Hilpoltstein
Als Bundestagsneuling in die mögliche Regierungspartei

Wahlnacht mit Happy-End für den gebürtigen Freystädter Stefan Schmidt Büro und Wohnung in Berlin schon bereit

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Mit dem politischen Betrieb im Bundestag ist Stefan Schmidt seit vielen Jahren vertraut. Die Hauptstadt an sich hat der gebürtige Freystädter aber noch nicht in sein Herz geschlossen. - Foto: Just

Hilpoltstein/Freystadt (jom) Gestern Nachmittag um halb Fünf ist in Regensburg der Zug losgefahren, auf den Stefan Schmidt vier Jahre lang gewartet hat. Es war der ICE, der den gebürtigen Freystädter als neuen Bundestagsabgeordneten in die Hauptstadt brachte.

Anders als vor vier Jahren, als der oberpfälzer Bezirksvorsitzende der Grünen denkbar knapp den Einzug ins Parlament verpasste, nahm der Wahlabend am Sonntag für Schmidt ein Happy End. Als gegen 0.30 Uhr das vorläufige amtliche Endergebnis für Bayern feststand, war die Regensburger Wahlparty der Grünen zwar schon vorbei, doch dafür durfte sich der 36-Jährige daheim vor dem Rechner umso mehr freuen. Denn dieses Mal reichte der zehnte Platz auf der Landesliste der Grünen zum Einzug in den Bundestag.

"Jetzt muss es einfach reichen", hatte sich Stefan Schmidt gedacht, als er in der Nacht davon hörte, dass es wohl sogar der Kandidat auf dem elften Listenplatz schafft. Ab diesem Moment nahm er dann auch die vielen Glückwünsche an, die ihn den ganzen Wahlabend über bereits am Handy erreichten - unter anderem von seiner Tante aus Hilpoltstein. Als sich die Gewissheit breitmachte, war an Schlaf jedenfalls nicht mehr zu denken. "Bis 4 Uhr musste sich das Ganze erst einmal setzen", sagt Schmidt. "Denn jetzt beginnt ja eine neue Herausforderung."

Immerhin hatte der gebürtige Freystädter gestern noch einen Tag zum Luftholen. Denn die neue Bundestagsfraktion der Grünen trifft sich erst heute in Berlin. Also blieb vor der Abfahrt noch etwas Zeit, neben der Wohnung auch das bisherige Büro in Regensburg aufzuräumen. "Das habe ich meiner Kollegin am Wahlabend versprochen", sagt Schmidt, der als überhaupt erst dritter Grüner aus der Oberpfalz in den Bundestag einzieht.

"Wie das dann in Berlin läuft, davon hab ich aber noch keine Ahnung", sagt Schmidt. Was aber so nicht ganz zutreffend ist. Schließlich arbeitete der gebürtige Freystädter bereits seit 2009 für den Bundestagsabgeordneten Thomas Gambke, der sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet. "Da hab ich schon ein bisschen was mitbekommen", sagt Schmidt. Außerdem bringt die Arbeit für Gambke nun einen weiteren Vorteil: Er weiß so bereits, wo er im Bundestag sein Übergangsbüro beziehen kann - nämlich in den Räumen seines ehemaligen Chefs, wo er bislang schon mehr als ein Drittel seiner Arbeitszeit verbrachte.

Und auch sonst hat sich Stefan Schmidt längst in Berlin eingelebt. Seine Zweitwohnung hat er schon länger in der Hauptstadt. "Ein Großstädter bin ich aber noch immer nicht", sagt der 36-Jährige, der aus dem kleinen Freystädter Ortsteil Kiesenhof stammt. "Berlin ist zwar mein zweiter Wohnort, aber meine Heimat ist und bleibt Bayern."

Sein politischer Lebensmittelpunkt wird jetzt aber die Hauptstadt werden, wo Schmidt schon morgen der erste spannende Tag erwartet. "Ich bin wirklich gespannt auf diese Fraktionssitzung. Das wird sicher eine Erfahrung fürs Leben." Zumal es bei den Grünen ja gleich um die mögliche Regierungsbeteiligung in einer sogenannten Jamaika-Koalition geht. Ob dieses Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen tatsächlich zustande kommt, wagt Schmidt nicht vorherzusagen. "Die Schnittmengen bei diesen vier Parteien sind ja sehr überschaubar", sagt der neue Bundestagsabgeordnete. "Wir für uns haben ja politisch klare Grenzen gezogen, und da schulden es wir jetzt auch unseren Wählern, dass wir uns nicht verbiegen." Andererseits bleibt wohl nichts anderes übrig als Jamaika: "Neuwahlen können nicht in unserem Sinne sein", sagt Schmidt, der auch noch die Hoffnung hegt, dass die SPD ihren Regierungsverzicht noch einmal überdenkt.