Heideck
Vom Beruf zum künstlerischen Schaffen

Das Erzählcafé erinnert an Heidecker Maler Adolf Feyerlein malte die gesamte Bandenwerbung im Nürnberger Stadion

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Adolf Feyerlein bemalt im Auftrag der Stadtreklame Nürnberg eine Straßenbahn. ‹ŒRepro: Peschke

Heideck (HK) Im Heidecker Erzählcafé ging es dieses Mal um Geschichten aus dem Malerhandwerk und um Heidecker Künstler. Richard Böhm betonte, dass es in Heideck schon immer zahlreiche Malermeister gab, die auch künstlerisch aktiv waren.

Der am 3. Oktober 1887 in Heideck geborene Josef Meng sei dabei laut Böhm der bedeutendste Künstler, den Heideck bislang hervorgebracht hat. Sein Geburtshaus stand direkt an der Kapell, wo er mit sechs Geschwistern als Sohn eines Kunstschreiners aufwuchs. Er war zugleich ein Onkel des ebenfalls in Heideck geborenen Künstlers Josef Marschall.

Sicherlich habe Josef Meng von seinem Vater die Liebe und das Geschick zum Handwerk mitbekommen und pflegte schon als Kind sein früh erkennbares bildnerisches Talent. Er entschied sich zunächst für eine Lehre im Malerhandwerk in Kochel am See. Dort entwickelte sich seine Vorliebe für die Dekorations- und Lüftlmalerei. Er habe im Sommer bei unterschiedlichen Meistern gearbeitet und besuchte im Winter die Kunstgewerbeschule in München. Auch entdeckte er damals seine Liebe zur Landschaft, die er noch mit dem Bleistift skizzierte, weil die Farben zu teuer waren.

Er habe fast den ganzen Ersten Weltkrieg im Schützengraben in Flandern gelegen und seine Eindrücke in Skizzenbüchern und auf Feldpostkarten dokumentiert. Nach dem Krieg besuchte er die Kunstgewerbeschule in München und war ein geschätzter Schüler von Professor Franz Stuck. 1919 kam er nach Kufstein und reifte dort zum hoch geachteten Künstler. Besonders die Gebirgslandschaft des Wilden Kaisers und die umliegende Bergwelt habe er immer wieder im Bild festgehalten und wurde so zum "Maler des Kaisergebirges". Er ist am 8. Juli 1974 in Kufstein gestorben. Seine Heimatstadt Heideck hat ihn im Juli 2006 in einer Sonderausstellung mit Leihgaben der Familie geehrt.

Schließlich war das Berufsbild der Maler ein Thema. Früher wurde der Maler auch als Tüncher bezeichnet. Während die Tüncher, Ausweißer und Weißmaler vornehmlich für den Außenanstrich der Häuser verantwortlich waren, gab es eine ganze Palette von Spezialisten, die sich als Stubenmaler, Tapezierer und Schriftenmaler andienten. Mit der Industrialisierung erlebte das Malerhandwerk eine wahre Revolution. Machte der Maler früher seine traditionellen Farben nach überlieferten Rezepten aus Kalk, Kasein, Leinöl, Ochsenblut und anderen natürlichen Rohstoffen, so sorgte die chemische Industrie für neue Bindemittel der Farben.

Die Besucher des Erzählcafés erinnerten sich, dass es in Heideck einst viele Malermeister gab, von denen einige auch einen Hang zur Kunst zeigten. So kam ihnen der Heidecker Malermeister Rupert Roth in den Sinn, bei dem viele Heidecker in die Lehre gingen. Genannt wurden zudem Adolf Schleicher, Max Miehling, Richard Mack, Fritz Drossen, Franz Fürsich, Adolf Pöllet, Reinhard Wagner, Alfred Lang und die "Malerdynastie" mit Horst, Adolf und Franz Feyerlein.

Adolf Feyerlein berichtete beim Erzählcafé, dass er als gelernter Schriftenmaler 39 Jahre lang im Dienst der Stadtreklame Nürnberg stand. Der Schwerpunkt seiner Arbeit war die Verkehrsmittelwerbung. Er habe den Nürnberger Straßenbahnen den bunten Anstrich gegeben und damit Farbe ins öffentliche Verkehrsgeschehen gebracht. Angefangen mit Schriftzügen lernte er bald, auch Menschen zu malen.

Er erinnerte sich, dass er Anfang der 1960er Jahre die gesamte Bandenwerbung im Nürnberger Stadion nach Entwürfen von Grafikern gemalt habe. In seiner Freizeit habe er sein künstlerisches Talent weiter gepflegt und ist in Heideck als malender Künstler und Bildhauer bekannt.

Maximilian Peschke erwähnte, dass Heideck noch auf einen weiteren international bedeutenden Künstler stolz sein könne. Der 1935 in Berlin geborene Christian Jereczek habe nach seiner Ausbildung als Bildhauer seine Neigung zur Malerei durch Studien in Berlin, Dresden und Wien weitergeführt. Er wohnte seit 1974 in Schloßberg und galt bis zu seinem Tod am 31. Oktober 2013 als virtuoser Meister seines Faches, dessen Bilder weltweit nachgefragt wurden.

Peschke, der Vorsitzende des Heidecker Künstlerkreises, erzählte, wie es zu dessen Gründung im Jahr 1981 kam und betonte, dass sich der Kreis seit damals in ununterbrochener Folge jeweils zum Heimatfest mit einer Jahresausstellung präsentiere. Insgesamt hätten sich bisher 77 Künstlerinnen und Künstler aus Heideck und den Ortsteilen beteiligt. Heute zähle der Künstlerkreis 20 aktive Mitglieder, die sich mit unterschiedlichen Ausdrucksformen und Techniken präsentieren.

Die Kunst in Heideck lebe von der Vielseitigkeit des künstlerischen Schaffens von der klassischen Malerei über Skulpturen, Drechselarbeiten, Metallarbeiten, Fotokunst, Grafik, Keramik und Glaskunst. In den vergangenen 36 Jahren habe sich der Künstlerkreis Heideck zu einer anerkannten Kunstszene im Landkreis Roth und der Region entwickelt, welche die lokale und regionale Kunstarbeit bereichere. Selbst einen "Hundertwasser" (Stowasser) zähle man zu den Mitgliedern, erwähnte Richard Böhm scherzhaft. Maximilian Peschke erzählte abschließend, dass bisher schon neun Künstlerinnen und Künstler aus Heideck die Ehre hatten, als Künstler des Jahres des Landkreises Roth, zuletzt auf Burg Abenberg, auszustellen.

Das nächste Heidecker Erzählcafé findet am Donnerstag, 11. Mai, um 14.30 Uhr im Rathaus statt. Dann wird der Heimatfestfilm aus dem vergangenen Jahr von Klaus Jung vorgeführt.