Hilpoltstein
Ein kleines Bisschen Presssack

Vorentscheid für die "Wahl der Besten" bei der Nürnberger Freizeitmesse

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Schauen, riechen, schmecken und diskutieren: Die Juroren machen sich die Wahl des besten Presssacks nicht leicht. - Fotos: Bader

Hilpoltstein/Roth (HK) Die Fastenzeit ist gerade drei Tage alt und es ist ein Freitag - der Tag, an dem in katholischen Gegenden kein Fleisch auf den Tisch kommt: Scheinbar der richtige Zeitpunkt für den Vorentscheid im Presssackwettbewerb des Landkreises Roth.

Zwölf Jurymitglieder stehen wie die zwölf Apostel rund um eine große Tafel. Einer kaut und blickt nachdenklich an die Decke, ein anderer stochert vorsichtig in die Haut des Presssacks, ein Dritter dreht den Teller mit der Presssackscheibe immer wieder und betrachtet kritisch die Oberfläche.

17 der mehr oder minder runden Köstlichkeiten sind von den Metzgern aus der Region geliefert worden. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Die einen sind rot und mager, die anderen fettglänzend und mit Schwartenstücken, wieder andere fein marmoriert und mit hohem Blutanteil. Alle sind sie gut. Behauptet zumindest Robert Gattenlöhner, einer der Juroren, der jedes Stück auf Aussehen, Konsistenz und natürlich Geschmack prüfen soll. Gattenlöhner hatte schon öfter einen Presssack auf seinem Teller, der wenig Zustimmung fand. "Da gibt es genug, die nach nichts schmecken", sagt er. "Aber so einer ist heute nicht dabei."

Die Juroren sind kritisch, drehen oft jedes Stück mehrmals mit der Gabel, loben aber gern, wenn einer heraussticht: "Der hat Pfiff", sagt Josef Walter aus Hilpoltstein. Und er hat genaue Vorstellungen, was in einem Presssack sein soll: Kopffleisch, Schwarte, etwas Niere, etwas vom Herz "und natürlich Blut". Und Walter sagt auch gleich, wie gewürzt wird: "Mit Salz, Pfeffer, Majoran, Piment und" - Walter hebt den Finger - "mit Kesselsuppe."

Wie gewürzt wird, da äußert sich Markus Rißmann aus Roth nur vage. "Salz, Pfeffer, Majoran", sagt auch er und nach einigem überlegen: "Ja, auch Piment." Eigentlich müsste er ein Mann vom Fach sein, schließlich macht seine Familie noch regelmäßig Hausschlachtungen. "Doch da macht viel mein Bruder, ich mache beim Schlachten eher die niederen Arbeiten", sagt er. Und beim Würzen? "Da kommt rein, was die Mutter sagt", sagt Rißmann und lächelt verschmitzt.

Neben ihm schiebt sich gerade Hertha Kretschmer einen Bissen in den Mund und schaut nachdenklich auf ihre Gabel. Für sie ist der Presssack eines ihrer liebsten Metzgereiprodukte. "Da sehe ich, was drin ist, da kann man nicht alles reintun wie bei einer Wurst", sagt sie. Und für die Wendelsteinerin dürfen die Stücke nicht zu klein sein. "Ich möchte etwas zu beißen haben." Wie Presssack am besten schmeckt? "Pur oder mit Sauerkraut."

Damit stößt sie bei Johannes Wosch aus Schwanstetten auf wenig Gegenliebe: "Mit Bratkartoffeln", sagt er und richtet sich hoch auf, damit jeder sieht, dass er keinen Widerspruch duldet. Wosch hat gute Gründe: "Die Wärme der Bratkartoffeln hebt den Geschmack deutlich hervor", sagt er. Und er muss es wissen: "Ich habe schließlich zehn Jahre lang für Metzgereien die Gewürze geliefert."

"Der gefällt mir nicht", sagt Herbert Gänßbauer der neben Wosch steht und auf einen dunklen Presssack mit hohem Blutanteil und kleinen Stücken zeigt. "Ich mag größere, grobe Stücke" sagt er. "Aber weniger Fett und Schwarte." Und Gänßá †bauer hat daheim bei seinen Hausschlachtungen noch eine besondere Zutat: "Wir haben auch fein geschnittene Ohren mir drin, da hat man an den Knorpeln etwas zu beißen." Zwar lässt Gänßbauer seinen Presssack von einem Metzger machen, "aber ich sag ihm schon, was reinkommt".

Während er die Gabel beiseitelegt, um auf dem Wertungsbogen seinen Favoriten zu küren, kaut Landrat Herbert Eckstein noch genüsslich. "Aber nur an einem Stück Brot", sagt er. "Ich nehme das mit dem Fasten sehr ernst."