Hilpoltstein
Das schnelle Geld ist ihm suspekt

Agrarbiologe Alf Pille setzt als Fundraising-Manager des LBV auf natürliches Wachstum

25.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:12 Uhr

Unterstützung von vielen Seiten erhält der Landesbund für Vogelschutz für seine Naturschutzpropjekte. Die Freunde des LBV wie etwa Spender, Mitglieder und Ehrenamtliche skizziert Alf Pille, der Fundraising-Manager in der Landesgeschäftsstelle. - Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Ein gewinnendes Lächeln, eine offene Art und große, klare Augen: Schon rein äußerlich bringt Alf Pille die besten Voraussetzungen für die Tätigkeit eines Fundraising-Managers mit. Lange Jahre hat er beim Landesbund für Vogelschutz (LBV) sein Wissen als Agrarbiologe eingebracht. Inzwischen bringt er jedoch die Einnahmen der Landesgeschäftsstelle zum Wachsen.

 

In Oldenburg geboren, zieht es Alf Pille 1995 als Zivildienstleistender ins Frankenland. Beim LBV in Hilpoltstein kommt er noch mehr auf den Geschmack des Naturschutzes und absolviert deshalb ein Studium zum Agrarbiologen, als welcher er 2002 dann wieder beim Landesbund einsteigt. Er schließt Verträge mit Landwirten ab, lernt deren Nöte und Sachzwänge zu verstehen und will sie zugleich zu naturschutzverträglichen Nutzungsformen ermuntern. In jenen Jahren wächst der LBV zusehends und muss auch personell aufgestockt werden, um die Aufgaben bewältigen zu können. So kommt es schließlich, dass Alf Pille 2009„vom Inhaltlichen ins Kaufmännische“ wechselt, wie er sagt, und die Stelle des Fundraising-Managers in der Marketingabteilung übernimmt.

Ihn schnöde nur als Geldbeschaffer des LBV zu bezeichnen, ist freilich viel zu kurz gegriffen. Denn Fundraising bedeutet nicht nur Spendensammeln, sondern vielmehr das Beschaffen aller Ressourcen, die für eine Organisation wie den LBV nötig sind. Neben Geldspenden fallen darunter auch Sachspenden und nicht zuletzt Zeitspenden in Form ehrenamtlichen Engagements.

Dass er fachlich weiß, wovon er spricht, kommt ihm bei seiner neuen Tätigkeit als Fund-raiser sehr zugute. Was er aber überhaupt nicht mag und was beim LBV auch nicht praktiziert wird, ist die sogenannte kalte Aquise, also die „Ansprache eines potenziellen Kunden, zu dem bisher keine Geschäftsbeziehungen bestanden“, wie es in der Definition heißt. Weder klemmt sich Alf Pille hinters Telefon und klingelt bei fremden Menschen durch, noch besorgt er sich Adressen, um Klinken putzen zu gehen.

Das alles braucht er auch nicht, da sich der LBV in einer glücklichen Lage schätzen kann. „Die Leute melden sich bei uns“, sagt Pille zufrieden. So wird der Kreis der Gönner langsam, aber stetig größer. Das richtige Tempo ist dem 39-jährigen Vater dreier Töchter auch bei den Spenden wichtig. Denn nicht das „schnelle Geld“ ist es, was der LBV will. Dieses gibt es in der Regel bei Katastrophenfällen, wenn in kurzer Zeit große Summen auf dem Spendenkonto von Hilfsorganisationen ankommen. So etwas will Pille auch gar nicht kritisieren, doch es sei eben ein anderer Ansatz des Spendensammelns, den man beim LBV verfolge.

Argwöhnisch wird er auch, wenn ein eventueller Spender sein Gewissen erleichtern und das Image seines Unternehmens aufpolieren will. Bei solchen Versuchen des „Green Washing“ lautet die Antwort eindeutig „Nein – auch wenn es um große Summen geht!“

Trotz solcher moralischer Stolperfallen könne er sich eigentlich keinen schöneren Job vorstellen als den, den er derzeit ausübt. „Ich habe den ganzen Tag nur mit Freunden zu tun,“ sagt Pille. Wer diese sind, malt er ohne langes Zögern auf ein Flipchart auf. Grob gesagt, sind es all diejenigen, die entweder ihre Zeit oder ihr Geld in den LBV investieren: Mitglieder, Ehrenamtliche, Förderer, Spender. Dass der Umgang mit letzterer Gruppe eine gehörige Portion Sensibilität braucht, weiß er natürlich. „Datenschutz hat bei uns höchste Priorität“, betont er deswegen auch. Auch die Verwendung und die Verwaltung der Spenden gilt es transparent zu gestalten und dabei den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten.

Ebenso sei es wichtig, den Gönnern deutlich zu machen, dass ihr Geld hier sinnvoll angelegt ist. Sprich: Ihnen die Erfolge vor Augen zu führen. Zu zeigen, wo dank des Engagements nun eine Wiesenfläche blüht statt vom Beton versiegelt zu sein. Oder auf die positiven Entwicklungen wie im Falle des Uhu-Projekts zu verweisen: Die größte Eule der Welt wurde nämlich auch dank der Zeit- und Geldgeber für den LBV vor dem Aussterben gerettet.

Die Nöte der Natur geben dabei den Rahmen der Aktionen vor. „Nicht wir in der Marketingabteilung denken uns was aus“, sagt Pille. Vielmehr seien es die Experten aus den Reihen des Verbandes, die erklären, wo der Schuh gerade am meisten in der Natur drückt. Derzeit läuft etwa eine Torf-Kampagne, denn dem Verband liegt die Renaturierung der Moore sehr am Herzen. Auslöser sind die Billigerden hiesiger Gartencenter, für die andernorts wie etwa im Baltikum die Moore geplündert werden. Angesichts des Klimawandels eine fatale Praxis. Denn ein intaktes Moor entzieht der Luft Kohlendioxid und ist so ein wichtiger Trumpf beim Erreichen von Klimazielen.

Dass es klappen kann mit dem Umdenken, sieht Pille als bewiesen an. Jüngstes Beispiel ist die schon verloren geglaubte Ozonschicht, die sich laut Medienberichten doch tatsächlich in absehbarer Zeit erholen soll – dank des Verzichts auf den Einsatz von FCKW in der Industrie. Ein tolles Beispiel, findet Pille. Denn es gehe dem LBV nicht darum, die Ökonomie als solche zu verurteilen. „Und als Fundraiser geht das schon gleich gar nicht.“