranstaltungen stellte Rubick ein umfangreiches Jahresprogramm vor. So werden sieben Delegierte aus Roth-Schwabach am kommenden Bezirksverbandstag, der in Nürnberg stattfindet, teilnehmen. Rubick selbst wird altersgemäß aus dem Vorstand des Bezirks Mittelfranken ausscheiden. Aus dem südlichen Landkreis stellt sich Johann Schwendner am Bezirksverbandstag als neues Mitglied für den Vorstand zur Wahl.

Zwei Fahrten, eine nach Forchheim zum Walberla mit anschließender Teilnahme an der Maifeier in Roth, und eine Dreitagesfahrt nach Aussig an der Elbe (Ústí nad Labem) in Tschechien, sowie weitere Informationsveranstaltungen schließt das Programm ein.

Zur Beschäftigung im Baugewerbe vermeldete Rubick Positives: Die Niedrigzinsen und der Immobilienboom haben die Beschäftigung in der deutschen Bauindustrie auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten getrieben. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe legte 2016, gemessen am Vorjahr, um 14,6 Prozent auf 67,8 Milliarden Euro zu, so das Statistische Bundesamt. Grund dafür sei der Boom vor allem beim Wohnungsbau, sagte Rubick. Dank der prall gefüllten Auftragsbücher soll der Umsatz 2017 auf fünf Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 20 Jahren steigen. Dies erwarte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.

Ein bisschen abgehängt fühlen sich die Kollegen laut Rubick wegen des 2016 abgeschlossenen Tarifabschlusses. Ab 1. Mai steigt der Lohn der Baubeschäftigten im Westen um 2,2 Prozent und im Osten um 2,4 Prozent. "Dies ist der niedrigste Abschluss seit Jahren, der mit dem hohen Gewinn der Arbeitgeber von 7,4 Prozent nicht zu vereinbaren ist."

Kritik übten die Gewerkschafter vor allem an der Agenda 2010. Es sei richtig, so Rubick, dass durch den "Modernisierungsschub" der Agenda 2010 Deutschland zu einer Wirtschaftsmacht mit einem ungeheuerlichen Milliardengewinn der Wirtschaft angewachsen sei. Andererseits habe man annähernd der Hälfte der derzeit 43 Millionen Beschäftigten mit der Agenda "der Boden unter den Füßen weggezogen". Trotz Rekordbeschäftigung und Konjunkturhoch könne eine große Zahl der Beschäftigten nicht mehr vom Lohn ihrer Arbeit leben: "Millionen von Niedriglöhnern, Millionen mit Befristung oder Teilzeit, Wildwuchs bei Millionen von Werkvertragsbeschäftigten und eine weiter große Zahl von Leiharbeitern und Minijobbern in unsicherer Beschäftigung sind die erschreckende Bilanz der Hartz-Schröder-Agenda." Mit heute 8,84 Euro Stundenlohn beträgt der Mindestlohn für neun Millionen Beschäftigte laut Hans-Böckler-Stiftung nur 43 Prozent des mittleren Stundenlohns. "Da kann man sich sehr schnell ausrechnen, wie hoch nach einem arbeitsreichen Leben die Rente ausfallen wird", schloss Rubick.