Hilpoltstein
200 Meter Beton unter der Lupe

Schleuse Hilpoltstein wird gründlich kontrolliert Kanal gesperrt bis 6. April

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr


Hilpoltstein (HK) Die größten Schleusen Deutschlands stehen in Hilpoltstein, Eckersmühlen und Leerstetten. Eine davon, die Schleuse Hilpoltstein, wird derzeit saniert. Jeder Millimeter der 200 Meter langen, 12 Meter breiten und 30,5 Meter hohen Schleusenkammer wird untersucht und Risse gleich ausgebessert. 700 000 Euro kostet die Maßnahme.

Der Main-Donau-Kanal ist gesperrt, kein Schiff kommt mehr einen Meter weit, denn alle sechs Jahre müssen die riesigen Bauwerke zur großen Inspektion. Heuer findet diese Kontrolle außergewöhnlich früh statt. "Wir hatten schon Angst, dass es vielleicht zu kalt ist, aber wir wollten fertig sein, bevor sich die Ausflugsschiffe auf den Weg machen wollen", sagt Sandra Wünsche, die Chefin der Hilpoltsteiner Außenstelle der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV).

Seit der Kanalsperrung am 16. März werden Schleusenkammern, Einlaufbauwerke, Sparbecken und Tore gereinigt, die Wände Stück für Stück mit Hochdruckreinigern gesäubert. Teilweise ist der Schlamm an den Wänden, den Einlauftunneln und Betonsäulen nur wenige Millimeter dick. Am Boden steht der Schlamm aber teilweise so hoch, dass er mit Radladern ausgebaggert werden muss.

Neben den meist von Bibern eingeschleppten Ästen fand sich heuer nur ein Fahrrad, doch in den vergangenen Jahren wurden sogar schon Anker und komplette Schiffsschrauben geborgen.

"Handnahe Sichtprüfung" nennt Wünsche die folgende Prozedur, bei der jeder einzelne Zentimeter der insgesamt 50 000 Quadratmeter Beton kontrolliert wird. Rote, blaue und gelbe Linien ziehen sich über die Wände und Säulen, Ziffern bezeichnen jedes einzelne der zu überprüfenden Segmente. "Dann vergleichen wir anhand von Kontrollaufnahmen, ob sich ein Riss seit der letzten Prüfung, die bei der Hilpoltsteiner Schleuse 2010 war, vergrößert oder sich seine Lage verändert hat."

Hat ein Spalt eine bestimmte Größe oder liegt er an einer besonders sensiblen Stelle, wird er verpresst. "Dabei arbeiten wir mit Epoxidharz, weil es nach dem Aushärten die nötige Festigkeit und Zähigkeit hat, um im Beton dauerhaft zu halten und die Verbindung wieder herzustellen", erklärt Wünsche.

Einer ebenso genauen Prüfung werden die Schleusentore unterzogen. Während das obere Stahltor nur vier Meter hohes Wasser zurückhalten muss, ist das Untertor eine Stahlkonstruktion mit immerhin 120 Tonnen Gewicht. Und es ist so groß, dass es sogar innen über Leitern begehbar ist. "Auch hier gehen wir Schweißnaht für Schweißnaht ab und lassen keine noch so kleine Ecke außer Acht", sagt Wünsche.

Wenn alles nach Plan läuft, sind Anfang April die letzten Arbeiten erledigt und eine rund 50 Tonnen schwere Stahlwand, die sich derzeit gegen das Wasser stemmt, wird entfernt. Ab dem 6. April ist der Kanal wieder frei.