Hilpoltstein
Ein Tag ohne lästige Jungs

Beim Mädchenaktionstag in Kufa dürfen sich Teenager in verschiedenen Rollen austoben

29.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Sich ausprobieren ohne lästige Jungs, diese Chance nutzen beim Mädchenaktionstag in der Kufa über 60 Teenager beim Improvisationstheater (oben) und beim Abseilen von der Decke (links). Der Ansturm auf die zehn verschiedenen Workshops ist groß. - Fotos: Kofer

Hilpoltstein/Roth (HK) Die Schlange an der Anmeldung ist lang. Über 60 Mädchen wollen beim Mädchenaktionstag in der Rother Kulturfabrik dabei sein. Pädagoginnen bieten den ganzen Sonntag über zehn verschiedene Workshops an, vom Theater bis zum Abseilen von der Galerie. Und alles ganz ohne Jungs.

Zum Aufwärmen gibt es erst einmal ein kleines Improvisationstheater von "Volle Möhre". Zuerst sitzen die Mädchen noch am Boden vor der Bühne, doch schnell verlieren sie ihre Scheu und mischen auch auf der Bühne mit. Annalena und Alexandra bewegen vergnügt die beiden Puppen, in die sich die Schauspielerinnen verwandeln und das Stück "Ich streichle meinen Hasen Schnuffi" geben. Chiara, Letizia, Anne und Vanessa melden sich für die nächste Nummer, eine Diashow vom letzten Urlaub. Was eine Diashow ist, muss zwar erst noch erklärt werden, aber die Mädchen finden sich gleich in ihre Rollen ein. Sie besuchen mit dem Flieger ihre Oma in Spanien, gehen auf ein Konzert und essen eine Riesentorte.

"Die Mädchen können sich ohne Jungs ausprobieren. Es ist ein geschützter Bereich in einem sensiblen Alter", sagt Daniela Potzler vom Kreisjugendring Roth, die den Aktionstag organisiert hat und leitet. Es sei die Chance für Mädchen, sich selbst ein Stück weit auszuprobieren. "Natürlich soll der Spaß nicht zu kurz kommen", sagt Potzler.

Vanessa hat ihren Auftritt auf der Kufa-Bühne jedenfalls nicht bereut. "Nein", sagt sie bestimmt. Die Zehnjährige aus Rednitzhembach ist unternehmungslustig. Beim Sturm auf die Workshops hat sie sich gleich fürs Abseilen eingetragen. Nach der Pause will sie in Kosmetik gehen - und Selbstverteidigung.

Dieser Workshop ist in der ersten Wahlrunde leer geblieben. Deshalb hilft Leiterin Bea Mayerhofer beim Kreativworkshop "Tagebücher verzieren" aus. Hier arbeiten gerade Agnesa und Nicole, beide 10, aus Eckersmühlen zusammen. Mit Hammer und Nagel löchern sie Blätter fürs Tagebuch. Agnesa hält den Nagel, Nicole hämmert. "Wir sind mehr als Freundinnen, wir sind wie Schwestern", erklärt Agnesa. Nicole habe sie gefragt, ob sie mitkommen wolle, da habe sie sofort zugestimmt. Den Mädchen gefällt es sehr. Als Nächstes wollen sie den Workshop "sich selbst wehren" besuchen. "In der Schule gibt es nicht immer Ärger mit den Jungs, aber meistens schon. Sie ziehen an den Haaren und zwicken und in der Pause fangen die Jungs immer die Mädchen", sagt Agnesa. "Aber das wollen wir auch", meint Nicole. Doch nur bis zu einer bestimmten Grenze. Deswegen der Workshop.

"Wir bearbeiten die Themen, die die Mädchen einbringen", sagt Bea Mayerhofer. Die Palette reiche von Mobbing in der Schule bis zur Belästigung auf der Straße. Die Mädchen sollen lernen, wie sie sich mit Worten und starker Körpersprache zur Wehr setzen können.

Wie man sich von der Decke abseilt, lernen sie gerade bei Claudia Gmelch, Jugendleiterin des DAV Roth. Annalena lässt sich ins Kletterseil fallen und schaukelt hin und her, die anderen Mädchen schubsen sie unter Gelächter an. Vorübungen zum spannenden Abseilen.

Voll im Gange und voll besetzt ist bereits der Workshop Naturkosmetik. Mit duftenden Rosen-, Lavendel- und Ringelblumenblüten werden Badesprudelkugeln geknetet. Es ist die mit Abstand beliebteste Aktion. Emma, 12, aus Röttenbach erklärt einfach, warum: "Das ist wie bei euch Fußball." Nur riechen die Jungs danach nicht so gut, findet Emma: "Eher nach Schweiß."