Hilpoltstein
Ablehnende Haltung zu Umgehungen

SPD und CSU sprechen sich bei erster öffentlicher Vorberatung gegen die großen Straßenbauprojekte aus

24.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:05 Uhr

Hilpoltstein (HK) Für den Bau von Umgehungsstraßen im Hilpoltsteiner Stadtgebiet scheint sich keine Mehrheit im Stadtrat zu finden. Bei der ersten öffentlichen Vorberatung sprachen sich die Fraktionen von SPD und CSU gegen die Trassen aus. Die Freien Wähler plädierten dafür.

Am deutlichsten hat sich Hans Meier, Fraktionsvorsitzender der CSU, gegen die Umgehungsstraßen um Hilpoltstein, Unterrödel sowie Meckenhausen und Sindersdorf ausgesprochen, für die von der Stadt heuer drei Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben worden sind. „Wir distanzieren uns von allen drei Trassen“, sagte er. Die Projekte seien zu teuer und der Flächenverbrauch zu groß. Was die große Umgehung von Hilpoltstein betrifft, habe er selbst ausprobiert, wie groß der Nutzen sei. „Wir reden hier von dreieinhalb Minuten, die ich bei weniger Verkehr schneller quer durch die Stadt komme. Und dafür würden wir 14 Hektar wertvollstes Land verbrauchen“, sagte Meier.

Vergleichsweise vorsichtig drückte sich Christine Rodarius als Sprecherin der SPD aus: Ihre Fraktion lehnt die Umgehungsstraßen um Hilpoltstein und Unterrödel ebenfalls klar ab. Unschlüssig ist sich die SPD dagegen noch bei der Trasse um Meckenhausen und Sindersdorf. Gegen diese Umgehung spräche eine aufwendige Flurbereinigung und vor allem die Tatsache, dass es andere Hilpoltsteiner Ortsteile mit erheblich größerem Durchgangsverkehr gebe. Eine Umgehung um Unterrödel zu bauen, hält Rodarius ebenfalls für überzogen. „Das wäre wie mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.“ Um den Bewohnern mehr Sicherheit und eine Verkehrsberuhigung zu ermöglichen, müsse es auch andere Mittel geben. Ein klarer Fall ist für Rodarius auch die Hilpoltsteiner Umgehung: „Die Studie hat für uns gezeigt, dass die große Umgehung nicht die Verbesserung bringt, die sich manche erhoffen“, sagte sie mit Blick auf den FW-Fraktionsvorsitzenden Michael Greiner. Die Belastung der Bürger in den Baugebieten und der Einschnitt in die Natur stünden in keinem Verhältnis zum Aufwand.

„Wir dürfen diese Chance nicht verpassen“, entgegnete Greiner. Aus der Sicht der Freien Wähler brauche die Stadt einen verkehrspolitischen Befreiungsschlag. „Manche Bürger aus dem südlichen Landkreis meiden Hilpoltstein schon wegen des Verkehrschaos“, sagte er. Eine positive Entwicklung im Einzelhandelszentrum am Altstadtring und die schon beschlossene Erweiterung des Gewerbegebietes am Kränzleinsberg würden die Probleme sogar noch erhöhen. „Deshalb sollten wir die Ampel auf Grün stellen“, forderte Greiner, für den die vorgelegten Studien eine signifikante Verbesserung zeigen, wobei die Stadt nur 15 bis 20 Prozent der Baukosten zu tragen habe.

Ein flammendes Plädoyer für die Umgehungsstraßen ließ Greiners Fraktionskollege Gerhard Schwing folgen: „Es stellt sich nicht die Frage, welche Umgehung wir bauen, sondern nur mit welcher wir anfangen.“ Mit einer Haushaltbelastung von nur 500 000 Euro pro Jahr über die nächsten zehn Jahre könnten „gigantische Belastungen für die Anwohner“ beseitigt und zugleich Chancen für Ortsverschönerungen werden. „Das ist eine historische Gelegenheit. Lassen sie sich darauf ein“, rief er den anderen beiden Stadtratsfraktionen zu.

Diese reagierten aber wenig euphorisch. In der Rechnung von Gerhard Schwing seien die hohen Folgekosten für die Flurbereinigung nicht enthalten, konterte die stellvertretende Bürgermeisterin Ulla Dietzel (CSU). Ihr Amtskollege Josef Lerzer (SPD) rief noch die Zahlen aus der Studie in Erinnerung, wonach von den knapp 14 000 Fahrzeugen pro Tag am Altstadtring wohl nicht mehr als 5000 die Umgehung benutzen würden. „Aber den Schwerlastverkehr würden wir aus der Stadt bringen“, entgegnete Greiner. Die von Rodarius vorgeschlagenen Straßenteiler zur Verkehrsberuhigung in Unterrödel bezeichnete er außerdem als Illusion. „Das Straßenbauamt will Verkehrsfluss, keine Hindernisse“, weshalb ein solches Vorhaben wohl abgelehnt werde.

Insgesamt betrachtet scheine sich aber eine gewisse Mehrheitssituation gegen die Umgehungen zu ergeben, resümierte Bürgermeister Markus Mahl (SPD) am Ende der Diskussionsrunde. Die Studien, die bereits bei zwei Stadtratssitzungen im Juli und Oktober vorgestellt worden waren, werden in den nächsten Tagen auf die Internetseite der Stadt unter www. hilpoltstein.de gestellt. Zu allen drei Trassen soll es in den kommenden Wochen auch noch Bürgerversammlungen geben, die erste für Hilpoltstein findet am 26. November im Hofmeierhaus statt. Weitere Versammlungen in Unterrödel, Hofstetten sowie für Meckenhausen und Sindersdorf sollen möglichst noch bis Ende des Jahres folgen. Die Entscheidung über die Umgehungsstraßen soll dann in einer der ersten Sitzungen des nächsten Jahres gefällt werden.