Hilpoltstein
Das Vergessen verstehen

AWO Roth will mit Demenzpfad das Leiden der Senioren greifbar machen Werbung für Ausbildung in der Einrichtung

23.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Miteinander rechnen und Burgen bauen: Beim Tag der Begegnung in der AWO-Roth lernen künftige Alten- und Heilerziehungspfleger, wie sie ältere Menschen dazu animieren können, aktiver am Leben teilzunehmen und sich gemeinsam für ein Projekt zu begeistern. - Foto: AWO

Hilpoltstein/Roth (cyb) Wie sehr Demenzkranke unter ihrer Vergesslichkeit leiden, möchte die AWO in Roth mit einem Demenzpfad erlebbar machen. Zudem wirbt sie, den Beruf des Alten- und Heilerziehungspflegers kennenzulernen, um mehr Auszubildende zu finden.

Wie man die Situation eines Demenzkranken erlebbar machen kann, ist für Günther Wittmann vom Landratsamt Roth relativ einfach. "Ich lege Ihnen Bilder von wirklich bekannten Persönlichkeiten wie der Bundeskanzlerin und von Stars vor. Doch darunter mische ich auch ein Bild von irgendjemand, der nie in Erscheinung getreten ist", sagt er. "Wenn Sie dann fragen, wer das ist, tue ich nur erstaunt und hake mehrmals nach, ob sie ihn wirklich nicht kennen."

Spätestens jetzt würde jeder der Besucher des Demenzpfades unsicher werden. "Sie sind verwirrt, verstört, wissen nicht, warum sie sich nicht erinnern können und leiden darunter", erklärt Wittmann. Und das sei genau das Leiden, das ein Demenzkranker verspürt, wenn er den jahrelangen Nachbarn, ja die eigene Tochter nicht mehr erkennt.

"Wir wollen, dass die Leute eine solche Situation besser verstehen lernen", sagt Perina Feicht, die Leiterin der AWO in Roth. "Und wir wollen, dass sowohl Schüler, unsere Angestellten, aber auch jeder, der mit einem Demenzkranken in Berührung kommen kann, von diesem Demenzpfad lernt." Dabei sei dies nicht nur hilfreich, wenn man mit einem Dementen in der Nachbarschaft oder der eigenen Familie konfrontiert wird, sondern auch für Menschen, die damit kaum in Berührung kommen. "Dann versteht vielleicht die Bäckereiverkäuferin, warum der ältere Herr an einem Vormittag schon zum dritten Mal Semmeln kauft, oder dass der Mann, der im Schlafanzug an der Bushaltestelle steht, vielleicht gar nicht mit dem Bus fahren will", so Wittmann.

Der Demenzpfad geht dabei über 20 Stationen, bei denen die Besucher Schritt für Schritt lernen können, wie sich ein dementer Mensch fühlt, um ihm dann mehr Verständnis in seiner Lebenssituation entgegenzubringen. "Es ist immer jemand da, der den Demenzpfad betreut und Fragen beantworten kann", sagt Feicht. Der Pfad steht am Dienstag und Mittwoch, 27. und 28. Februar, von 13 bis 19 Uhr allen Interessierten ohne Anmeldung offen. Gruppen und Schulklassen haben zudem die Chance, an einem der beiden Tage vormittags oder am frühen Nachmittag teilzunehmen. Wer dies nutzen möchte, sollte sich bei Perina Feicht unter der Telefonnummer (09171) 84 38 0 melden.

Neben dem Demenzpfad möchte die AWO aber auch um Nachwuchs werben. "Wir bekommen nur noch Fachkräfte, wenn wir sie selbst ausbilden", erklärt Feicht. Sie hat deshalb einige Schulen im Landkreis zu einem sogenannten Tag der Begegnung eingeladen. An insgesamt vier Stationen sollen die jungen Menschen erfahren, mit welchen Beschwerden alte Menschen zurechtkommen müssen, aber sie sollen auch feststellen können, ob der Beruf des Alten- oder Heilerziehungspflegers etwas für sie ist.

Bei der ersten Station lernen die Teilnehmer beispielsweise mit einem Spezialanzug, wie sich die körperlichen Gebrechen wie Gehschwierigkeiten oder Sehprobleme auswirken. In der zweiten Station wird der bereits beschriebene Demenzpfad genutzt. Die dritte Station zeigt, wie die Einrichtung mit Tieren wie Eseln, Hunden und Schafen die Heimbewohner animiert, am Leben aktiver teilzunehmen und sich einzubringen. Schließlich gibt es an der letzten Station die Möglichkeit, einen ersten Eindruck zu gewinnen, was es heißt, einen alten Menschen zu pflegen.

"Wir machen für alle Interessierten unsere Tür auf und geben ihnen die Chance, die Berufe kennenzulernen", betont Feicht. So könnten sich junge Menschen nicht nur direkt für eine Ausbildung bewerben, sondern beispielsweise über ehreamtliches Engagement oder eine Hospitanz die Arbeit besser kennenlernen. Auch hier ist der Vormittag wieder den bereits angemeldeten Schulen vorbehalten. Von 12 bis 15 Uhr steht er allerdings allen Menschen für eine Teilnahme offen.

Der Demenzpfad ist in der sogenannten Villa in der Friedrich-Ebert-Straße 40, also an der Rückseite des AWO-Betreuungszentrums Roth, zu finden. Der Tag der Begegnung findet direkt im AWO-Betreuungszentrum an der Ludwig-Thoma-Straße 1 statt.