Hilpoltstein
Der Berserker aus Niederbayern

Der Liedermacher Mathias Kellner tritt im Freyerskeller auf - Nachdenkliche Lieder und lustige Geschichten

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Der Liedermacher Mathias Kellner gastiert im sehr gut besuchten historischen Freyerskeller. Er unterhält nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit seinen Geschichten. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) "Ja, i erinner mi dumpf, dass i vor rund zehn Joar scho amal in Hilpoltstein gspuit hob, in an so am kloana Vereinsheim, wo's mit am Holzof'n ein'gschürt ham", sagte Mathias Kellner, wusste aber den Namen des "Vereinsheims" nicht mehr. Erst nach dem Zuruf "Kreuzwirtskeller!" aus dem Publikum, konnte er sich erinnern: "Genau! Bin i doch net ganz bleed".

 

Mathias Kellner, Liedermacher und bayerisches Urviech, gastierte im sehr gut besuchten historischen Freyerskeller. Zahlreiche Fans aus der Oberpfalz und aus ganz Bayern waren angereist, um ihr Idol live auf der Bühne zu erleben. Mit einem eindrucksvollen Solokonzert kam der bärbeißige Musiker auch beim fränkischen Publikum hervorragend an.

Ein lakonisches "Servus!" reichte ihm zur Begrüßung. "I spui a bissl Musik und ihr heart's zua. Heit bin i in a bsonderen Location, es san vorher alle Kartoffeln rausgrammt worn." Die Zuhörer im "Kartoffelkeller" amüsierten sich köstlich über solche Sprüche und die teilweise sehr langen, derb-skurrilen und oft sarkastischen Geschichten, die Mathias Kellner drauf hatte. Er spricht und singt konsequent auf boarisch und seine bevorzugte Thematik an diesem Abend war: das Saufen.

Manche seiner Songs sind melancholisch und nachdenklich. "Neie Wunder brauch mer und a bissl Schmerz", singt er, "dass mer wiss'n, dass mer leb'n." Mathias Kellner, schreit, brüllt, ächzt und begleitet sich exzellent auf der Gitarre.

Früher, erzählt Kellner, sei er ein großer Radio-Fan gewesen. Heute nicht mehr. "Das ist nicht mehr mein Geschmack", sagt er, "ich habe keinen Geschmack für aktuelle Popmusik." Und: "Ich bin der Meinung, dass meine Musik viel zu selten im Radio läuft. Bin ich zu weit weg vom Mainstream?"

Zum Schreien komisch seine Schilderung, als er von der Polizei kontrolliert wurde oder zur Oma fuhr, wenn er Geld zum Tanken brauchte. Und auch seine Einstellung zu Justin Bieber ist nicht gerade freundlich: "Der Justin Bieber ist wahrscheinlich das reinste Zipfelgesicht auf unserer Erde." Mathias Kellner kann auch ernste Songs schreiben. So machte er sich Gedanken über das Chaos auf unserer Welt und seiner Bewohner. Voller Tiefenschärfe ist auch sein neues Lied vom "Kettnkarussell". Ihm habe die Metapher des Kettenkarussells über den Zustand der Welt gefallen, meinte Kellner: "Steig ein ins Kettenkarussell und foahr! Wir wart'n auf den großen Knall!"

Und auch Wirtshauslieder hatte Kellner im Repertoire. "Mein Opa hat Gstanzln und Moritaten g'sungen. Am Wochenende durfte ich mit dem Opa und dem Onkel immer mit ins Wirtshaus, das war immer sehr lustig", erzählte der boarische Liedermacher, "ich hab die beiden dann schon mit sieben oder acht Jahren nach Hause gefahren, weil die immer stockbesoffen waren."

Apropos saufen: Jetzt war Mathias Kellner bei seinem Lieblingsthema angekommen. Er erzählte unglaubliche Geschichten von Saufgelagen und Exzessen, als er im Alter von 15 Jahren mit seinen Kumpels jedes Wochenende nach Straubing fuhr. Da tobten die Zuhörer. Als Zugabe gab es den Song "Paula" von Hans Jürgen Buchner, der mit Haindling Karriere gemacht hat. Das Publikum feierte lautstark den Berserker aus Niederbayern. Einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der aber auch wunderschöne melancholische Lieder schreiben kann. Interessanter Mann.