Hilpoltstein
Abgesagte leben länger

HIP-Live fällt ins Wasser, viele Bands spielen aber trotzdem Hektische Telefonate

18.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:18 Uhr

HIP-Live ist zwar abgesagt, einige Bands spielen aber trotzdem. Im Kreuzwirtskeller heizt Knockout Concept den Fans ein (oben), im Hofmeierhaus verbreiten die Hundsgrübbl (unten, links) und Hip da Banda Oktoberfeststimmung. - Fotos: Bleisteiner

Hilpoltstein (HK) So schnell haben sich einige Bands mit der Absage des Open-Air-Festivals HIP-Live nicht abgefunden. Frei nach dem Motto "Abgesagte leben länger" organisierten sie noch am Freitagabend spontan ein Restfestival.

Buchstäblich ins Wasser gefallen ist das HIP-Live-Festival, das am Samstagabend in Hilpoltstein geplant war. Elf Bands wollten auf sechs Open-Air-Bühnen viele Besucher mit ihrer Musik unter freiem Himmel unterhalten. Unterhalten wurden die Musikfans trotzdem - wenn auch in kleinerem Rahmen mit fünf Bands auf zwei Bühnen - dafür im Trockenen. Niemand musste "Barfuß im Regen" tanzen, wie es Michael Holm in seinem Schlager aus den 1970er-Jahren trällerte.

Alles andere als Schlager bekommt das überwiegend junge Publikum im Kreuzwirtskeller (KWK) zu hören, wo die drei Rockbands Knockout Concept, Devil's Ambulance und Battery High ordentlich Lärm produzieren. Möglich gemacht hat den spontanen Gig Julian Hofbeck, Gitarrist und Sänger von Knockout Concept. "Nachdem klar war, dass HIP-Live abgesagt ist, hab' ich erst bei den anderen Bands angefragt, ob sie auch woanders spielen würden", sagt Hofbeck. Bis auf At the Jerryhouse sagten alle zu, und so setzte Hofbeck alle Hebel in Bewegung, um noch eine Location zu finden. Nach der Absage im Jugendtreff war er im zweiten Versuch erfolgreich. Über ein soziales Netzwerk hat er das Kreuzwirtskeller-Team angeschrieben - und da gab es schnell die Zusage.

Ebenso rasch hatte sich das auch herumgesprochen, und so platzt der KWK aus allen Nähten, als die vier Jungs mit Postcore, Popcore und Metalcore als erste Band loslegen und den Freunden der härteren Gangart vom ersten Takt an ordentlich einheizen. "Jetzt kommt das Highlight", sagt Harry Rödig stolz, denn sein Sohn Julian kommt gleich mit seinen Bandkollegen von Devil's Ambulance mit klassischem Thrash Metal auf die dicht umlagerte Bühne.

Harry Rödig, der Hauptorganisator von HIP-Live findet es gut, dass die Musiker in eigener Regie noch ein Konzert auf die Beine gestellt haben. Er verfolgt auch noch den Auftritt der letzten Band des Abends, Battery High, die genretechnisch zwischen Rock und Metal einzuordnen ist, um anschließend ins Hofmeierhaus zu schauen.

Das ist fest in der Hand von Lederhosen und zünftiger Stimmung. Die Brassformation Hip da Banda und die Hundsgrübbl wechseln sich dort vor vollem Haus ab. "Wir wollen spielen", war Wolfgang Eitel und seinen sieben Mitstreitern von Hip da Banda von vornherein klar, als Mitte der Woche die Wetterprognosen auf eine Absage von HIP-Live hindeuteten. Der Gedanke, ins Hofmeierhaus auszuweichen, kam Eitel schnell, doch erst am späten Freitagnachmittag war der Auftritt in "trockenen Tüchern" - die endgültige Zusage der Hundsgrübbl erhielt er erst am späten Freitagabend. "Jawoll, wir sind dabei", teilte Rainer Hertel, der Klarinettist der Hundsgrübbl ihm per Handy gegen 21.30 Uhr mit - und das, obwohl Hertel am Samstagabend noch eine andere Verpflichtung hat. Er begleitet den Gospel-Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche mit dem Saxofon, um nach der Predigt ins Hofmeierhaus zu eilen, die Klamotten zu wechseln und das Saxofon mit der Klarinette zu tauschen.

Dort angekommen stimmen Hip da Banda gerade "Ein Prosit der Gemütlichkeit" an und verbreiten einen Hauch von Oktoberfeststimmung. Die Brassformation besteht aus vier Trompetern, zwei Posaunisten, einem Tubisten und einem Schlagzeuger. Ihr breites Repertoire umfasst einen abwechslungsreichen Sound, und so wechseln sich Polkas und Märsche mit modernen Pop- oder Bluesklassikern und dem einen oder anderen Trinkspruch und Kalauer ab.

Ebenso abwechslungsreich präsentieren sich auch die Hundsgrübbl mit Benjamin Haußner (Akkordeon, Gesang), Reiner Hertel (Klarinette) und Walter Vogel (Bariton). Die unterhaltsame Reise von der Volksmusik bis zum Schlager wird mit Schabernack gewürzt. Das Publikum klatscht, schunkelt und singt gut gelaunt mit.

Bestens gelaunt waren am Ende auch alle Akteure. Denn sowohl im KWK als auch im Hofmeierhaus bedanken sich die Besucher mit reichlich Applaus für die gelungenen Auftritte, die keiner mehr erwartet hatte.