Hilpoltstein
Defekte Geräte wieder flott gemacht

Großes Interesse am ersten Repair-Café in Hilpoltstein Mehr Techniker bei zweiter Auflage im Januar

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Vom Röhrenradio bis zur Heckenschere reicht das Spektrum der defekten Geräte, die im ersten Hilpoltsteiner Repair-Café unter anderem von Gerald König (oben), Torsten Frohns (links) und Norbert Birkel flott gemacht werden. Der Drucker von Frieda Schröppel stellt den Elektrotechniker Hans Hienzerle hingegen vor unlösbare Probleme. - Fotos: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Den Nerv der Zeit getroffen hat die Premiere des Hilpoltsteiner Repair-Cafés im Hofstettener Sportheim. Der Ansturm war am Samstag so groß, dass gar nicht alle defekten Geräte angenommen werden konnten. Das Repair-Café soll sich nun aber zu einer festen Einrichtung entwickeln.

Um zwei Uhr nachmittags soll es los gehen. Schon eine Dreiviertelstunde vorher bringen die ersten Besitzer ihre defekten Geräte ins Sportheim der Sportfreunde Hofstetten. CSU-Stadtratsmitglied Jürgen Moos-mann heißt dort das Reparatur-Team um den stellvertretenden SPD-Ortsvorsitzenden Thomas Döbler willkommen. In großer Koalition geht es dann im Repair-Café auf Fehlersuche.

Ein Besuch bei einer Veranstaltung dieser Art in Altdorf gab die Initialzündung. Jetzt wird auch in der Burgstadt repariert statt weggeworfen. Moralische Unterstützung will man sich zum Start aus den Niederlanden holen. Die Liveschaltung zu Martine Postma, Chefin des internationalen Netzwerks der temporär eingerichteten Selbsthilfewerkstätten, bei denen Kaffee und Kuchen Teil des Konzepts sind, kommt dann aber doch nicht zustande.

Statt zur Kuchengabel greift der Hilpoltsteiner Torsten Frohns gleich zum Spannungsprüfer. Der Elektroinstallateur, der beim TV Hilpoltstein Tischtennis spielt, schnappt sich einen Satellitenempfänger, den ihm der Hofstettener Fußballer Benny Seitz hinstellt. Das Gerät wird auf Herz und Nieren geprüft, für die letztlich erfolgreiche Feinarbeit schleppt Torsten Frohns sogar eine Werkstattleuchte an.

Eine solche braucht Norbert Birkel aus Hilpoltstein nicht. Denn den Föhn wieder flott zu kriegen, den ihm die Thalmässingerin Ute Hussendörfer in die Hand drückt, ist für ihn "ein Klacks", wie er sagt. "Das waren nur zwei Drähte", sagt der Betriebselektriker - und schon weht es warm durch den Saal.

In anderen Haushalten wäre das Gerät wohl gleich in den Elektromüll gewandert. Bei Hussendörfer nicht: "Ich hätte den Föhn erst noch zu einem Freund von mir gebracht, wenn die Reparatur hier nicht geklappt hätte", sagt sie. Der Hinweis auf das erste Repair-Café in unserer Zeitung hat sie nach Hofstetten geführt und ließ sie von dort wieder glücklich ins heimische Badezimmer ziehen.

Der Drucker hingegen, mit dem Frieda Schröppel aus Eysölden den Elektrotechniker Hans Hienzerle konfrontiert, erweist sich als schwer zu knackende Nuss. Schon die Fehlermeldung bezüglich des Tintenbehälters ergibt keinen richtigen Sinn. So wird das Gerät erst mal gereinigt, was kurzfristig hilft. Doch nun zeigt es einen anderen Fehler. Auf dem Laptop am Nachbartisch lässt sich via Internet herausfinden, was es damit auf sich hat. Schröppel geht ihrem Helfer zur Hand, wo es nur geht, doch der Defekt will nicht weichen. Trotzdem "finde ich es super, dass es so etwas bei uns jetzt gibt", sagt die Eysöldenerin.

Das findet auch Oskar Lindner. Der Allersberger deckt den Radio- und Fernsehtechnikermeister Dieter Vinkel aus Hilpoltstein gleich mit mehreren Geräten ein. Beim ersten ist ein herstellerspezifischer Chip defekt. "Der Käfer mit 140 Beinchen", so nennt Vinkel den Chip, muss nun erst noch besorgt werden. Weiter geht es mit einer Universalbohrschleifmaschine. Es fehlt der passende Kondensator, was sogleich notiert wird. Auch hier gilt es das Ersatzteil zu besorgen, beim nächsten Treffen im Repair-Café folgt ein neuer Anlauf.

Bei der jetzigen Premiere laufen bald die Werkzeuge heiß, leider aber nicht die Heizspiralen zweier Tischgrills, derer sich Birkel mittlerweile annimmt. Eigentlich will er aus zwei defekten Grills einen funktionierenden machen. "Da wird sich mein Mann aber freuen", jubiliert Gabriele Frank-Müller aus Meckenhausen - doch zu früh. Auch die Spiralen müssen erst nachbestellt werden.

Mit einer reparierten Heckenschere kommt aber schon bald das nächste Erfolgserlebnis. Die Schere röhrt - und auch ein Röhrenradio gibt plötzlich wieder Töne von sich. Dafür sorgt Radio- und Fernsehtechniker Gerald König aus Hofstetten, der aber bloß die passende Sicherung einzusetzen braucht. Ein zweites Röhrenradio brummt bloß noch beim Einschalten, doch es kann nicht mehr angenommen werden. Zu viele Geräte warten auf zu wenige Reparateure. Trotzdem gelingt auch das schier Unmögliche: Eine Schreibmaschine, die schon zweimal im Fachgeschäft bearbeitet wurde, platziert die Buchstaben plötzlich wieder dort aufs Papier, wo sie auch hingehören.

Letztlich kann Thomas Döbler ein positives Fazit ziehen. 17 Mal wurde der Kampf gegen den Defekt aufgenommen, sechs Mal davon auf Anhieb erfolgreich. Viermal heißt die Devise Ersatzteilbeschaffung. Dreimal gab es eine klare Fehlerdiagnose, weitere zwei Male Tipps zur Selbstreparatur. Nur in zwei Fällen blieb das Team ratlos. Für die geplante Neuauflage des Repair-Café gibt es dafür gleich Verstärkung. Der Helferkreis ist nun auf rund 30 Mitglieder angewachsen - über die Hälfte davon sind Reparateure. So kann am Samstag, 28. Januar, mit vergrößerter Mannschaft erneut ans Werk gegangen werden. Weitere Treffen sind im Zwei-Monats-Rhythmus geplant.