Hilpoltstein
"Appell an Zivilcourage"

Landrat will Claus Witteks Buch über KZ-Opfer in Schulen bringen

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

"Beschwiegene Schicksale" hat Claus Wittek (rechts) sein Buch über KZ-Opfer aus dem Landkreis genannt, das Landrat Herbert Eckstein auch den Schulen zur Verfügung stellen will. - Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) "Es ist in unseren Breiten immer noch kein Thema, das sich ausschließlich sachlich diskutieren lässt: die Aufarbeitung der örtlichen NS-Geschichte in unserem Landkreis Roth", erklärte der Autor Claus Wittek bei einem Gespräch mit Landrat Herbert Eckstein.

Im Gegensatz zur Erinnerungskultur an die jüdischen Opfer des NS-Regimes sei über die nicht-jüdischen KZ-Opfer bislang so gut wie kein Wort verloren worden - weder von öffentlicher Seite noch von der Seite der hiesigen Heimatforscher - von wenigen Ausnahmen abgesehen. "Deren Schicksale wurden von den Opfern zumeist selbst ver- und sowohl von der lokalen Politik als auch von der Bevölkerung beschwiegen, so dass diese Schicksale ins kollektive Vergessen zu versinken drohten", sagte Wittek. Er trägt dazu bei, dass diese Schicksale nicht vergessen werden. Nach gründlicher Recherche legt er das Buch "Beschwiegene Schicksale - KZ-Opfer aus dem heutigen Landkreis Roth und der Stadt Schwabach" vor.

Insgesamt schildert der Autor 23 Einzelschicksale von Menschen aus Thalmässing, Obermässing, Schwabach, Stauf, Alfershausen, Altenfelden, Allersberg, Wendelstein, Spalt, Roth, Meckenhausen, Greding, Aberzhausen und Hilpoltstein, die beispielsweise allein durch unbedachte Äußerungen gegen Hitler und seine Schergen ins Visier der Nazis gerieten und ins Konzentrationslager geworfen wurden. Alle beschriebenen Schicksale sind in ihrer Weise jedes für sich bewegend. Viele der Opfer fielen nicht nur dem Wahn und der Willkür des NS-Apparates zum Opfer, sondern waren Opfer der Boshaftigkeit und Feigheit ihrer Mitbürger. "Belege für entsprechende Denunziation sind allein im Nürnberger Staatsarchiv zuhauf vorhanden", schreibt der Autor.

"Das Thema ist ganz wichtig", hob Landrat Herbert Eckstein hervor. "Leicht macht es sich Claus Wittek und uns nicht, sich mit Schicksalen von Opfern in der Nazi-Zeit zu beschäftigen", sagte Eckstein, "Sie haben ein überfälliges Werk zusammengestellt." Geschichte wiederhole sich leider doch. Deshalb sei es immer wichtiger, nicht wegzuschauen, wenn es um die Menschenrechte geht. "Das Buch ist ein Appell an unsere Zivilcourage, ja ein Plädoyer für unser demokratisches System." Eckstein will Witteks Buch daher auch den Schulen zur Verfügung stellen.

"Sicher ist die Liste der von mir vorgestellten Opfer unvollständig, oft gab es nur Fragmente von Lebensdaten", berichtete Claus Wittek. "Im Nationalen Suchdienst habe ich oft nur wenig gefunden, die meisten Informationen habe ich von den Familienangehörigen der Betroffenen bekommen." Oft hätten sich die Nichten und Neffen bei ihm gemeldet.

Das Buch ist erhältlich bei den Rother Buchhandlungen Feuerlein und Genniges, im Landratsamt Roth und im Haus des Gastes in Hilpoltstein.