Hilpoltstein
Einfach zugeschlagen

Richter Hader verurteilt 18-Jährigen zu acht Monaten Jugendstrafe

21.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:00 Uhr

Hilpoltstein (rsc) Richter Reinhold Hader hat es dem Angeklagten vor Augen gehalten: „Einen harm- und hilflosen Menschen so brutal niederzuschlagen, das ist großer Mist.“ Dafür ist ein 18-Jähriger aus dem südlichen Landkreis vom Amtsgericht Schwabach nun zu acht Monaten Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Für zwei Jahre erhält er einen Bewährungshelfer.

Außerdem muss Jonny N. (Name von der Redaktion geändert) 80 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und eine Woche Arrest in Nürnberg absitzen.

Am 4. April war der Angeklagte mit zwei jüngeren Freunden in Hilpoltstein unterwegs. An der Ecke Johann-Friedrich-/Badstraße traf die Gruppe auf den 34-jährigen Charlie S. „Ich kenn ihn“, erklärte Jonny N. Er hatte seinen beiden Kumpeln erzählt, Charlie S. habe ihn schon einmal als „Hurensohn“ bezeichnet. Die Aussagen des Geschädigten bestätigten den Vortrag der Staatsanwältin. Danach ist Jonny N. seinem Opfer nachgelaufen, hat es ohne Vorwarnung grundlos mit der rechten Faust geschlagen und in der Art eines Kickboxers gegen die rechte Schulter und den Kopf getreten. „Er hat mich mit dem Schuh im Gesicht getroffen, das hat furchtbar wehgetan, Herr Richter“, schilderte Charlie S. den Vorfall. Ergebnis: Eine Platzwunde über dem linken Auge, eine kaputte Brille und eine Platzwunde an der Stirn.

Jonny N. gab an, S. sei auf ihn losgegangen. Daraufhin habe er Panik bekommen und schnell reagiert. So sei es zu den Verletzungen gekommen. Der geladene Zeuge und die polizeiliche Aussage des zweiten Begleiters, der sich für den Prozess entschuldigt hatte, stellten jedoch alles andere als eine Notwehrsituation dar. Einer der beiden 15-jährigen Freunde des Angeklagten gab zwar an, die Tätlichkeit habe sich hinter seinem Rücken abgespielt. Beim Umdrehen habe er lediglich die Brille fliegen gesehen. Die Aussage des zweiten bei der Polizeiinspektion Hilpoltstein aber war eindeutig. „Jonny ging einfach hin und schlug ihn“, lautete die Essenz. „Wer war denn schuld“, wollte Reinhold Hader vom Zeugen wissen. „Ich glaub der Jonny“, entgegnete er.

Die Jugendgerichtshilfe stellte deutlich Reiferückstände sowie ein wenig gefestigtes und unkritisches Wesen fest. Der Angeklagte war 2001 mit seiner Mutter und drei Brüdern nach Deutschland gekommen. In seinem Heimatland hatte er lediglich den Kindergarten besucht und anschließend drei Jahre Grundschule absolviert. Dann musste er laut Jugendgerichtshilfe in der Landwirtschaft arbeiten. Deshalb sei Jugendrecht anzuwenden. Dem schloss sich die Staatsanwältin an.

Bei Jonny N. hat die Gerichtsverhandlung und der Auftritt von Charlie S. offenbar zu einem Umdenken geführt. „Es tut mir leid, was ich gemacht habe“, erklärte er im letzten Wort, das auch Charlie S. erreichte. „Ich nehm die Entschuldigung an“, sagte er. Eine einschlägige Vorbelastung veranlasste Richter Hader allerdings zu der Jugendstrafe samt Arrest.