Hilpoltstein
40 Hoheiten stoßen aufs Jubiläum an

Burgfestausschuss lädt alle ehemaligen Gräfinnen zum 90-Jährigen in die Residenz

27.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Hilpoltstein (HK) 90 Jahre Burgfest bedeuten auch 86 Jahre Pfalzgräfinnen für Hilpoltstein: 1931 war der ersten Ortsansässigen die ehrenvolle Aufgabe zuteilgeworden. Anlässlich des Jubiläums trafen sich am Mittwoch 40 ehemalige Gräfinnen in der Residenz.

Christl Eckert war zum Burgfest 1992 in ihr eigenes Kleid als Pfalzgräfin geschlüpft - und feiert in diesem Jahr den 25. Jahrestag dieser Rolle. "Ich selbst hätte das gar nicht bemerkt, schließlich zählt man ja nicht die Jahre nach", erzählt sie, "doch Barbara Billmaier hat sich das natürlich gemerkt."

Marianne Stark, die neben ihr Platz genommen hat, wurde noch ein paar Jahrzehnte früher die Ehre zuteil: "Ich war 1975 Burggräfin, also vor 42 Jahren", erklärt sie stolz. Beide finden es gut, dass das Jubiläum sie alle wieder in der Residenz zusammengeführt hat: "Wir treffen uns sonst nicht so häufig."

Edeltraut Stadler war 2006 Jubiläumsgräfin (400 Jahre Einzug von Dorothea Maria) und ist zum Treffen aller Pfalzgräfinnen mit ihrer kleinen Enkeltochter Clara gekommen. Das sieben Monate alte Mädchen sei ein "richtiges Burgfestkind", sagt die Oma und lacht. Für das diesjährige Burgfest ist für die Kleine schon ein Leiterwagen in Arbeit, denn die Mutter ist selbst seit 27 Jahren aktiv dabei. Edeltraut Stadler findet das Treffen "total schön", sagt sie strahlend, "wir treffen uns sonst nur so ein- bis zweimal im Jahr, trotz der ehrenvollen Aufgabe, die wir alle innehatten".

Dann setzt die Vorsitzende des Burgfestausschusses, Barbara Billmaier, zu einer kleinen Eröffnungsansprache an: "Ich freue mich sehr, dass dieses Jubiläum zu einem so schönen Treffen geführt hat. Solch werte Gäste beherbergt die Residenz nicht immer - aber was die Festspiele in Bayreuth können, können wir auch." Dass nicht alle 73 ehemaligen Pfalzgräfinnen in der Residenz zusammengekommen sind, erklärt Billmaier recht schnell: "Wer 1931 etwa 45 Jahre alt war, der wäre heute ja schon über 135." An die amtierende Burggräfin, Gudrun Reichard, die zwischen all ihren Vorgängerinnen an der langen Tafel Platz genommen hat, richtet die Vorsitzende des Burgfestausschusses auch einige Worte: "Du kannst das noch nicht wissen, aber das Amt lohnt sich." Bestätigender Applaus und einige wissende Lacher aus dem Reihen der Burggräfinnen untermalen diese Aussage.

Einige Dankesworte und ein paar Blumensträuße hat Billmaier dann auch noch im Gepäck: Für die Jubiläumsgräfinnen Christl Eckert (25 Jahre) und Maria Hohauer (50 Jahre). Lobende Worte auch für Josef Lerzer, den amtierenden Burgfestbürgermeister: "Jedes Jahr denke ich mir wieder, hoffentlich ruft er nicht an, aber dann hat er wieder eine neue Idee", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Ein besonderer Dank darf dann auch nicht fehlen: an Franz Stadler, den ehemaligen geschäftsleitenden Beamten der Stadt Hilpoltstein, und "Billy", Billmaiers Mann. Die beiden übernehmen an diesem Abend für die Gräfinnen die Aufgabe der Schankkellner. Für Ersteren hat die Burgfestausschussvorsitzende ein paar Pralinen dabei, für den Zweiten nichts: "Der weiß aber, wo die Billmaier'sche Schleckschublade ist", sagt sie lachend. "Wenn die beiden die Aufgabe gut machen, buchen wir sie wieder zum 100. Jubiläum."

Nach kurzen Grußworten von Bürgermeister Markus Mahl ist es dann an Dieter Popp, einen Rückblick auf 90 Jahre Burgfest zu liefern. 1927, am 14. und 15. August, habe bei "Schnürlregen" alles angefangen. 1928 war dann die Maß Bier für 40 Pfennig zu haben, 1930 startete erstmals ein Festzug beim Burgfest. 1931 schließlich die erste Pfalzgräfin, die ihr Amt für drei Jahre innehatte. Von 1940 bis 45 pausierte das Fest, es herrschte "Stille am Burgfest", so Popp. Das Dünnbier, das dann 1946 ausgeschenkt wurde, hatte zwar keine berauschende Wirkung, doch die Hilpoltsteiner ihr Fest zurück. Im Jahr 1953 gab es 153 Kostüme, davon 55 im Besitz der Stadt. Das sei erstaunlich, wenn man bedenke, dass heute über 1000 Kostüme zur Verfügung stehen, sagt Popp. Nachdem 1955 beschlossen worden war, das Fest auf drei Tage zu verlängern, schenkte der Wirt 1959 schon 148 Hektoliter Bier aus. 1964 wurde der Versuch eines Radelkorsos unternommen. Dieser Vorstoß scheiterte am Ende laut Popp aber nicht an den Kindern, sondern an den Vätern, "die nicht pünktlich vom Frühschoppen heimkamen und so die Räder nicht geschmückt waren". Der erste Trödelmarkt habe dann 1974 stattgefunden, 1993 wurde dann das Experiment gewagt, beim Burgfest "den Stier von Hilpoltstein" durch Armdrücken zu ermitteln - auch das wurde nicht zum festen Ritual.

Angesichts so vieler aufgefrischter Erinnerungen können die ehemaligen Pfalzgräfinnen dann mit den Kolleginnen allerhand Anekdoten austauschen, untermalt von der Ziehharmonikamusik von Margit Schausberger, die aus Heilsbronn angereist ist. So erinnert sich eine Pfalzgräfin an das Tanztraining für die Kolpingfamilie mit einem Trainer aus dem Opernhaus Nürnberg: "Der war schockiert, als er uns tanzen sah", gibt sie unter großem Gelächter zu.