Hilpoltstein
Ein Stück Südamerika im tristen November

Pianistin Carola S. Colani präsentiert die Werke des brasilianischen Komponisten Ernesto Nazareth

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Heimspiel in Hilpoltstein: Die Pianistin Carola S. Colani, die heute in Schrobenhausen lebt, ist in der Burgstadt aufgewachsen. Bei einem Klassentreffen hat sie sich zu dem Konzert in ihrer alten Heimat überreden lassen. - Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Eine Hommage an das Werk des brasilianischen Komponisten Ernesto Nazareth ist das Solokonzert der Pianistin Carola S. Colani in der Aula der Hilpoltsteiner Grundschule gewesen. Die Berufsmusikerin, die heute in Schrobenhausen lebt, stammt aus Hilpoltstein und ist eine geborene Wechsler.

Der legendäre Post-Michl war ihr Onkel. Nach dem Abschluss an der Hilpoltsteiner Realschule studierte sie in Nürnberg am Konservatorium für Musik. Heute ist sie freiberuflich tätig als Klavierlehrerin sowie an Musikschulen.

Der Grund, warum sie zu einem Konzert in ihre Heimatstadt Hilpoltstein zurückkehrte, liegt in einem Klassentreffen, das im September des vergangenen Jahres stattfand. Hier ließ sich Colani dazu überreden, doch auch mal in Hilpoltstein zu spielen. Dieses Konzert stand nun ganz im Zeichen von Ernesto Nazareth, den Kritiker "den brasilianischen Chopin" nennen. Nazareth schuf mehr als 200 Kompositionen. Am bekanntesten wurden seine brasilianischen Tangos. Dieser Art des Tangos hatte die Pianistin gleich sieben Stücke gewidmet. Mit großer Präzision demonstrierte Carola S. Colani dabei ihr Können. Elegant interpretierte sie die rasanten, äußerst schwungvollen und mitreißenden Melodien und zauberte so einen atemberaubenden Reigen an fröhlichen Tonfolgen.

Ganz anders die verträumten Klänge der "Noturno" (Nocturne), die Ernesto Nazareth als Romantiker zeigten. Das waren weiche, perlende Klänge, die den Zuhörer in eine Welt der Harmonie und des Wohlklangs entführten. Hier war auch viel Raum für Nachdenklichkeit und Zurückhaltung gegeben.

Das Publikum lauschte andächtig auch bei der Konzert-Etüde "Improviso" ("Improvisation"), eine Komposition mit gefälligen Harmonien, Trillern und reinen Tonleiterpassagen. Ein erlesenes Stück war auch der Walzer "Fantastica", ein kunstvoll arrangiertes Stück mit schnellem Tempowechsel.

Eine äußerst vielschichtige und anspruchsvolle Komposition war das Stück "Capricho" ("Laune") mit kunstvollen Koloraturen und flirrendem Klang. Geradezu hymnisch mutete dagegen der Titel "Celestial" ("himmlisch") an, während der "Marcha funebre" ("Trauermarsch") düster-melancholisch, doch auch zart-optimistisch klang und ganz leise endete. Leicht und beschwingt folgte die Polka "Cacadora" ("Jägerin") und der Walzer "Coracao que sente" ("Herr, ist das schön!"). Diesen Liedtitel kann man getrost als Motto dieses außergewöhnlichen Konzertabends sehen. Denn Carola S. Colani hat den tristen Novemberabend heller gemacht.