Hilpoltstein
Rathaus feiert 600 Jahre

Stadt würdigt runden Geburtstag mit Vortrag, Ausstellung und Theater im Schwarzen Ross

18.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

1962 war das Fachwerk unter Putz verborgen. Damals stand die Bühne für das Burgspiel direkt vor dem Rathaus. - Foto: Stadtarchiv

Hilpoltstein (HK) 600 Jahre! Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Die wechselvolle Geschichte des Hilpoltsteiner Rathaues wird am Samstag ausgiebig gewürdigt: mit einer Ausstellung im Stadtmuseum, einem Vortrag und zwei Theaterstücken im Innenhof des Schwarzen Rosses.

Mitten auf dem Marktplatz thront eines der schönsten Gebäude Hilpoltsteins, vielleicht sogar das schönste. Mit seinem mächtigen Fachwerk und dem hochgezogenen Dach sowie der Sandsteinfassade stellt das 600 Jahre alte Gebäude eines der Wahrzeichen Hilpoltsteins dar. Heute ist es das "Zentrum der Verwaltungstätigkeit", wie Bürgermeister Markus Mahl nüchtern feststellt. Er selbst hat sein Büro im ersten Obergeschoss bezogen, das als kleinstes Bürgermeisterbüro im ganzen Landkreis gilt. Bei der Sanierung in den 1990er Jahren wurde dort eine uralte Holzbohlenwand entdeckt, die eine Erweiterung des Zimmers unmöglich machte. "Aber das macht doch das Flair des Hauses aus", zeigt sich Mahl überzeugt. Die vielen Balken, die teilweise da aus der Wand ragen, wo man sie überhaupt nicht brauchen kann. "Wir leben in einem alten Denkmal und dort lebt es sich sehr gut", betont Mahl.

Der Umbau unter Bürgermeister Bernd Beringer brachte Licht in die Geschichte des alten Denkmals, dem ältesten Rathaus im ganzen Landkreis. Anhand der Hölzer habe man die Jahreszahl bestimmen können, in dem es erbaut wurde, erklärte die Stadtarchivarin Annett Haberlah-Pohl. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt, alte Unterlagen gewälzt, war Dauergast im Hilpoltsteiner Archiv und sie besuchte sogar Staatsarchive in Nürnberg und München.

Ihre Forschungsarbeit mündet nun in eine Ausstellung, die sie selbst konzipiert hat und die am Samstag, 22. Juli, im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten eröffnet wird. Zudem wird sie an diesem Abend um 19 Uhr einen Vortrag über die wechselvolle Geschichte des Rathauses halten. Erbaut hat es 1417 Ludwig VII., Herzog von Baiern-Ingolstadt, auch genannt Ludwig der Bärtige. "Er hat recht reich geheiratet und konnte sich deshalb den Bau leisten. Er wollte damit auch seinen Reichtum demonstrieren", hat Haberlah-Pohl herausgefunden. Genutzt werden sollte das wuchtige Gebäude als Kornspeicher. Aber nicht, um die Bevölkerung möglichst gut zu versorgen, sondern als Zeichen der Machtdemonstration der Wittelsbacher gegenüber den Hohenzollern - in Zeiten, in denen Roth als Erzfeind galt. Mit seiner gefüllten Kornkammer könne eine Belagerung Hilpoltstein nicht schrecken, lautete die Botschaft.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das heutige Rathaus für viele Zwecke genutzt und war laut Annett Haberlah-Pohl immer ein wichtiger Ort der Begegnung, des Handels, der Politik und der Sicherheit im Herzen von Hilpoltstein. "Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts befanden sich kleine Läden darin, Bäcker, Metzger und verschiedene Kramer." Unter einem Dach habe es Markthalle, Gericht und Verwaltung vereinigt, phasenweise war es Feuerwehrhaus, Turnhalle und Schulhaus zugleich.

Die Hilpoltsteiner können von Glück sagen, dass das Rathaus, das die Stadt 1793 zusammen mit dem kurfürstlichen Stadtweiher für 100 Gulden erworben hatte, überhaupt noch am Marktplatz steht. Denn das Gebäude kam immer mehr herunter, 1833 stand wegen Einsturzgefahr sogar ein Neubau zur Diskussion. Allerdings verpflichtete der Freiherr von Künsberg Langenstadt, Regierungspräsident der Oberpfalz und Regensburg, die Stadt zur Reparatur. Damals wurde das als altmodisch und unmodern angesehene Fachwerk verputzt. Als Hilpoltstein zur Behördenstadt avancierte und genügend Geld zur Verfügung stand, erfolgten in 1880er Jahren weitere repräsentative Umbauten.

Erst 1974 wurde der Putz unter dem damaligen Bürgermeister Leo Benz wieder freigelegt. In dieser Zeit gab es auch den ersten Hilpoltsteiner Trödelmarkt zum Burgfest. Den hatte der Buchbinder Schmidt organisiert, um Spenden für die Fassadenfreilegung zu sammeln. Auf dem Dachboden des Rathauses hat zudem Museumsleiter Peter Hagenmeier nun einige alte Schätze geborgen, unter anderem alte Gefäße aus den Zeiten der Bäcker und Metzger sowie altes Mobiliar. Interessante Stücke, die neben vom Grafiker Oliver Frank gestalteten Schautafeln und vielen Bildern die Ausstellung im Schwarzen Ross bereichern werden.