Hilpoltstein
BBV will mit Fakten für gute Stimmung sorgen

Hiesige Landwirte stehen als kompetente Gesprächspartner zur Verfügung - Sorgen wegen Salmonellen und Schweinepest

23.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr
Das Motto der deutschen Bauern zur Grünen Woche und das Problem der Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft präsentiert der Kreisvorstand des Bauernverbandes im Rahmen seiner Klausurtagung. −Foto: Schmidt

Hilpoltstein (HK) Eine große Themenpalette hat den Vorstand des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) im Kreisverband Roth-Schwabach bei seinem Klausurtag beschäftigt. Kreisobmann Thomas Schmidt machte deutlich, wie vielfältig die Landwirtschaft im Fokus der Öffentlichkeit steht.

Fachbegriffe wie Glyphosat, Sojaschrot oder Düngeverordnung finden regelmäßig Eingang in die Berichterstattung. Eigentlich sieht der BBV das grundsätzlich positiv, da sich dadurch für viele Themen, von denen die gut 2700 Mitgliedsfamilien in der Region betroffen seien, eine interessierte Öffentlichkeit finde. Aber leider werde dieses Interesse von vielen mit alternativen Fakten und Vorurteilen bedient, um Stimmung gegen die Produzenten von Lebensmitteln und Energie zu machen, kritisierte Schmidt.

Dem wollen die Vorstandsmitglieder des Bauernverbandes mit besonderer Informationsarbeit begegnen. "Wir stehen für jeden Verein, Verband oder Partei auf Orts- oder Kreisebene in kleineren oder größeren Gesprächsrunden zum offenen Informationsaustausch zur Verfügung" erläuterte Kreisbäuerin Annette Götz das Angebot der Bäuerinnen und Bauern im Landkreis. Jeder, der in der Geschäftsstelle des Verbandes nachfrage, erhalte einen fachkundigen Gesprächspartner.

Darum, sich zuerst bei den Landwirten vor Ort zu informieren, bevor Positionen veröffentlicht würden, bat auch der stellvertretende Kreisobmann Tobias Volkert aus Rittersbach. Unter dem Motto "Frag den Landwirt" arbeitet er bei einer Informationsplattform im Internet mit, die Verbrauchern, Politikern und Verbänden direkt aus der Praxis Fragen an die Landwirtschaft beantwortet. Wir haben keinen großen Pool an bezahlten Mitarbeitern, erläuterte er, "wir haben dafür jede Menge Fachleute in unseren eigenen Reihen, die auch kritische Anfragen an die Landwirtschaft sachkundig aus der Praxis beantworten können".

Für Manfred Dorner, ebenfalls stellvertretender Kreisobmann, stellen die Vorwürfe an die Tierhaltung in der Landwirtschaft das größte Problem dar. "Ohne Tierhaltung würden bei uns die Betriebe wegbrechen", berichtete er aus seiner Arbeit in der Meisterausbildung. Junge Landwirtinnen und Landwirte müssen bei knappen Flächen versuchen, Einkommen für sich und ihre Familien zu erwirtschaften. "Zu über 90 Prozent gelingt das nur über die Tierhaltung, rein ackerbaulich erfolgreiche Betriebskonzepte gibt es in unserer Region nur sehr wenige."

Bayernweit kämen 76 Prozent des Einkommens der Bauern aus der Tierhaltung. Besonders verwiesen die Vertreter des Bauernverbandes auf die stetigen Verbesserungen des Tierschutzes, die in den vergangenen Jahrzehnten in neuen modernen und größeren Stallungen erreicht worden seien. "Das ist eine stetig positive Entwicklung, die nicht stehenbleibt", sagte der Rinder-, Schweine- und Hühnerhalter Manfred Dorner.

Das Tierwohl steht ihm zufolge bei den Bauern der Region im Mittelpunkt, nur mit gesunden Tieren, die sich wohlfühlen, lasse sich auch ein Einkommen für die Familie erwirtschaftet. Bei der Weiterentwicklung ist jedoch nicht allein das Größenwachstum die Lösung, auch die Regional- oder Direktvermarktung oder der Umstieg auf Biolandwirtschaft böten einzelnen Betrieben eine Überlebenschance für die Zukunft.

Auf Zukunftschancen und Herausforderungen wurde auch das Informationsprogramm ausgelegt, das bei der Klausur erarbeitet wurde. So soll für interessierte Betriebe mit Praktikern aus den eigenen Reihen, die betriebswirtschaftliche Seite einer Umstellung auf biologische Landwirtschaft beleuchtet werden. Breiten Raum einnehmen werden aber vor allem die Informationen über neue gesetzliche Anforderungen und Aufgaben für die Landwirtschaft.

Zur Umsetzung der neuen Düngeverordnung wurden zwei Veranstaltungen angesetzt, in denen die Bauern vor allem über die bürokratischen Tücken der Materie informiert werden. Kreisobmann Thomas Schmidt zeigte sich erfreut darüber, dass viele Landwirte schon in neueste, bodennahe Ausbringtechnik investiert haben. Zugleich kritisierte er, dass die Umsetzung der vorgeschriebenen Düngeplanung noch unklar sei und dass viele kleine Betriebe über diesen Umweg zur Aufgabe gezwungen werden.

Große Sorge bereitet den Landwirten der Vormarsch der Afrikanischen Schweinepest, die bei einem Auftreten in Deutschland für viele Betriebe existenzgefährdend wäre. Ein Mittel, um das Risiko zu minimieren, sei dabei eine gewisse Reduktion der in den letzten Jahren stark gestiegenen Wildschweinbestände.

Ein großes Problem für einige Betriebe im Landkreis stellt zurzeit die Belastung gerade von genfreiem Soja mit Salmonellen dar. Leider seien die Betriebe bisher nur sehr unzureichend über die Folgen der Verseuchung und die nun nötigen Desinfektionsmaßnahmen in den Futtermittellagern informiert worden. Hier könnten sich betroffene Betriebe ebenfalls zur Unterstützung an den Verband wenden.

Im gesellschaftlichen Bereich steht ein Schlaglicht des Jahres mit dem Landfrauentag an. Am 24. Februar wird der designierte Ministerpräsident Markus Söder sein Hauptreferat zum Thema "Das ist Heimat" in Schwanstetten vortragen.

Der Erntebittgottesdienst, mit dem die Verbundenheit der Landwirtschaft zur Schöpfung deutlich wird, findet am 4. März in der Stadtpfarrkirche Hilpoltstein statt.

Das erste Highlight des Jahres für die ganze Agrar- und Ernährungswirtschaft geht zurzeit mit der Grünen Woche in Berlin über die Bühne. Hier ermöglicht der Bauernverband als Veranstalter nicht nur die Präsentation verschiedenster Agrarprodukte aus über 70 Ländern. "Die Menschen sollten bei aller Kritik immer bedenken, wir Bauern machen euch satt" erläutert Kreisobmann Thomas Schmidt das Motto der Bauern in der Region und deutschlandweit.