Hilpoltstein
Einladung zum Nachspüren

Roland Fürstenhöfer stellt 141 seiner Werke in der Hilpoltsteiner Residenz aus

15.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Mit Roland Fürstenhöfer startet die Saison in der Residenz Hilpoltstein hochkarätig. - Foto: Klier

Hilpoltstein (HK) Gleich die erste Ausstellung im neuen Jahr in der Residenz Hilpoltstein ist einem weltweit bekannten Künstler gewidmet. Nicht weniger als 141 Werke seines umfangreichen Schaffens stellt Roland Fürstenhöfer bis Sonntag, 12. März, dort aus.

Zumeist sind es Radierungen, die auf kleinstem Raum eine Fülle von Einzelheiten bergen, die sich erst bei genauem Betrachten erschließen. Zu diesen farbenfrohen, verträumten Miniaturen sind poetische Motive auf Leinwand und Holz dazugekommen. Der 1949 in Fürth geborene Maler und Grafiker hat sein Studium an der Kunstakademie in Nürnberg absolviert. Ab 1990 wohnte er 15 Jahre lang in Heideck und war dort Mitglied des Künstlerkreises, zu dem heute noch gute Verbindungen bestehen. Nun ist er in Pöttmes im Landkreis Aichach-Friedberg zu Hause.

"Reisen zu fremden Kulturen" ist die Ausstellung überschrieben. Der Titel kommt nicht von ungefähr, denn Fürstenhöfer hat schon die halbe Welt bereist und seine Eindrücke künstlerisch umgesetzt. Die Radierungen entstehen auf kleinen Kupferplatten, die mit Asphalt beschichtet sind. Mit einer Radiernadel werden Formen und Flächen herausgearbeitet. Beim Ätzen werden dann die verletzten Stellen angegriffen, so dass sie Druckfarbe annehmen können. Nach dem Druck wird von Hand koloriert, so dass jede Radierung ein Unikat darstellt.

Aus dem Jahrhundertschlaf weckte die Sängerin Sarah Dorner die Märchengestalt "Dornröschen" auf, eine Symbiose mit den oft märchenhaften und verträumten Kunstwerken. Auch im weiteren Verlauf der Ausstellungseröffnung stellte Sarah Dorner mit sympathischer, gefühlvoller Stimme Kostproben aus ihrer ersten CD vor.

Bürgermeister Markus Mahl freute sich, mit Roland Fürstenhöfer einen "hochkarätigen Künstler, der national und international bekannt ist", hier begrüßen zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit stellte der Bürgermeister Kathrin Blomeier, die neue Leiterin der Kultur- und Tourismusabteilung vor. "Wie gut, dass Sie den Weg in die Residenz gefunden haben", sagte Blomeier zu Beginn ihrer Begrüßung. Sie versprach eine höchst reizvolle Ausstellung von einem fabelhaften Künstler.

Er nehme uns gewissermaßen an die Hand und führe uns mit leuchtenden Farben und fremdartigen Motiven durch ferne Länder, so Blomeier. Der Orient, aber auch der Okzident sei mit unzähligen Details erfasst. Diese Kunst lade zum Nachspüren, aber auch zum Nachdenken ein. Ein Bild mit dem Titel "Archiv Erde" zeige das besonders deutlich auf. Tief in der Erde liegen wertvolle Ausgrabungsgegenstände, während sich ganz oben ein Müllberg türmt. Dazu stellt sich die Frage, ob die künftigen Menschen unsere Überbleibsel als ebenso wertvoll erachten werden, wie wir die kunstvollen Objekte unserer Vorfahren.

Dann erläuterte der Künstler seinen Werdegang und die Überlegungen, die in seinen Werken stecken. Bescheiden und zuweilen mit stillem Humor, aber auch zum Nachdenken anregend wirkten seine Ausführungen. Bereits in der Kindheit hatte ein Lexikon mit vielen Abbildungen anderer Länder sein Interesse an fremden Kulturen geweckt. Im Jahre 1997 ging ein Wunschtraum in Erfüllung, nämlich der Besuch in einem Teehaus in Shanghai. "In Büchern habe ich die große, weite Welt gefunden", berichtete Fürstenhöfer weiter. Mit dem Fahrrad war er als 17-Jähriger nach Holland und Belgien gefahren, um in den Museen die ausgestellten Kunstwerke zu bewundern. "Zu drei Kulturkreisen fühle ich mich magisch hingezogen", erzählte Fürstenhöfer, "dem der Chinesen, der orientalischen Völker und der nordamerikanischen Indianer." Weitere Reisen führten ihn nach Samarkand, Buchara, Taschkent und China. In Kairo konnte er seine Werke im Goethe-Institut ausstellen. Nürnberg, München, Moskau, Basel, Leipzig, Toronto, Havanna, London und München sind nur einige der vielen Ausstellungsorte.

Das Hemd, das er an diesem Abend trug, so erzählte er verschmitzt lächelnd, habe er einem Hotelangestellten im marokkanischen Marrakesch abgekauft. Traurig stimme ihn, was zurzeit in Syrien passiert. In Jordanien war er mit der Hedschas-Bahn unterwegs und vor allem von der Nabatäerstadt Petra beeindruckt gewesen. Auf Sardinien waren es die Zeugnisse des Volkes der Nuraghen. Das Bieretikett "Anima Sarda - die sardische Seele" hat ihn zu einer gleichnamigen Radierung inspiriert. Das Land der Indianer stehe noch auf seinem Reisewunschzettel. Bei Fahrten zu fremden Kulturen sollte man drei Dinge im Gepäck haben: Interesse, Toleranz und Menschlichkeit.

Besonders wies Roland Für-stenhöfer auf das Bild "Begrabt das Schwert am Tränenfluss" hin. Es sei ein Appell an jene, die Kriege führen, Menschen töten und wertvolle Kunstschätze zerstören. Weitere Bilder tragen durchaus auch zum Schmunzeln anregende Titel wie "Büchsen-Luder", "Plank Toni träumt von Mohni", "Tulpen aus Istanbul", "Mobiler Harem", "Evas wundersame Arche"oder "Fledermaus und Schneckenfrau". Alleine schon die Titel sind ein Genuss.

Zum Besuch dieser besonders sehenswerten Ausstellung empfiehlt es sich, bei Bedarf eine Brille mitzunehmen. Denn Fürstenhöfers Werke sind nicht auf Effekthascherei ausgelegt, sondern sie sind filigran und inhaltsreich und verdienen eine genaue und verweilende Betrachtung. Die Ausstellung in der Residenz Hilpoltstein ist montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Freitags ist sie von 9 bis 13 Uhr zu sehen.